NGO-Schiff im Mittelmeer mit Warnschüssen bedrängt

Proactiva Open Arms kritisiert EU wegen Unterstützung der libyschen Küstenwache.

Ein Flüchtlingsrettungsschiff der spanischen Hilfsorganisation Proactiva Open Arms ist nach Angaben der Helfer im Mittelmeer von der libyschen Küstenwache mit Warnschüssen bedrängt worden. Der Zwischenfall habe sich demnach am Dienstag kurz nach einem Rettungseinsatz um 08.30 (MESZ) auf internationalen Gewässern ereignet, sagte der Einsatzleiter des Schiffes, Guillermo Canada, am Mittwoch.

"Stoßen auf immer mehr Hindernisse"

"Wir verstehen das nicht. Wir sind eine Hilfsorganisation, wir haben nur Schwimmwesten dabei, wollen Menschenleben retten und stoßen auf viele, auf immer mehr Hindernisse", klagte Canada in einem Radiointerview. Diese libyschen Küstenschützer würden von "Europa trainiert, bewaffnet und finanziert", behauptete er. Die spanische Marine habe der Nichtregierungsorganisation nach dem Zwischenfall Schutz angeboten.

EU: "Finanzieren libysche Küstenwache nicht"

Die Europäische Kommission wies die Vorwürfe der NGO zurück. "Die EU finanziert die libysche Küstenschutzkräfte nicht, wir trainieren lediglich einige von ihnen, (...) um sie in die Lage zu versetzen, die libysche Grenze besser zu kontrollieren - unter Beachtung des Völkerrechts und der Menschenrechte", hieß es. Jegliche Anwendung von Gewalt auf hoher See sei "bedauernswert".

Auf einem von Proactiva Open Arms auf Twitter geposteten Video ist ein Schiff zu sehen, dass der NGO zufolge zur libyschen Küstenwache gehört. Auch sind die Warnschüsse und Reaktionen von Besatzungsmitgliedern zu hören: "Verdammt! Das sind Schüsse in die Luft! Warnsalven, oder?" Per Funk wird die Warnung übermittelt: "Sie führen verdächtige Aktionen durch (...) Nächstes Mal schießen wir auf sie."

Video of Libyan coast guard firing warning shots at Proactiva @openarms_fund. The same CG that Europe is training and supplying gear to. pic.twitter.com/wvmcYfyCmi

Zach Campbell (@notzachcampbell) 8. August 2017

Proactiva Open Arms ist nach eigenen Angaben seit gut 14 Monaten mit zwei Rettungsschiffen im zentralen Mittelmeer aktiv. "Wir haben schon 22.000 Menschen gerettet", sagte Canada.

Unabhängig von dem jüngsten Zwischenfall, geraten private Seenotretter immer mehr in den Fokus der Kritik. Vergangene Woche wurde das Schiff der deutschen NGO Jugend Rettet von der italienischen Staatsanwaltschaft konfisziert. Der Vowurf: Beihilfe zur illegalen Migration. Jugend-Rettet-Sprecher Julian Pahlke nahm im ORF dazu Stellung (siehe Video).

Jugend-Rettet-Sprecher über die Beschlagnahme

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