Sex und Moneten für ein Gesetz

Familie Netanjahu wieder im Zwielicht. Ein Sohn verplapperte sich auf dem Weg ins Puff.

"Mein Alter hat deinem Alten 20 Milliarden zugeschanzt und du gönnst mir nicht einmal 400 Schekel?", sagt Yair Netanjahu (26) zu seinem Freund Ori Maimon, dem Sohn des Milliardärs und Teilhabers an Israels größtem Energie-Konzern, Kobi Maimon. Also 96 Euro.

Mit dabei im Dienstwagen des Premiers auf einer nächtlichen Tour durch Tel Aviv war Roman Abramov, der laut polizeilichen Ermittlungen nur seiner Freundschaft zu Yair einen Top-Job beim australischen Milliardär James Packers zu verdanken hat. Gegen Packer wird in Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen gegen Benjamin Netanjahu ermittelt.

Das vor zwei Jahren heimlich aufgezeichnete "Männergespräch" zwischen dem Sohn des Premiers und dem Sohn des Milliardärs wurde vermutlich vom Chauffeur des Regierungsfahrzeugs mitgeschnitten oder von den Leibwächtern, wer weiß. Seit es Montag Abend im Kanal 2 des israelischen Fernsehens lief, gerät der berüchtigte "Gas-Deal", den Benjamin Netanjahu damals durchgesetzt hatte und der einige Milliardäre ein bisschen reicher machen sollte, in noch ärgere Schieflage.

Geld für die Nutte

Beide Freunde hatten dem Sohn des Premiers an diesem Abend jeweils 400 Schekel geliehen. "Das war für die Nutte", erklärt Yair und macht sich Gedanken über Zuhälterei: "Würd ich meine Freundin ausleihen, wäre ich meine Schulden bald los."

Wie angeheitert das Trio zu diesem Zeitpunkt war, bleibt unklar. Ori Maimon scherzt noch: "Sollte das öffentlich werden, wär die Hölle los." Die Familie Netanjahu beruft sich denn auch auf die Trunkenheit ihres Sohnes: "Alle Eltern sollten sich vor Augen führen, was passiert, würde jede Blödelei ihrer Kinder vom Kanal 2 zu Schlagzeilen verarbeitet und jeder abendliche Ausgang heimlich aufgezeichnet." Der Premier erklärte am Dienstag, er kenne Kobi Maimon nur aus einem kurzen Gespräch, das über ein Jahrzehnt zurückliege. Er habe auch nichts von der Freundschaft Yairs mit dessen Sohn Ori gewusst.

Yair beklagt das Eindringen in die Privatsphäre und spricht von "illegalen Aufzeichnungen". Juristen bestätigen diese Darstellung nicht: Aufzeichnungen durch Tonträger seien legal, wenn einer der Anwesenden davon wisse. Pikant dazu: Netanjahus Likud-Partei strebt derzeit ein Gesetz an, das Aufzeichnungen ohne Kenntnis aller Beteiligten für illegal erklärt. Was in Zukunft Skandal-Enthüllern ihr wohl stärkstes Beweis-Mittel nimmt.

Wie in einem Feudalsystem sprachen Mama wie auch Papa bereits öffentlich von ihren Kindern als "politische Erben". Und so führen sie sich auf. Roman Abramov besorgte seinem Freund Yair auf Kosten seines Arbeitgebers Packer Urlaubsreisen in dessen Privat-Jet. Auch in der Tonaufnahme ist zu hören: "Da bleibt mir ja kein Geld mehr für unseren Ibiza-Trip!"

Die Opposition spricht jetzt von der Einleitung polizeilicher Ermittlungen. Der Verdacht auf Kenntnis irregulärer Vorgänge mit Straftatbestand liege vor. "Zumindest aber steht jetzt eine parlamentarische Untersuchung an", fordert Avi Gabbai, Chef der größten Oppositionspartei, "zu bislang unerklärten Vorgängen, die allen schon vor zwei Jahren rätselhaft waren."

Auch mindestens vier Minister hatten 2015 Skrupel, den vom Premier mit auffallendem Elan vorangetriebenen Gas-Deal abzusegnen. Worauf Netanjahu sie kaltstellte, rauswarf oder ignorierte. Was sind schon gute Freunde gegen reiche Freunde?

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