Flugzeugentführungen seit 9/11 im Überblick

Der mutmaßliche Flugzeugentführer von Flug 18 nach dem Verlassen der EgyptAir-Maschine.
Nach 9/11 wurden die Security Checks drastisch verschärft, trotzdem werden noch immer Flugzeuge entführt.

Zwischen 1968 und 1979 hatten Flugzeugentführungen weltweit Hochkonjunktur. Im Schnitt kam es in dieser Zeit alle drei Monate zu einer gewalttätigen Umleitung; Zyniker bezeichnen diese Jahre deswegen auch als "Goldenes Zeitalter der Flugzeugentführungen". Um diesem Treiben Einhalt zu gebieten, wurden die Personen- und Gepäckskontrollen eingeführt.

Doch diese Anstrengungen konnten die bis heute folgenreichste Entführung nicht verhindern. Am 9. September 2011 entführten islamistische Terroristen insgesamt vier Maschinen und flogen zwei davon in die beiden Türme des World Trade Centers in New York, eines in einen Trakt des Pentagon in Virgina flogen. Das vierte stürzte in Pennsylvania ab.

Seit damals sind die Security-Checks intensiv wie nie zuvor. Trotzdem gelangen auch seither immer wieder Flugzeuge in die Gewalt von Entführern. Ein Überblick:

  • 3. Oktober 2006: Der Türke Hakan Ekinci entführt den Flug 1476 der Turkish Airlines von Tirana nach Istanbul. Er fordert eine Landung in Rom und ein Gespräch mit dem damaligen Papst Benedikt XVI. Die Maschine wird nach Brindisi umgeleitet, die Entführung geht unblutig zu Ende.
  • 24. Jänner 2007: Ein Entführer bringt Flug 612 der sudanesischen Air West in seine Gewalt und erzwingt eine Landung im Tschad. Seiner Forderung nach politischem Asyl in Großbritannien wird nicht nachgekommen.
  • 15. Februar 2007: Mit zwei Pistolen bewaffnet, besteigt der Marokkaner Mohamed Abderraman einen Flug der Air Mauritanie von der mauretansichen Hauptstadt Nouakchott ins spanische Las Palmas. Sein Ziel: Asyl in Frankreich zu erpressen. Durch eine Vollbremsung unmittelbar nach der Landung gelingt es, Abderraman zu Fall zu bringen. Ein Flugoffizier und ein Stewart übergießen den Entführer mit heißem Wasser und schlagen ihn in der Folge bewusstlos.
  • 18. August 2007: Zwei Mitglieder von Al-Qaida entführen den Atlasjet-Flug 1011 von Ercan in Nordzypern nach Istanbul und fordern eine Umleitung des Fluges nach Teheran. Der Pilot landet in Antalya, offiziell um aufzutanken. Während der Verhandlungen mit den Geiselnehmern können immer wieder Geiseln fliehen, die Entführer geben nach mehreren Stunden auf.
  • 26. August 2008: Zwei Männer bringen eine Boeing 737 der sudanesischen Sun Air in ihre Gewalt, die unterwegs nach Khartum ist. Der Pilot landet im libyschen Kufra, wo die Entführer nach fast 24 Stunden aufgeben.
  • 8. Februar 2008: Die aus Somalia stammende Asha Ali Abdille attackiert auf dem Inlandsflug 2279 der neuseeländischen Eagle Airways beide Piloten mit einem Messer. Der Co-Pilot kann sie überwältigen.
  • 19. April 2009: Der 20-jährige Jamaikaner Stephen Fray besteigt in seiner Heimatstadt Montego Bay den CanJet Flug 918 und verlangt noch vor dem Start, dass ihn die Maschine statt ins kanadische Halifax nach Kuba bringen soll. Die Passagiere werden freigelassen, Gespräche mit dem Geiselnehmer werden aufgenommen. Nach vier Stunden werden die Verhandlungen abgebrochen, durch das Cockpitfenster werden Pilot und Co-Pilot durch zwei Spezialagenten ersetzt. Diese überwältigen den geistig verwirrten Fray.
  • 9. September 2009: Drei Bolivianer nehmen Besatzung und Passagiere innermexikanische Flug 576 der Aeroméxico als Geiseln und verlangen ein Gespräch mit dem mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón. Am Flughafen von Mexiko Stadt stürmt eine Spezialeinheit das Flugzeug und beendet die Geiselnahme unblutig.
  • 5. Jänner 2011: Auf dem Weg von Oslo nach Istanbul wird der Flug 1754 der Turkish Airways von einem Mann entführt, der vorgibt, eine Bombe zu besitzen. Er will nach Norwegen, stattdessen wird er von den Passagieren überwältigt.
  • 25. April 2011: Ein Berater der kasachischen UNESCO-Delegation will den Alitalia-Flug 329 von Paris nach Rom nach Tripoli umleiten lassen. Crew und Passagiere überwältigen ihn.
  • 22. Juni 2012: 13 Verletzte und zwei Tote – das ist die Bilanz der Entführung des Tianjin Airlines Fluges 7554, der von innerhalb der autonomen chinesischen Region Xinjiang Hotan nach Ürümqi fliegen sollte. Sechs Mitglieder der uigurischen Minderheit wollen den Jet in ihre Gewalt bringen. Zwischen den Entführern auf der einen, Crew und Passagieren auf der anderen Seite bricht ein heftiger Kampf aus. Letztere überwältigen die Uiguren und verletzen sie zum Teil schwer, zwei erliegen noch an Bord ihren Verletzungen.
  • 7. Februar 2014: Ein betrunkener Passagier des Pegaus Airlines-Fluges 751 von Charkiv nach Istanbul behauptet, einen Bombe zu haben, und fordert eine Landung in Sotschi, wo an diesem Tag die Olympischen Winterspiele eröffnet werden. Der Pilot geht zum Schein auf die Forderung ein, deaktiviert die Monitore im Passagierraum und landet in Istanbul. Dort wird der Mann, der sich in Sotschi wähnt, festgenommen.
  • 17. Februar 2014: Hailemedhin Abera Tegegn, der Co-Pilot von Ethiopean Airlines Flug 702 aus Addis Abeba, sperrt den Pilot aus dem Cockpit aus und ändert die Route. Neues Ziel ist Genf, wo sich Tegegn aus dem Cockpit abseilt und festgenommen wird. Der Grund für seine Tat: Er wollte in der Schweiz Asyl beantragen.
  • Am 24. März 2015 Mal endet der Alleingang eines Co-Piloten in einer Tragödie: Andreas L., der Co-Pilot des Fluges 9525 der Germanwings, steuert den Airbus A320 in eine Bergwand der französischen Alpen. Alle Menschen an Bord sterben.
  • 29. April 2016: Mit einer Bombenattrappe zwingt der Ägypter Ibrahim S. die Crew des EgyptAir-Fluges 181 von Alexandria nach Kairo zu einer Kursänderung und Landung am zyprischen Flughafen Larnaka. Sehr rasch lässt er den Großteil der Passagiere frei. Nach stundenlangen Verhandlungen mit der Polizei gibt er auf, sowohl die restlichen Passagiere als auch die Crew bleiben unverletzt.

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