Flugzeugabsturz durch "mechanische Einwirkung"
Der Absturz der russischen Passagiermaschine in Ägypten ist der Fluggesellschaft zufolge von einer „mechanischen Einwirkung“ ausgelöst worden. „Das ist die einzige erklärbare Ursache“, sagte Kolavia-Vizechef Alexander Smirnow am Montag in Moskau. Details nannte Smirnow zunächst nicht. Die Crew habe keinen Notruf abgesetzt. „Offenbar war die Mannschaft zum Zeitpunkt der Katastrophe bereits vollständig arbeitsunfähig“, meinte er.
Der Ferienflieger war, wie berichtet, Samstagfrüh kurz nach dem Start über der Sinai-Halbinsel abgestürzt. Die meisten Passagiere des Fluges KGL 9268 nach St. Petersburg waren Urlauber aus Russland.
Staatstrauer
Die russischen Behörden riefen am Sonntag eine Staatstrauer aus. Zahlreiche Menschen legten auf dem St. Petersburger Flughafen Blumen nieder. TV-Sender verzichteten weitgehend auf Unterhaltungsprogramme. Für Angehörige der Opfer wurde ein Krisenstab eingerichtet.
Laut der russischen Justiz gab es bei den Besatzungsmitgliedern des Airbus A321 keine Auffälligkeiten. "Die Piloten und Stewards sind vor dem Start in Sharm el Scheich medizinisch geprüft und für flugtauglich erklärt worden", sagte Behördensprecherin Maja Iwanowa. Die Qualität des Treibstoffs habe den Anforderungen entsprochen. Laut Medienberichten soll der Pilot kurz vor dem Absturz Probleme mit dem Triebwerk gemeldet haben.
Nach Einschätzung der Moskauer Behörden brach die Maschine vermutlich während des Flugs auseinander. "Die Zerstörung geschah in der Luft. Aber es ist zu früh für Schlussfolgerungen", sagte Viktor Sorotschenko von der Untersuchungskommission.
Der Airbus der Airline Kogalymawia mit 217 Passagieren und sieben Crewmitgliedern hatte 23 Minuten nach dem Start in dem beliebten Badeort Sharm el Scheich schon fast seine Reiseflughöhe erreicht, als er praktisch senkrecht zu Boden stürzte. Das erkläre die Zerstörung, teilten die ägyptischen Behörden mit. Niemand überlebte. Unter den Toten sind mindestens 24 Kinder.
Der Flugschreiber und der Stimmenrekorder wurden bei dem Absturz offenbar nur gering beschädigt. Die beiden Blackboxen werden bereits von den Ermittlern ausgewertet.
Extremistengebiet
Weite Teile im Norden der Sinai-Halbinsel sind militärisches Sperrgebiet. Extremistengruppen sind dort aktiv – auch ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Dieser hatte in einem nicht verifizierbaren Bekennerschreiben behauptet, die Maschine zum Absturz gebracht zu haben. Experten und Regierungsangehörige Russlands und Ägyptens bezeichneten dies allerdings als unwahrscheinlich: Die im Sinai vom IS genutzten Waffen seien nicht in der Lage, die Maschine in etwa 9,5 Kilometer Höhe abzuschießen, hieß es.
Doch allein die Behauptung der Extremisten reichte aus, um die Sicherheitsvorkehrungen bei einigen Fluggesellschaften zu erhöhen. Die Lufthansa, Air France und Emirates gaben teilweise bereits am Samstag bekannt, den Sinai bis auf Weiteres zu umfliegen. Die Austrian Airlines müssen keine Route ändern, da sie den Sinai nicht überfliegen.
Das deutsche Bundesverkehrsministerium weitete dann gestern, Sonntag, seine Warnung vor dem Überfliegen der Region aus – nach dem Norden des Sinai gilt die Warnung nun auch für den Südosten.
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