Fabriksbrand: Notausgänge waren versperrt

Fabriksbrand: Notausgänge waren versperrt
Straßenkämpfe nach Serie von Fabriksbränden mit mehr als hundert Toten, Textilarbeiter fordern mehr Schutz.

In Bangladesch reißen die gewaltsamen Proteste von Textilarbeitern nach einer Brandkatastrophe mit mehr als 100 Toten nicht ab. Tausende von aufgebrachten Beschäftigten gingen am Mittwoch in einem Industriebezirk vor den Toren der Hauptstadt Dhaka erneut auf die Straßen und blockierten den Verkehr. Sie forderten mehr Sicherheit in den Fertigungsstätten und eine Bestrafung der Verantwortlichen.

Fabriksbrand: Notausgänge waren versperrt

Die Polizei setzte Tränengas und Schlagstöcke ein. Augenzeugen berichteten von mindestens 20 Verletzten. Die Behörden schlossen die meisten der 300 Textilfabriken des Bezirks.

Die Unruhen dauerten den dritten Tage in Folge an.

Betriebsleiter festgenommen

Die Polizei nahm drei Betriebsleiter der von dem Brand betroffenen Firma Tazreen Fashions fest, die für die Werksicherheit verantwortlich waren, und führte sie vor den Kameras der TV-Sender ab. Sie stehen unter dem Verdacht, ihre Sorgfaltspflichten verletzt zu haben.

Die Behörden gehen nach eigener Auskunft Beschwerden von Überlebenden nach, leitende Angestellte hätten Arbeiter am Verlassen des mehrstöckigen Gebäudes gehindert, nachdem der Feueralarm ausbrach.

Trauer und Wut

Von den meist weiblichen Beschäftigten starben am Wochenende 111, mehr als 150 wurden verletzt. Es war die schwerste Katastrophe dieser Art in Bangladesch.

Fabriksbrand: Notausgänge waren versperrt

Die Regierung spricht von Brandstiftung und verweist auf zwei Brände in anderen Fabriken am Montag und Dienstag. Ein Mann und eine Frau, die TV-Bildern zufolge Feuer legten, wurden nach Polizeiangaben festgenommen.

Westliche Firmen

In der Kritik stehen auch westliche Firmen, die in Bangladesch fertigen lassen. Das Land ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Die dortigen Fabriken sind für ihre Sicherheitsmängel und schlechten Arbeitsbedingungen berüchtigt. Manche Arbeiter verdienen umgerechnet keine 30 Euro im Monat.

Fabriksbrand: Notausgänge waren versperrt

Tazreen Fashions beliefert unter anderem die Textilkette C&A. Im Fokus sind auch die US-Einzelhändler Sears und Wal-Mart. Sears gab an, in der Katastrophen-Fabrik sollten eigentlich keine eigenen Marken produziert werden. Das Unternehmen prüfe aber Berichte, denen zufolge Sears-Kleidung in den verkohlten Trümmern gefunden wurden. Wal-Mart teilte mit, ein Zulieferer habe ohne Genehmigung in der Fabrik fertigen lassen. Die Kooperation sei beendet worden.

Erneut Feuer in einer Fabrik

Mindestens 50 Menschen sind unterdessen in einer anderen Textilfabrik in Bangladesch verletzt worden, als sie nach dem Ausbruch eines Feuers in Panik gerieten. Die Arbeiter der Fabrik Section Seven Limited in der Hafenstadt Chittagong hätten am Mittwoch fluchtartig das Gebäude verlassen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Bei dem Gedränge seien mehrere Dutzend Menschen verletzt worden. Brandursache war offenbar ein Kurzschluss.
 

Kommentare