Hitzewelle "Luzifer" hat Italien fest im Griff

Soll noch bis Anfang nächster Woche anhalten. Ältere Menschen besonders gefährdet. 43 Grad auf Sardinien. Bevölkerung wird zum Wassersparen aufgefordert.

Die Hitzewelle mit drückenden Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius sorgt nach wie vor für große Probleme in Italien. Allein in Rom mussten Rettungskräfte Dutzende Male ausrücken, um vor allem älteren Menschen Hilfe zu leisten.

Zahlreiche Senioren hätten Kreislaufzusammenbrüche und Ohnmachtsanfälle erlitten, berichteten italienische Medien. Auch in den Notaufnahmen der Mailänder Krankenhäuser wurden etliche Senioren behandelt, die an akutem Flüssigkeitsmangel, Herz- und Kreislaufproblemen oder Atembeschwerden litten.

Hitzewelle "Luzifer" hat Italien fest im Griff
A woman shelters from the sun in St. Mark's Square in Venice, Italy, August 3, 2017. REUTERS/Stefano Rellandini
Schwere Brände toben nach wie vor in mehreren italienischen Regionen. Eine 79-jährige Pensionistin ist am Donnerstag bei einem Brand ums Leben gekommen, der sich auf einem Grundstück nahe ihrer Wohnung in Sant'Omero in der Region Abruzzen entwickelt hatte. Bei den Löschmaßnahmen entdeckte die Feuerwehr die Leiche der Frau. Ein 63-jähriger Mann wurde am Freitag wegen des Verdachts auf Brandstiftung in Rom festgenommen. Er wird beschuldigt, einen Brand im Pinienwald Castel Fusano gelegt zu haben.
Durch die Trockenheit wird die Hitzewelle zusätzlich erschwert. Berghütten im Trentino stellten mehrsprachige Plakate mit dem Appell an die Gäste auf, sparsam mit dem Wasser umzugehen.
Die Berghütte Gonella auf der italienischen Seite des Montblanc auf 3.071 Metern Höhe musste diese Woche wegen Wasserknappheit zusperren. Das Schneefeld, das die Berghütte mit Wasser versorgte, sei wegen der hohen Temperaturen weggeschmolzen, berichteten die Betreiber der Berghütte.
Hitzewelle "Luzifer" hat Italien fest im Griff
Tourists shelter from the sun in Saint Peter's Square at the Vatican as a heatwave hits Italy, August 3, 2017. REUTERS/Max Rossi
Temperaturen um die 43 Grad wurden am Freitag in mehreren Städten Sardiniens gemessen. In Rom, Bologna und Neapel hatte es bis zu 42 Grad. Die hohe Feuchtigkeit im Norden und aus Afrika kommende heiße Winde im Süden ließen die Temperaturen gefühlt noch höher erscheinen als in Wirklichkeit. Die "Luzifer" benannte Hitzewelle soll bis Anfang nächster Woche anhalten.

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Hitzewelle "Luzifer" hat Italien fest im Griff
A man refreshes himself with the waters of a fountain at Piazza Castello in Turin on August 2, 2017, as they seek relief during a heatwave that continues to grip southern Europe. / AFP PHOTO / Marco BERTORELLO
Südeuropa stöhnt über eine lange Hitzewelle. Am Freitag wurden bis zu 42 Grad gemessen. In vielen Ländern gab es Rekordwerte. In Kroatien erreichte der Stromverbrauch wegen der vielen Klimaanlagen im Hochbetrieb ein Allzeithoch. "Kroatische Hölle", titelte die Zeitung "Jutarnji list" in Zagreb. Die Feuerwehr kämpfte gegen Waldbrände.

In Bosnien-Herzegowina riefen die Behörden bereits den vierten Tag in Folge die rote Wetteralarmstufe bei 42 Grad aus. Spaßvögel brieten - wie in solchen Situationen üblich - wieder Eier auf Straßenasphalt und Motorhauben von Autos.

Das albanische Innenministerium verlangte wegen zahlreicher Brände die Ausrufung des Ausnahmezustandes, der aber noch nicht verhängt wurde, weil die neue Regierung nach der Parlamentswahl noch nicht steht. Nach einem Hilferuf an den Nachbarn schickte Griechenland zwei Löschflugzeuge.

In Griechenland, wo ebenso wie auf Zypern die Hitzewelle für die kommende Woche erwartet wird, waren in den vergangenen vier Tagen mehr als 150 Brände ausgebrochen. Die mit Hubschraubern und Flugzeugen gelöschten Feuer wurden zum Teil durch Brandstiftung von Bodenspekulanten ausgelöst. Drei Feuerwehrleute wurden verletzt.

Auf Korsika kämpfen Feuerwehrleute und Löschflugzeuge seit Mittwoch gegen einen Waldbrand. 170 Hektar sind bereits zerstört.

Zwar sind die Menschen in Spanien und Portugal im Sommer an hohe Temperaturen gewohnt, dieser Tage kommt es in vielen Regionen der iberischen Halbinsel allerdings ganz extrem: In Spanien galt am Freitag in 16 der insgesamt 50 Provinzen aufgrund der extremen Hitze mit Temperaturen von bis zu 42 Grad die zweithöchste Alarmstufe. Vor allem im Süden des Landes sowie auf Mallorca und Ibiza ist man auf Ventilator und Klimaanlage angewiesen.

Das italienische Gesundheitsministerium rief am Freitag erneut für Städte im ganzen Land die höchste Warnstufe aus - darunter Rom, Neapel, Venedig und Florenz. In der dortigen Galerie der Uffizien fiel zu allem Überfluss die Klimaanlage aus. Die ausgestellten Meisterwerke seien aber nicht in Gefahr, versicherte Direktor Eike Schmidt. In der Region Kampanien bei Neapel lagen die gefühlten Temperaturen laut dem Wetterdienst des Verteidigungsministeriums bei mehr als 50 Grad.

Hitzewelle "Luzifer" hat Italien fest im Griff
Sommer, Hitze, Bad, Wiener Bäder, Kongreßbad, baden, ins Wasser springen
Die Hitze in der Stadt liegt nicht nur am Klimawandel, sondern auch an den versiegelten Flächen, welche die Hitze speichern und Verdunstung verhindern. Grünflächen - auch vertikale - sollen die Städte wieder kühler machen. Zu diesem Schluss kam ein EU-Projekt, an dem sich u. a. Wien beteiligt hat.

Mehr als vier Jahre ist es her, als die Ergebnisse der Studie präsentiert wurden, die sich mit "Urban Heat Islands" (urbanen Hitzeinseln) beschäftigt hat. Neben Wien beteiligten sich noch sieben weitere Städte an dem Projekt. Der Abschlussbericht kam zu einem klaren Ergebnis: Mehr Grünflächen sollen Städten Abkühlung verschaffen.

Denn in natürlichen Umgebungen mit vielen Grünflächen verdunstet Wasser aus den Pflanzen und kühlt die Luft ab. Da in Städten aber die meisten Flächen verbaut sind, gibt es nicht nur keine Verdunstung - Beton und Asphalt speichern die Wärme und geben sie nachts wieder ab, was zu sogenannten "Tropennächten" führt.

Auch in Wien tut sich in Sachen Fassadenbegrünung einiges. Vor einem Jahr wurde das Gebäude der MA 31 - Wiener Wasser begrünt. Inzwischen seien die Pflanzen gut angewachsen, hieß es in einer Aussendung der Stadt Wien. Sie würden in der Hitzewelle ihre ganze Stärke ausspielen, nämlich das Gebäude beschatten, Luftschadstoffe und Staub binden und gleichzeitig Sauerstoff produzieren.

"Die Fassadenbegrünung des "Wiener Wasser"-Hauses ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie man wirkungsvolle Maßnahmen gegen das intensive Aufheizen im dichten Stadtraum setzen kann", betonte Umweltstadträtin Ulli Sima in der Aussendung. Bereits 2011 wurde als Pilotprojekt die Fassade der MA 48-Zentrale begrünt.

Jürgen Preiss, in der MA 22 für den Strategieplan zuständig, bestätigte auf APA-Anfrage, dass in den nächsten Jahren weitere öffentliche Gebäude begrünt werden sollen. Vor allem Bezirksämter und Schulen kämen dafür in Frage. Bei der Belegschaft kommen die vertikalen Gärten jedenfalls gut an: "In der MA 48 bleiben die Mitarbeiter gerne länger im Büro, weil es um einiges kühler geworden ist."

Für Privatpersonen, die sich für einen Dach- oder vertikalen Garten entscheiden, gibt es bis zu 2.200 Euro von der Stadt, bei Neubauten mit Flachdächern ist ein Dachgarten ohnehin Pflicht. "Wir wissen, dass der Einreichprozess sehr kompliziert ist", sagte Preiss, man wolle den Vorgang aber vereinfachen. Viele wüssten zudem nicht, an welche Experten sie sich wenden können."

Einer dieser Experten ist Simon Tschannett von der Firma Weatherpark, die Beratung in Sachen Stadtklima anbieten. Tschannett zeigte sich auf APA-Nachfrage erfreut, dass die Stadt das Problem angeht. Die Förderung für Dach- und Fassadenbegrünung sei zwar lobenswert, es fehle jedoch an einem flächendeckenden Stadtklimaplan. Man dürfe sich nicht zu sehr auf Einzelprojekte konzentrieren, sondern müsse groß denken. In einer Weltstadt wie Wien sei es wichtig, unterschiedliche Räume anzubieten. Als Beispiel nannte Tschanett das beinahe unbegrünte Museumsquartier: "Dort ist es zwar heiß, dafür kann ich dort am Abend länger verweilen, gerade in der Übergangszeit."

Der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Land kann laut Studien bis zu zwölf Grad betragen. Messungen der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigten, dass die Differenz zwischen Innerer Stadt und den Randbezirken Wiens bei vier bis fünf Grad liegen.

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