Größter US-Staudamm droht zu brechen: 188.000 evakuiert

Menschen fliehen aus drei Bezirken. Abfluss des Staudamms droht zu Bersten und unkontrollierte Fluten auszulösen.

Große Regenmassen haben in den USA den Oroville-Staudamm an den Rand des Berstens gebracht. Die Stadt Oroville, etwa 110 Kilometer nördlich der kalifornischen Bundeshauptstadt Sacramanto, wurde evakuiert. Gouverneur Jerry Brown rief am späten Sonntagabend (Ortszeit) den Notstand für die Bezirke Butte, Sutter und Yuba aus. Einige Stunden zuvor hatte die Polizei rund 188.000 Anrainer aufgefordert, sich in Sicherheit zu begeben.

Größter US-Staudamm droht zu brechen: 188.000 evakuiert
A damaged spillway with eroded hillside is seen in an aerial photo taken over the Oroville Dam in Oroville, California, U.S. February 11, 2017. California Department of Water Resources/William Croyle/Handout via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. EDITORIAL USE ONLY. TPX IMAGES OF THE DAY
Der Damm ist die größte Talsperre der USA und unter den 20 größten der Welt. Er ist 235 Meter hoch und rund 2.300 Meter lang. Der Damm selbst soll stabil sein. Das gefährliche Problem betrifft aber einen Abfluss-Kanal. Sollte dieser brechen, sprechen die Behörden von unkontrollierbaren Flutungen als Folge. Der nur im Notfall genutzte Abflusskanal wies starke Erosionsschäden auf.

Der Sender KCRA zeigte Aufnahmen aus einem Hubschrauber, auf denen zu sehen ist, wie die Wassermassen aus dem Entlastungskanal durch eine Rinne in ein zweites Reservoir stürzen, das ebenfalls schon sehr voll ist. Von dort aus rauscht das Wasser in den Fluss Feather, der durch den 20.000-Einwohner-Ort Oroville fließt.

Gefahr vorerst entschärft

Am Sonntagabend (Ortszeit) wurde bereits die Warnung ausgegeben, der Kanal würde innerhalb einer Stunde bersten. Dank des Ablasses von großen Wassermengen über den Haupt-Abfluss, der selbst eigentlich wegen Schäden durch den zusätzlichen Kanal entlastet werden sollte, scheint die unmittelbare Gefahr aber vorerst gebannt.

Teile Kaliforniens hatten in den zurückliegenden Tagen wegen heftiger Regenfälle unter Wasser gestanden. Seit Oktober hätte es um 225 Prozent mehr Regen als normal gegeben. Bewohner wurden aus ihren Häusern gerettet, nachdem der Fluss San Lorenzo über die Ufer getreten war. Die Wassermassen überraschten den Bundesstaat nach Jahren der Dürre.

Größter US-Staudamm droht zu brechen: 188.000 evakuiert
65,000 cfs of water flow through a damaged spillway on the Oroville Dam in Oroville, California, U.S., February 10, 2017. REUTERS/Max Whittaker

Wenn Dämme brechen, ist oft extremer Regen die Ursache. Einige Fälle:

POLEN, August 2010: Heftige Regenfälle zerstören den Witka-Staudamm im südwestpolnischen Grenzgebiet zu Deutschland. Gewaltige Wassermassen strömen in die Neiße, eine Flutwelle überschwemmt auf der deutschen Seite unter anderem Teile von Görlitz.

KASACHSTAN, März 2010: Nach starkem Regen und Tauwetter bricht ein Staudamm im Südosten des zentralasiatischen Landes. Die Flutwelle überspült ein Dorf und reißt Dutzende Menschen in den Tod.

BRASILIEN, Juni 2009: Ein Staudamm nahe der Stadt Cocal im Nordosten bricht nach extremen Regenfällen. Er hatte dem Druck des Flusses Pirangi nicht mehr standgehalten. Bilanz: Dutzende Tote und Verletzte, Tausende müssen in Notunterkünfte.

BRASILIEN, Jänner 2007: Rund zwei Millionen Liter Schlamm begraben nach dem Bruch eines Staudamms zwei Städte im südwestlichen Bundesstaat Minas Gerais unter sich. Tausende werden obdachlos.

PAKISTAN, Februar 2005: Nach tagelangen Regenfällen bricht ein Damm in Pasni in der südpakistanischen Provinz Balutschistan. Die Wucht der Wassermassen reißt 200 Menschen in den Tod.

SYRIEN, Juni 2002: Der Bruch eines Damms am Orontes-Fluss im Norden kostet 22 Menschen das Leben, Tausende werden obdachlos. Die Flut hatte mehrere Dörfer überschwemmt. Anrainer werfen der Regierung Nachlässigkeit beim Bau und beim Unterhalt des Staudamms vor.

KIRGISIEN, Juli 1998: Unter dem Druck von Hochwasser nach schweren Regenfällen bricht ein Staudamm am Kurban-Kel-See im Südwesten des Landes. 82 Menschen ertrinken in den Fluten.

Kommentare