Missbrauch: Vatikan-Finanzchef legt Amt nieder

Die australische Polizei geht gegen Kardinal George Pell vor. Dieser weist die Vorwürfe des Kindesmissbrauchs zurück, legt abre vorübergehend sein Amt nieder.

Wegen Missbrauchsvorwürfen hat der Finanzchef des Vatikan, George Pell, am Donnerstag angekündigt, sein Amt vorübergehend niederzulegen. Der australische Kardinal will in seine Heimat Australien zurückkehren, um sich den Missbrauchsvorwürfen zu stellen. Zuvor hatten die australischen Behörden ein Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs gegen den 76-Jährigen eingeleitet.

Pell, seit 2014 "Finanzminister" des Vatikan, wies die Vorwürfe entschieden zurück. Diese seien "völlig falsch". Er habe den Papst über die gegen ihn laufenden Ermittlungen informiert. Papst-Sprecher Greg Burke berichtete, dass Pell vor seiner Abfahrt nach Australien nicht mehr an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen werde. Am Donnerstag zelebrierte der Papst die Messe mit den Purpurträgern, nachdem er bei einem Konsistorium am Mittwoch fünf neue Kardinäle kreiert hatte. Pell werde außerdem keine Interviews mehr geben, berichtete Burke.

Mehrer sexuelle Vergehen zur Last gelegt

Der Vatikan respektiere die australische Justiz, wurde betont, zugleich aber hervorgehoben, dass Pell wiederholt seine Unschuld beteuert habe. Er habe Misshandlungen gegen Minderjährige außerdem als "unerträglich" bezeichnet und mit den australischen Justizbehörden bei der Klärung der Vorwürfe zusammengearbeitet. Er selber habe sich an der Gründung einer päpstlichen Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen beteiligt, hieß es in der Vatikan-Erklärung.

Der Papst habe Pell die Genehmigung gegeben, sein Amt an der Spitze des Wirtschaftsdikasteriums vorübergehend niederzulegen. Die Geschäfte sollen inzwischen von den Sekretären des Dikasteriums weitergeführt werden.

Dem katholischen Geistlichen würden mehrere sexuelle Vergehen zur Last gelegt, teilte die Polizei im australischen Teilstaat Victoria am Donnerstag mit. Einzelheiten nannte die Polizei wegen des laufenden Verfahrens nicht. Die australischen Ermittler hatten Pell bereits im Oktober in Rom zu Missbrauchsvorwürfen befragt. Am 18. Juli soll Pell vor dem Amtsgericht in Melbourne erscheinen.

Australischen Medienberichten zufolge wird Pell selbst von zwei Männern bezichtigt, sie Ende der 1970er Jahre missbraucht zu haben. Zudem soll er sich in den 80er Jahren nackt vor drei Buben gezeigt haben. Pell wies die Vorwürfe zurück und sprach von einer "skandalösen Schmutzkampagne" gegen ihn. Kürzlich erschien ein Buch der Enthüllungsjournalistin Louise Milligan über Pell, das neue Einzelheiten zu den Vorwürfen gegen den australischen Kardinal enthielt.

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