Flüchtlingszug: "Leichenhallen in Lesbos sind voll"
Wir müssen dieses Verbrechen beenden", sagt Spyros Galinos. Der Grieche ist Bürgermeister der Insel Lesbos und hat am Samstag in einem Interview mit der Athener Zeitung Kathimerini gefordert, dass die aus Syrien kommenden Flüchtlinge mit einem geregelten Fährbetrieb sicher von der Türkei nach Griechenland gebracht werden.
So lange die Europäische Union nicht den geeigneten Druck auf die Türkei ausübe, den Flüchtlingszuzug zu kontrollieren, sei ein unbürokratischer Fährbetrieb die einzige Möglichkeit, um das tägliche Sterben in der Ägäis zu verhindern.
"Die Leichenhallen der Insel sind voll", wird Galinos in dem Interview zitiert.
Der Appell des griechischen Lokal-Politikers wurde am Samstag – einmal mehr – dramatisch durch die aktuellen Ereignisse verstärkt: Laut Küstenwache soll vor Lesbos ein Boot mit insgesamt 150 Menschen gekentert sein. Starker Wind sorgte für hohe Wellen, die Rettungsmannschaften der Küstenwache sowie einzelne Fischer suchten im Meer nach den Verunglückten.
8700 Menschen am Tag
Die Herausforderung an Politik und Gesellschaft wird vorerst nicht kleiner, im Gegenteil: Der Andrang steigt.
In der griechischen Hafenstadt Piräus sind am Samstag innerhalb von nur 24 Stunden knapp 8700 Flüchtlinge und Migranten von den Ägäis-Inseln angekommen. Samstagfrüh haben Fähren 2682 Menschen von den Inseln Lesbos und Chios gebracht, am Freitag waren es gut 6000 Fliehende gewesen. Die Menschen wollten mehrheitlich nach West-Europa, heißt es bei den griechischen Behörden.
Die Regierung in Athen plant, im Rahmen der Vereinbarungen mit den anderen Staaten der EU bis Jahresende Aufnahmelager für rund 30.000 Menschen in Betrieb zu nehmen.
Zudem sollen 20.000 Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht werden. Die Mieten sollen aus dem Budget der Union subventioniert werden.
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