Die letzten Minuten von Germanwings-Flug 4U9525

Unglücksflug "4U9525"
Chronologie der Katastrophe basierend auf Angaben der Ermittlungsbehörde.

150 Menschen sterben am 24. März 2015, als der Copilot eine Germanwings-Maschine in den französischen Alpen zum Absturz bringt. Eine Chronologie der letzten Minuten von Flug 4U9525 basierend auf Angaben der französischen Flugunfall-Ermittlungsbehörde BEA und der Staatsanwaltschaft von Marseille (siehe unten):

Die letzten Minuten von Germanwings-Flug 4U9525
A French gendarme helicopter flies over the moutainside crash site of an Airbus A320, near Seyne-les-Alpes, March 25, 2015. French investigators will sift through wreckage on Wednesday for clues into why a German Airbus operated by Lufthansa's Germanwings budget airline plowed into an Alpine mountainside, killing all 150 people on board including 16 schoolchildren returning from an exchange trip to Spain. REUTERS/Emmanuel Foudrot TPX IMAGES OF THE DAY
  • 10.00 Uhr: Der Airbus A320 startet von Startbahn 07R des Flughafens von Barcelona, Ziel ist Düsseldorf.
  • 10.27.20 Uhr: Die Maschine erreicht ihre Reiseflughöhe von 38.000 Fuß (knapp 11.600 Meter).
  • 10.30.00 Uhr: Ein Routine-Funkspruch des Kapitäns an die Flugsicherung in Marseille ist der letzte Funkkontakt mit der Maschine.
  • 10.30.08 Uhr: Der Kapitän sagt seinem Copiloten, dass er das Cockpit kurz verlassen wird - zu hören ist dann eine Bewegung des Pilotensitzes und ein Öffnen und Schließen der Cockpit-Tür.
  • 10.30.53 Uhr: Der Copilot, nun allein im Cockpit, stellt im Autopiloten die Flughöhe innerhalb von einer Sekunde von 38.000 auf 100 Fuß (rund 30 Meter) ein - die niedrigste Höhe, die bei einem Airbus A320 eingestellt werden kann. Das Flugzeug geht in einen Sinkflug über.
  • 10.33.12 Uhr: Der Copilot erhöht die Geschwindigkeit der Maschine. Er wird sie später noch mehrmals erhöhen.
  • 10.33.47 Uhr: Der Fluglotse fragt per Funk nach der freigegebenen Flughöhe. Zu diesem Zeitpunkt ist der Airbus bereits auf 30.000 Fuß gesunken. Der Copilot antwortet auch dann nicht, als der Lotse wiederholt nachfragt.
  • 10.34.31 Uhr: Der Türsummer für einen Eintritt ins Cockpit ertönt - offenbar will der Kapitän zurückkehren.
  • 10.35.04 Uhr: Der Kapitän betätigt die Klingel einer Gegensprechanlage. Er wird insgesamt vier Mal läuten.
  • 10.35.07 Uhr: Das Flugkontrollzentrum in Marseille versucht wiederholt vergeblich, Kontakt mit Flug 4U9525 aufzunehmen.
  • 10.35.32 Uhr: Der Kapitän klopft mehrfach an die Tür des Cockpits.
  • 10.37.11 Uhr: Mit Rufen versucht der Kapitän, den Copiloten zum Öffnen der Tür zu bewegen.
  • 10.38.38 Uhr: Die französische Luftverteidigung versucht drei Mal, Kontakt zu der Besatzung aufzunehmen, eine Antwort bleibt aus.
  • 10.39.30 Uhr: An der Tür sind heftige Schläge zu hören - offenbar versucht der Kapitän, die Cockpit-Tür aufzubrechen.
  • 10.39.54 Uhr: Die Besatzung eines anderen Flugzeugs versucht ebenfalls vergeblich, Kontakt mit Flug 4U9525 aufzunehmen.
  • 10.40.41 Uhr: Das akustische Warnsignal "Terrain, Terrain, Pull Up, Pull Up" (Boden, hochziehen) ertönt.
  • 10.41.06 Uhr: Die Maschine prallt in den französischen Alpen gegen einen Berghang.
Die letzten Minuten von Germanwings-Flug 4U9525
Karte mit Flugroute, Zeichnung von Cockpit und Cockpittür GRAFIK 0288-16, 88 x 164 mm

Knapp ein Jahr nach der Germanwings-Katastrophe hat sich die französische Flugunfallbehörde BEA für strengere medizinische Kontrollen für Piloten ausgesprochen. Es müsse regelmäßig geprüft werden, ob Piloten insbesondere aus "psychologischen oder psychiatrischen Gründen" nicht in der Lage seien, ein Flugzeug zu steuern, heißt es in dem Abschlussbericht der Behörde zu dem Absturz der Maschine.

Die Behörde forderte international klare Regeln, wenn die Gesundheit eines Patienten die öffentliche Sicherheit gefährdet. Damit sollten Gesundheitsdienstleister aufgefordert werden, die entsprechenden Behörden zu informieren, heißt es im am Sonntag vorgelegten Abschlussbericht. Bisher sei die ärztliche Schweigepflicht von Land zu Land unterschiedlich geregelt

Absichtlich zum Absturz gebracht

Zugleich bestätigten die Ermittler erneut, dass der Copilot Andreas Lubitz die Maschine absichtlich zum Absturz brachte. Der Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings war am 24. März 2015 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen abgestürzt. Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben, unter ihnen 72 Deutsche.

Bereits in einem Zwischenbericht im vergangenen Mai war die BEA zu dem Ergebnis gekommen, dass Lubitz das Flugzeug absichtlich abstürzen ließ. Den Flugkapitän hatte er zuvor aus dem Cockpit ausgesperrt. Der 27-Jährige hatte in der Vergangenheit unter schweren Depressionen gelitten und sich in den Tagen vor dem Absturz im Internet über Möglichkeiten eines Suizids informiert. Lubitz sollte nach dem Willen eines Arztes in einem psychiatrischen Spital behandelt werden. Der Mediziner habe am 10. März - also zwei Wochen vor dem Airbus-Absturz - eine mögliche Psychose diagnostiziert und eine Einweisung empfohlen. Der 27-Jährige hatte vor dem Unglücksflug 4U9525 nicht über seine Krankschreibung informiert.

Die Katastrophe in den südlichen französischen Alpen hatte international für Entsetzen gesorgt. Am 24. März, dem ersten Jahrestag des Absturzes, wird in der Region erneut der Opfer gedacht.

Kommentare