Jugendliche Aborigines in australischen Gefängnissen gefoltert

(Symbolbild)
Ein Untersuchungsbericht spricht von "schockierenden" Misshandlungen an Minderjährigen Aborigines in Nordaustralien.

Jugendliche Aborigines werden nach Erkenntnissen einer Untersuchungskommission in Haftanstalten in Nordaustralien "schockierenden" Misshandlungen unterzogen. In einem Abschlussbericht ist die Rede davon, dass Minderjährige in den Jugendgefängnissen im Norden des Landes körperlich misshandelt und entwürdigt wurden. Etwa soll ihnen die Befriedigung grundlegender Bedürfnisse wie Essen, Trinken und der Gang zur Toilette verweigert worden sein. Zudem wurde Isolation als Strafe eingesetzt. Die Folge dieser Behandlung seien vermutlich psychische Schäden.

Folter war Behörden bekannt

Die australische Regierung hatte die Royal Commission, mit der Untersuchung der Zustände in Jugendgefängnissen im Norden des Landes beauftragt, nachdem ein schockierendes Video aus der Haftanstalt Don Dale im Northern Territory aufgetaucht war. Es zeigt, wie Kinder in der Haftanstalt mit Tränengas beschossen und misshandelt werden. Ein 17-Jähriger wurde von den Wärtern gezwungen, mit nacktem Oberkörper stundenlang mit einem Sack über dem Kopf gefesselt auf einem Stuhl zu sitzen.

Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass es in den Jugendgefängnissen des Gebiets "über viele Jahre schockierende und systematische Verstöße" gab. Diese seien den Behörden bekannt gewesen und absichtlich ignoriert worden. Die Regierung der Region Northern Territory habe darin versagt, Kinder und ihre Familie ausreichend zu unterstützen, um Jugendhaft zu vermeiden.

"Abscheuliche Missstände"

Die Royal Commission empfahl die Schließung der Haftanstalt Don Dale und eine Reform des Jugendstrafrechts in der Region. So sollten Minderjährige unter 14 Jahren nicht mehr inhaftiert und Kinder-Hilfsorganisationen der Aborigines sollten von den Behörden stärker gefördert und unterstützt werden.

Die Regierung in Canberra bezeichnete die von den Ermittlern geschilderten Missstände am Freitag als "abscheulich". "Alle Kinder verdienen es, mit Würde und Respekt behandelt zu werden", sagte der Minister für Ureinwohnerfragen, Nigel Scullion. Aborigines-Organisationen erklärten, die Probleme seien seit Jahrzehnten bekannt. Die australische Regierung und die regionalen Behörden schöben die Verantwortung jedoch hin und her und hätten abgesehen von Untersuchungsberichten und Empfehlungen bisher nicht viel getan.

Häufig Ureinwohner inhaftiert

Aborigines machen drei Prozent der australischen Bevölkerung aus. Jugendliche Aborigines landen nach Angaben von Menschenrechtlern 24-mal so häufig in Haft wie andere australische Jugendliche. Das Northern Territory hat eine der landesweit höchsten Kriminalitätsraten. Mehr als zwei Drittel der Häftlinge in dem Verwaltungsgebiet sind Ureinwohner, deren Leben häufig durch Arbeitslosigkeit, ein geringes Bildungsniveau oder Drogenabhängigkeit geprägt ist.

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