"Facekini": Chinesinnen wollen keine Falten kriegen

Diese chinesische Mama verhüllt sich aus kosmetischen Gründen
Die Damen vermummen Gesicht und Körper, um nicht braun zu werden. Indes sorgt aufgehobenes Burkini-Verbot weiter für Wirbel.

Auch Chinesinnen gehen neuerdings verhüllt ins Wasser. Aber nicht aus religiösen, sondern aus kosmetischen Gründen.

"Facekini": Chinesinnen wollen keine Falten kriegen
epa04877459 Local swimmer wears a nylon mask at the Huiquan Bay bathing beach in Qingdao city, Shandong province, eastern China, 08 August 2015. The hood is meant to protect the swimmer's face from sun tan, sting injury of jellyfish and insolation. EPA/WU HONG
Frauen tragen dort beim Baden am Strand oft nicht nur Ganzkörperanzüge, sondern ziehen sich auch eine Stoffmaske über den Kopf. Die Damen vermummen Gesicht und Körper, um nicht braun zu werden und um Falten vorzubeugen. DieNew York Timesspricht in Anlehnung an den Burkini vom "Facekini".
"Facekini": Chinesinnen wollen keine Falten kriegen
epa04877509 Local swimmer wearing a nylon mask known as facekini at the Huiquan Bay bathing beach in Qingdao city, Shandong province, eastern China, 08 August 2015. The hood is meant to protect the swimmer's face from sun tan, sting injury of jellyfish and insolation. EPA/WU HONG
In Frankreich sorgt das vom höchsten Verwaltungsgerichtaufgehobene Burkini-Verbotweiterhin für Wirbel.

Burkini-Streit: "Marianne ist nicht verhüllt"

Vor dem Hintergrund des Burkini-Streits in Frankreich hat Premierminister Manuel Valls die oft barbusig dargestellte Nationalfigur Marianne als Symbol für Frauenrechte ins Feld geführt. "Ihre Brust ist nackt, weil sie das Volk nährt. Sie ist nicht verhüllt, weil sie frei ist. Das ist die Republik", sagte er am Montagabend bei einer Kundgebung in der Nähe von Toulouse.

Zuvor hatte der sozialistische Politiker betont, beim Platz der Frau in der Gesellschaft dürfe nicht nachgegeben werden. Seit mehreren Wochen streitet Frankreich heftig um Ganzkörper-Schwimmanzüge für Musliminnen, sogenannte Burkinis. Valls hatte diese als "Bekräftigung eines politischen Islamismus im öffentlichen Raum" angeprangert und war dafür auch im eigenen Lager kritisiert worden.

Marianne ist die Symbolfigur der französischen Republik. Valls' Kommentar rief umgehend Kritik hervor. Die Historikerin Mathilde Larrère warf ihm vor, alles durcheinanderzuwerfen: "Er verwechselt die Republik und das Recht der Frauen. Hat er vergessen, dass sie unter der Republik lange keine Freiheit hatten?", sagte sie am Dienstag dem Magazin Le Point. Andere wiesen darauf hin, dass Mariannes Kopf auf manchen Darstellungen bedeckt ist - mit einer Jakobinermütze.

Lokale Burkini-Verbote sind in der Vorwoche vom obersten Verwaltungsgericht Frankreichs aufgehoben worden. Der konservative Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der bei der Präsidentenwahl im kommenden Jahr ein politisches Comeback anpeilt, hat eine Verfassungsänderung vorgeschlagen, um Burkinis verbieten zu können.

UNO begrüßt Urteil gegen umstrittene Burkini-Verbote

Die UNO hat unterdessen das Grundsatzurteil gegen die umstrittenen Burkini-Verbote in Frankreich begrüßt. Das Verbot des muslimischen Ganzkörperbadeanzugs verbessere nicht die Sicherheitslage, sondern verstärke nur "religiöse Intoleranz und die Stigmatisierung von Muslimen", erklärte der Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros, Rupert Colville, am Dienstag in Genf.

Das Verbot diskriminiere Frauen und Mädchen und nehme ihnen die Möglichkeit, "selbstständige Entscheidungen" über ihre Kleidung zu treffen. Auch die Art und Weise, in der die Burkini-Verbote in manchen französischen Badeorten umgesetzt worden seien, sei "erniedrigend und herabsetzend" gewesen, fügte Colville hinzu.

Rund 30 französische Gemeinden hatten in diesem Sommer das Tragen eines Burkini am Strand verboten, darunter die Mittelmeerstädte Cannes und Nizza. Am Freitag erklärte der Staatsrat, das Oberste Verwaltungsgericht Frankreichs, das Verbot jedoch für unrechtmäßig. Das Grundsatzurteil bezog sich konkret auf das vom südfranzösischen Badeort Villeneuve-Loubet verhängte Burkini-Verbot. Laut dem Gericht stellt es eine "schwere und offensichtlich illegale Verletzung der grundlegenden Freiheitsrechte dar".

Die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden hatten das Verbot mit der angespannten Stimmung im Land nach einer Reihe von islamistischen Anschlägen begründet. Die von strenggläubigen muslimischen Frauen getragene Badebekleidung mit Kapuze könnte demnach als Provokation empfunden werden und zu Störungen der öffentlichen Ordnung führen.

Zahlreiche Gemeindechefs kündigten bereits an, das Verbot trotz des Urteils aufrecht zu erhalten. Der konservative Ex-Staatschef Nicolas Sarkozy forderte am Montag, ein gesetzliches Burkini-Verbot gegebenenfalls durch eine Verfassungsänderung zu ermöglichen. Der sozialistische Innenminister Bernard Cazeneuve lehnte ein Anti-Burkini-Gesetz dagegen als "verfassungswidrig und wirkungslos" ab.

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