Feuer in Kroatien: "Die Spliter schicken in Panik ihre Kinder aus der Stadt"

Smoke rises as local residents leave their homes due to a wildfire in the village of Mravinc near Split, Croatia, July 17, 2017. REUTERS/Antonio Bronic
Die Behörden begannen die Untersuchungen zur Ursache der Brände, die innerhalb kurzer Zeit an 20 Stellen ausgebrochen waren.

Von Gestank und dunklen Wolken als Folge von Waldbränden ist die Urlaubsregion um die kroatische Adriastadt Split in der Nacht zum Mittwoch heimgesucht worden. Ursache dafür seien die vielen noch glimmenden Brandnester und die brennende städtische Mülldeponie, berichteten Medien am Mittwoch unter Berufung auf die Behörden.

"Die Spliter schicken in Panik ihre Kinder aus der Stadt", berichtete die örtliche Zeitung Slobodna Dalmacija.

Feuer in Kroatien: "Die Spliter schicken in Panik ihre Kinder aus der Stadt"
Smoke and flames rise from a fire in the village of Podstrana, near the Adriatic coastal town of Split, on July 18, 2017. Montenegro asked on July 17 for international help to fight wildfires in the Lustica peninsula on the country's Adriatic coast, while forest fires in neighbouring Croatia spread to suburbs of the coastal city of Split / AFP PHOTO / STR
Die Behörden begannen die Untersuchungen zur Ursache der Brände, die innerhalb kurzer Zeit an 20 Stellen ausgebrochen waren. Während die Medien über Brandstiftung spekulierten, gab es erste Hinweise, dass überhitzte Stromleitungen die Riesenfeuer ausgelöst haben könnten.
Feuer in Kroatien: "Die Spliter schicken in Panik ihre Kinder aus der Stadt"
Local residents stand amid smoke as they leave their homes due to a wildfire in the village of Mravinc near Split, Croatia, July 17, 2017. REUTERS/Antonio Bronic
Über Split lag dichter schwarzer Rauch. Am Strand fiel das Atmen zeitweise schwer, weil der Wind den Rauch Richtung Meer und Strand getrieben hat. Bei Sirenengeheul und Straßensperren kommt keine Urlaubsstimmung auf. Denn ab Montag Mittag hat es auch noch Asche geregnet.
Feuer in Kroatien: "Die Spliter schicken in Panik ihre Kinder aus der Stadt"
A picture taken on July 18, 2018 shows burned cars in the village of Zrnovnica, near the Adriatic coastal town of Split. Montenegro asked on July 17 for international help to fight wildfires in the Lustica peninsula on the country's Adriatic coast, while forest fires in neighbouring Croatia spread to suburbs of the coastal city of Split. About a dozen wildfires had raged since late Sunday in the villages surrounding Split, a popular tourist destination. / AFP PHOTO / -
Das berichtete KURIER-Redakteurin Julia Schenk aus der Gegend um Split. Doch der Gestank nach Verkohltem hing weiterhin in der Luft. Dann war wieder alles vorbei: Am Nachmittag loderten die Flammen erneut auf, erneut war die Stadt Split in großer Gefahr.
Feuer in Kroatien: "Die Spliter schicken in Panik ihre Kinder aus der Stadt"
A local resident leaves his home due to a wildfire in the village of Mravinc near Split, Croatia, July 17, 2017. REUTERS/Antonio Bronic
Es sind Eindrücke, die man normalerweise nicht von der Adriaküste kennt. Mit Waldbränden kämpft man auch in anderen Regionen Dalmatiens, darunter auf der Insel Hvar, sowie weiter nördlich an der Küste bei Sibenik und Zadar.
Feuer in Kroatien: "Die Spliter schicken in Panik ihre Kinder aus der Stadt"
TOPSHOT - A Canadair of the Croatian Air Force flies over the village of Gornje Sitno, near the Adriatic coastal town of Split, during a fire on July 17, 2017. Montenegro asked on July 17 for international help to fight wildfires in the Lustica peninsula on the country's Adriatic coast, while forest fires in neighbouring Croatia spread to suburbs of the coastal city of Split. / AFP PHOTO / STRINGER
Nachdem im benachbarten Montenegro die größten Brände inzwischen gelöscht werden konnten, gab es neue Feuer in der Nähe der Stadt Herceg Novi. Am Dienstagabend kam ein ukrainisches Löschflugzeug an.
Hilfe erreichte das kleine Land an der südlichen Adria auch aus der Schweiz, aus Bulgarien und aus Israel. Das jüngste NATO-Mitglied hatte sich zuvor an Brüssel mit der Bitte um internationale Unterstützung gewandt.
Die schweren Waldbrände an der kroatischen Adriaküste, die am Montag Split bedrohten, werden in Kroatien zum Politikum. Während Kroatiens Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic die späte Reaktion der Armee kritisierte, sprach der Verteidigungsminister und Vize-Premier Damir Krsticevic am Dienstag über seinen möglichen Rücktritt. Premier Andrej Plenkovic lehnte den Rücktritt des Ministers ab.

"Die Armee hätte auch früher eingesetzt werden können", kritisierte Grabar-Kitarovic am Dienstag in Salzburg, wo sie an dem jährlichen Treffen der Staatsoberhäupter Österreichs, Sloweniens und Kroatiens teilnahm. Auch wenn die Soldaten nicht zum Löschen des Feuers ausgerüstet seien, sei aufgrund des Ausmaßes des Brandes jede Hilfe nötig gewesen, kommentierte die Oberbefehlshaberin der Streitkräfte. Nach dem Treffen flog Grabar-Kitarovic von Salzburg nach Split, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Angesichts der Kritik sprach der kroatische Verteidigungsminister von seinem Rücktritt: "Der Premier und die Präsidentin können mich umgehend absetzen, wenn es sich bewahrheitet, dass die Militärkräfte nicht rechtzeitig und angemessen reagiert haben", sagte er laut der kroatischen Zeitung "Jutarnji list".

Premier Andrej Plenkovic lehnte indes den Rücktritt des Ministers ab. "Es ist mit nicht klar, auf Basis welcher Informationen die Präsidentin zu diesem Schluss gekommen ist", sagte Plenkovic bei einer Pressekonferenz am Dienstagnachmittag. Die Armee könne erst auf Antrag eingesetzt werden, erinnerte Plenkovic. Ein entsprechender Antrag von der zuständigen Katastrophenschutzbehörde sei erst am Montagnachmittag eingegangen, woraufhin die Soldaten auch eingesetzt wurden. Laut Plenkovic waren am Dienstag in der Umgebung von Split rund 400 Soldaten im Einsatz.

Noch bevor Plenkovic vor die Presse trat, ruderte die Präsidentin zurück. Sie betonte, dass der Verteidigungsminister keine Verantwortung für die Situation trage, weshalb sein Rücktritt nicht akzeptabel sei. "Die Verantwortung liegt bei denjenigen, die vor Ort die Situation falsch eingeschätzt haben und die Armee zu spät zur Hilfe gerufen haben", sagte sie gegenüber "Jutarnji list". "Die Armee hatte letztendlich eine sehr gute Arbeit geleistet", betonte die Präsidentin.

Die Waldbrände, die sich in vergangenen Tagen im Umkreis von Split ausbreiteten, erreichten am Montagabend die zweitgrößte kroatische Stadt. In der Nacht auf Dienstag konnten die Brände weitgehend gelöscht werden, im Laufe des Tages begann es in den Vororten von Split wieder zu brennen. Mithilfe von Löschflugzeugen, die am Montag wegen des starken Windes nicht eingesetzt werden könnten, war die Lage unter Kontrolle, wie Medien berichteten.

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