Paulo Coelho bietet 100.000 Dollar für "The Interview"

    
Brasilianischer Autor will den Film veröffentlichen – auch anderes Studio sagt einen Nordkorea-Film ab.

Digitale Fußabdrücke" weisen in Richtung Nordkorea: Nach der Hackerattacke gegen Sony Pictures und Terrordrohungen gegen Kinos gerät das Regime in Pjöngjang immer mehr in das Visier der Ermittlungen in den USA. Wie der Sender CNN berichtete, verdichten sich die Hinweise auf eine Verstrickung Nordkoreas in die Affäre - allerdings wollten weder das Weiße Haus noch andere Behörden den vermeintlichen Schuldigen öffentlich beim Namen nennen.

Sony Pictures hatte am Vortag die Nordkorea-Satire "The Interview" zurückgezogen. Da die Mehrheit der Kinobetreiber in den USA den Film nicht ins Programm nehmen wolle, "haben wir beschlossen, den für den 25. Dezember geplanten Kinostart abzusagen", so eine Mitteilung des Studios. In dem Film bekommen zwei US-Journalisten (Seth Rogen und James Franco) den Auftrag, Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bei einem Interview zu töten.

Bei der beispiellosen Cyberattacke waren im November flächendeckend die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen und etliche Daten gestohlen worden. Wie CNN berichtete, sollen die Passwörter eines führenden System-Administrators bei Sony entwendet worden sein. Damit hätten die Hacker praktisch "die Schlüssel zum gesamten Gebäude" gehabt.

Coelho will Film veröffentlichen

Paulo Coelho bietet 100.000 Dollar für "The Interview"
epa04032723 Brazilian writer Paulo Coelho speaks during the Digital Life Design conference in Munich, Germany, 20 January 2014. EPA/MARC MUELLER
"The Interview" sollte am 25. Dezember in den USA starten. In Deutschland war der Start des Films mit Produktionskosten von rund 44 Millionen US-Dollar (etwa 35 Millionen Euro) für Februar geplant. Sony hat sich auch gegen jede andere Form der Veröffentlichung des Films entschieden, sei es als Video auf privaten Kabelkanälen oder auf DVD, zitierte das MagazinVarietyeine Sony-Sprecherin.

Der brasilianische Autor Paulo Coelho hat unterdessen dem Konzern Sony 100.000 Dollar (gut 81.000 Euro) für die Rechte an dem Film angeboten. "Ich möchte ihn kostenlos in meinem Blog veröffentlichen", schrieb Coelho am Donnerstag im Internetdienst Twitter. Er bat in seinem Eintrag die brasilianische Vertretung der Filmproduktionsfirma darum, mit ihm in Kontakt zu treten und stellte für sein Angebot eine Frist bis Freitagmittag (Ortszeit).

Coelho sagte der Zeitung O Globo dazu, der Stopp des Films sei ein "furchtbarer Präzedenzfall". Die Entscheidung von Sony bedeute, "dass die Terroristen gewonnen haben". Die Hackergruppe Guardians of Peace (GOP) hatte am Dienstag eine ominöse Warnung ausgesprochen und an die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA erinnert. Sony reagierte zunächst nicht öffentlich auf Coelhos Angebot

Zweiter Film abgesagt

Die Cyberattacke wirkt sich auch auf andere Hollywood-Projekte aus: Wie die Filmwebsite Deadline.com berichtet, steigt die zum Filmstudio 20th Century Fox zugehörige Produktionsfirma New Regency aus Gore Verbinskis ("Fluch der Karibik") in Nordkorea angesiedeltem Thriller "Pyongyang" aus.

Bereits im März hätten die Dreharbeiten mit Hauptdarsteller Steve Carell ("Foxcatcher") beginnen sollen; für das Drehbuch sollte Steve Conrad ("Das erstaunliche Leben des Walter Mitty") verantwortlich zeichnen. Nun hat New Regency die Produktion gestoppt, nachdem Fox angekündigt hatte, den Film gegebenenfalls nicht veröffentlichen zu wollen.

"Ein trauriger Tag für die Kreativität", schrieb Steve Carell bei Twitter. Rob Lowe twitterte: "Wow. Alle haben klein beigegeben. Die Hacker haben gewonnen."

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