Crew hatte keine Chance, Cockpit-Tür zu öffnen

Crew hatte keine Chance, Cockpit-Tür zu öffnen
Wird das Cockpit von innen bewusst versperrt, kann niemand diese Blockade aufheben.

Kein Terrorist sollte nach den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 je wieder in das Cockpit eines Flugzeuges vordringen. Deshalb wurden, wie Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa gestern bestätigte, bei der deutschen Fluglinie und ihrer Billig-Airliner-Tochter Germanwings alle Cockpit-Türen gepanzert. "Nicht einmal mit einer kleinkalibrigen Waffe wäre es möglich, diese Türen zu öffnen", sagte Spohr.

Doch was als maximale Sicherheitsvorkehrung gedacht ist, erwies sich im Fall des Unglücksfluges 4U9525 als tödliche Falle. Denn wenn im Inneren des Cockpits der Schalter auf "Lock" gestellt ist, gibt es von draußen kein Hereinkommen mehr.

Bei Großraumflugzeugen wie dem Airbus A380 müssen die Piloten das Cockpit theoretisch nie verlassen. Sie haben eine eigene Toilette in ihrem abgeriegelten Bereich. Doch bei Maschinen wie vom Typ A320 müssen Piloten oder Co-Piloten hin und wieder ihren geschützten Bereich verlassen. Dann wird die Tür von innen vom Zurückbleibenden verriegelt.

Über Eingabe eines Codes kann sie von außen geöffnet werden. Oder der Drinnensitzende macht auf, wenn er über Kamera sieht, dass ein Crewmitglied draußen steht.

Und dann gibt es den dritten Fall – so wie bei Flug 4U9525. Dann ist der Schalter von innen auf "lock" gestellt, also von außen auch mit Code nicht zu öffnen. Zur Sicherheit der Piloten, die eine Maschine auch noch notlanden könnten, wenn draußen Terroristen lauern.

"Ausgesperrt"

Diese Blockade der Cockpit-Tür würde zwar automatisch nach fünf Minuten enden. Sie kann aber von innen mit einem erweiterten Code verlängert werden.

Crew hatte keine Chance, Cockpit-Tür zu öffnen
Hätte sich der Absturz des A320 vermeiden lassen, wenn es der Crew gelungen wäre, die Cockpit-Türen zu öffnen? Diese Frage wird sich wohl nie beantworten lassen. Möglicherweise aber wäre das Risiko geringer gewesen, wenn durchgehend zwei Personen im Cockpit gewesen wären. In den USA gehört es zum Standard, dass eine Stewardess oder ein Flugbegleiter ins Cockpit muss, so lange ein Pilot oder Co-Pilot draußen ist.

In Europa ist es hingegen zulässig, dass einer der beiden Flugzeugführer kurz allein im Cockpit zurückbleiben darf. "Bisher gab es in Europa keine Notwendigkeit, diese Vorschrift zu ändern", sagt Luftfahrtexperte Kurt Hofmann zum KURIER. "Sie müssen bedenken: Im Vorjahr gab es 38 Millionen Flüge. 3,3 Milliarden Menschen sind in ein Flugzeug gestiegen – und 900 sind umgekommen, inklusive der abgeschossenen Maschine in der Ukraine. "Aber ich kann mir vorstellen, dass es jetzt Diskussionen über diese Cockpit-Regelung geben wird."

Die Fluggesellschaft Norwegian hat bereits Konsequenzen gezogen: Ab sofort müssen immer zwei Personen im Cockpit sein.

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