Flüchtlinge: Lampedusa gedachte ertrunkener Migranten

Flüchtlinge Ende Mai auf der "Aquarius" - das alte Fischkutter wurde zum Rettungsboot umgebaut.
Italien beging Gedenktag für Flüchtlingsopfer.

Drei Jahre nach der Schiffskatastrophe vor Lampedusa mit 368 Toten hat die italienische Mittelmeerinsel der Opfer der Flüchtlingstragödie gedacht. Eine bewegende Gedenkveranstaltung mit Überlebenden und Hinterbliebenen fand am Montag auf der Insel statt. 25 der 155 Überlebenden des Unglücks beteiligten sich an der Trauerzeremonie für die Todesopfer.

Mehrere Boote erreichten am Montagvormittag den genauen Ort der Schiffstragödie, hier wurden Blumenkränze ins Meer geworfen. Das überfüllte Flüchtlingsboot war am 3. Oktober 2013 unweit der Küste von Lampedusa nach einem Brand an Bord in der Nacht gekentert. Als Reaktion auf das Unglück startete die italienische Regierung die Seerettungsaktion "Mare Nostrum" die mittlerweile unter EU-Federführung als Mission "Sophia" fortgesetzt wird und auch der Schlepperbekämpfung dient.

11.400 Menschen seit Oktober 2013 ums Leben gekommen

Das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR teilte mit, dass seit der Schiffskatastrophe insgesamt 11.400 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen sind. Allein seit Anfang 2016 verloren 3.498 Flüchtlinge ihr Leben auf See. Damit könnte 2016 das tödlichstes Jahr für Flüchtlinge im Mittelmeer werden, sagte die UNHCR-Sprecherin für Südeuropa, Carlotta Sami. Sie drängte auf die Einrichtung humanitärer Korridore nach Europa für Flüchtlinge, um ihnen die gefährliche Seefahrt zu ersparen.

Die Zahl der in Italien ankommenden Flüchtlinge blieb unterdessen auch am Montag unvermindert hoch. Bei zwölf verschiedenen Einsätzen seien 2.350 Migranten gerettet worden, teilte die italienische Küstenwache mit. Mehrere Menschen waren verletzt, oder mussten wegen Brandwunden behandelt werden. Die meisten Flüchtlinge befanden sich an Bord von seeuntauglichen Schlauchbooten.

"Gedenkzeremonien genügen nicht"

"Gedenkzeremonien genügen nicht, wenn sich täglich Tragödien im Mittelmeer abspielen. Italien bemüht sich weiterhin, Menschenleben zu retten. Doch die Aufnahme der Flüchtlinge darf nicht eine Angelegenheit von wenigen EU-Staaten sein", mahnte Italiens Parlamentspräsidentin Laura Boldrini. "Prioritär ist außerdem, die Kriege zu stoppen, die die Menschen nach Europa treiben", fügte sie hinzu.

Am Montag wurde erstmals in Italien ein nationaler Gedenktag für im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge begangen. Die Einführung des Gedenktags war im März vom italienischen Parlament beschlossen worden.

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