Zwei Täter bieten sich als Kronzeugen an

A police van carrying five men accused of the gang rape and murder of an Indian student arrives at a court in New Delhi January 7, 2013. Five men accused of the gang rape and murder of an Indian student appeared in court on Monday to hear charges against them, after two of them offered evidence possibly in return for a lighter sentence in the case that has led to a global outcry. The five men, along with a teenager, are accused of raping the 23-year-old physiotherapy student on a bus in New Delhi. She died two weeks later on December 28 in a Singapore hospital. REUTERS/Stringer (INDIA - Tags: CRIME LAW CIVIL UNREST POLITICS TPX IMAGES OF THE DAY)
Prozess gegen Vergewaltiger in Neu Dehli: Die Aussage gegen die anderen soll Strafminderung bringen.

Vor Beginn des Mordprozesses gegen die fünf mutmaßlichen Peiniger der 23-jährigen Medizinstudentin in Neu Dehli sind die Beschuldigten am Montag dem Gericht vorgeführt worden. Reporter berichteten, dass Polizisten die Männer in den Gerichtssaal geleiteten. Richterin Namrita Aggarwal hatte den überfüllten Saal zuvor räumen lassen. Sie begründete das damit, dass die Sicherheit der Verdächtigen in der Menge nicht gewährleistet sei.

Vor Ausschluss der Öffentlichkeit war es im Verhandlungssaal zu tumultartigen Szenen gekommen. Anwälte stritten untereinander, nachdem zwei von ihnen angeboten hatten, die Beschuldigten zu vertreten. Sie wollten damit einen Boykott der Anwaltskammer in dem Distrikt brechen, die beschlossen hatte, eine Verteidigung der Männer "aus moralischen Gründen" zu verweigern. Das Gericht hat den Beschuldigten ein Ultimatum zur Suche eines Anwalts gesetzt. Sollten sie bis zur nächsten Anhörung an diesem Donnerstag niemanden gefunden haben, würden ihnen Pflichtverteidiger gestellt, sagte Richterin Namrita Aggarwal.

Den Beschuldigten wurde am Montag hinter verschlossenen Türen die Anklageschrift übergeben, in der ihnen außer Mord auch Vergewaltigung und andere Verbrechen vorgeworfen werden. Danach soll der Fall an ein neues Schnellgericht in Neu Delhi verwiesen werden. Den fünf erwachsenen Beschuldigten droht der Galgen. Beim sechsten Verdächtigen wird mit Knochentests geprüft, ob er - wie von ihm selbst behauptet - minderjährig ist.

Zwei der Angeklagten wollen gegen die anderen aussagen. Der 20-jährige Fitnesstrainer Vinay Sharma und der 19-jährige Obstverkäufer Pawan Gupta bieten sich als Kronzeugen an. Dadurch erhoffen sie sich mildere Strafen.

Auch wenn in Indien die Todesstrafe selten vollstreckt wird: Die Vergewaltiger könnten am Galgen enden. Beobachter rechnen damit, dass ein Exempel statuiert wird, um potenzielle Vergewaltiger abzuschrecken.

Das 23-jährige Opfer war am 16. Dezember in einem fahrenden Bus in Neu Delhi vergewaltigt und gefoltert worden. Vor gut zwei Wochen starb die junge Frau an ihren Verletzungen. Ein Begleiter der Studentin überlebte verletzt. Die Familie der Toten fordert die Hinrichtung aller sechs Beschuldigten.

Vater gab Identität preis

Der Vater der nach einer Gruppenvergewaltigung gestorbenen Inderin hat die Identität seiner Tochter preisgegeben. "Wir möchten, dass die Welt ihren wahren Namen erfährt", sagte er der britischen Boulevardzeitung Sunday People, die den Namen des Vaters und der Tochter druckte. "Ich bin stolz auf sie. Ihren Namen zu enthüllen wird anderen Frauen Mut machen, die solche Angriffe überlebt haben. Sie werden daraus Kraft schöpfen."

Das indische Gesetz verbietet es, die Identität der Opfer von Sexualverbrechen zu nennen. Die große Anteilnahme in der Bevölkerung am Tod seiner Tochter habe seiner Familie Kraft gegeben, sagte der Vater. "Ich habe das Gefühl, dass sie nicht nur meine Tochter sondern Indiens Tochter ist."

Gewalt gegen Frauen geht weiter

Die BBC berichtet, dass vier Polizisten in Neu Delhi in Zusammenhang mit einem weiteren Vergewaltigungs- bzw. Mordfall suspendiert worden sind. Der Vater einer 21-jährigen Frau, deren Leichnam am Samstag entdeckt worden war, behauptet, dass seine Tochter Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden sei. Laut den Angaben des Vaters hätte die Polizei zuerst gar nicht reagiert. Nun sind zwei Männer verhaftet worden, ein dritter Verdächtiger soll geflüchtet sein.

Außerdem meldete die Nachrichtenagentur IANS die Vergewaltigung einer 15-Jährigen in Neu Delhi durch einen Mann und einen Jugendlichen. Der Nachrichtensender NDTV berichtete, im zentralindischen Bundesstaat Chhattisgarh seien ein Lehrer und ein Wachmann unter dem Vorwurf festgenommen worden, vier Schülerinnen vergewaltigt zu haben. Im ostindischen Bundesstaat West-Bengalen sei ein 40-Jähriger festgenommen worden, der verdächtigt werde, vier Mädchen im Alter zwischen fünf und zehn Jahren missbraucht zu haben.

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