Köln: Unbekannte griffen mehrere Ausländer an

Polizisten vor dem Kölner Dom.
Gruppe aus Rockern, Hooligans und Türstehern habe sich verabredet. Männer aus Pakistan und Syrien verletzt.

Die Stadt am Rhein kommt nach den massiven Übergriffen zu Silvester nicht zur Ruhe: Mehrere Gewalttäter haben in Köln gruppenweise Menschen mit pakistanischer und syrischer Staatsangehörigkeit angegriffen und verletzt. Eine Gruppe von etwa 20 Menschen sei am Sonntagabend in der Nähe des Hauptbahnhofs auf sechs Pakistaner losgegangen, teilte die Polizei mit. Zwei der Angegriffenen wurden nach der Auseinandersetzung verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Wenig später hätten fünf Täter einen 39-Jährigen mit syrischer Staatsangehörigkeit angegriffen und leicht verletzt. Die Polizei ermittele wegen gefährlicher Körperverletzung. Ob ein Zusammenhang zwischen den Taten besteht, war zunächst unklar.

Der "braune Mob in den sozialen Medien"

Nach den Übergriffen klagt der Zentralrat der Muslime über zunehmende Feindseligkeit gegenüber Muslime. "Wir erleben eine neue Dimension des Hasses", sagte der Zentralratsvorsitzende, Aiman Mazyek, dem "Kölner Stadtanzeiger". Der "braune Mob" tobe in den sozialen Medien und sehe seine Vorurteile durch die Silvesternacht bestätigt. Am vergangenen Donnerstag, als bekannt wurde, dass es sich bei einigen mutmaßlichen Tätern um Asylbewerber aus muslimischen Ländern handle, seien in der Geschäftsstelle des Islamverbands 50 Drohanrufe sowie hunderte Hassmails und -briefe eingegangen, sagte Mazyek der Zeitung. Dazu gebe es Hetze im Internet. Inzwischen habe der Verband die Telefonanlage abstellen müssen.

Kurz zur Vorgeschichte: In Köln hatten sich in der Silvesternacht nach Polizeiangaben kleinere Gruppen aus einer Menge von rund 1000 Männern gelöst, die vor allem Frauen umzingelt, begrapscht und bestohlen haben sollen. Zahlreiche Opfer und Zeugen sprachen von Tätern nordafrikanischer oder arabischer Herkunft. Mehr in "Maas: Silvesterangriffe waren organisiert"

Köln: Unbekannte griffen mehrere Ausländer an
ABD0022_20160106 - Zahlreiche Menschen sind am 31.12.2015 in Köln (Nordrhein-Westfalen) auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs zu sehen. In der Silvesternacht waren am Kölner Hauptbahnhof Frauen sexuell belästigt und augeraubt worden. Foto: Markus Böhm/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Verabredung auf Facebook, "um auf Menschenjagd zu gehen"

Nach Informationen des Kölner Express hatte sich eine Gruppe aus Rockern, Hooligans und Türstehern über Facebook verabredet, "um in der Kölner Innenstadt "auf Menschenjagd" zu gehen". Dies wollte ein Polizeisprecher in der Nacht zu Montag nicht bestätigen. Ob die Übergriffe einen fremdenfeindlichen Hintergrund hatten, werde zurzeit noch ermittelt, sagte er.

Bereits am Nachmittag habe die Polizei Hinweise "auf Personengruppen erhalten, die gezielt Provokationen suchen würden", hieß es in der Mitteilung vom Sonntagabend. Daraufhin sei die Polizei in der Innenstadt mit starken Kräften im Einsatz gewesen. In der Nacht sei die Präsenz nach mehreren Personenkontrollen dann wieder zurückgefahren worden, sagte ein Polizeisprecher.

Im Zuge der Kontrollen seien vier Menschen vorübergehend in Gewahrsam genommen worden, die ausgesprochene Platzverweise nicht befolgt hätten. Ob diese Personen zu den Angreifern gehörten, werde noch ermittelt, sagte ein Polizeisprecher. Es wurden zwei Strafanzeigen gestellt.

Umfrage: Furcht vor Anstieg der Kriminalität

Die Mehrheit der Deutschen sieht Ausländer nach den Vorfällen in Köln zu Silvester nicht negativer als zuvor. In einer Forsa-Umfrage für die Sendung "RTL Aktuell" gaben 60 Prozent der Befragten an, ihre persönliche Einschätzung von Ausländern sei nicht kritischer geworden nach den Übergriffen auf Frauen.

Mehr dazu in Flüchtlinge: Deutsche befürchten Kriminalitätsanstieg

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