Mindestens 37 Tote bei Anschlag in Ankara

Tote und Verletzte nach einer Explosion in Ankara.
Polizei geht von einer Selbstmordattentäterin aus, bisher hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt.

Bei einem erneuten Autobomben-Anschlag im Zentrum der türkischen Hauptstadt Ankara sind laut Angaben des türkischen Gesundheitsministers Mehmet Müezzinoğlu mindestens 37 Menschen getötet worden. 125 Menschen seien bei der Detonation am Sonntagabend verletzt worden, meldete der Sender CNN Türk unter Berufung auf den Gouverneur von Ankara. Ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug sei detoniert.

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Eliot Higgins (@EliotHiggins) March 13, 2016

Vier Personen festgenommen

Mittlerweile hat die Polizei vier Menschen festgenommen, die verdächtigt werden, den bei dem Selbstmordanschlag eingesetzten Wagen in der südosttürkischen Stadt Sanliurfa gekauft zu haben, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Montag.

Die regierungsnahe Zeitung "Sabah" berichtete, vermutet werde, dass eine Selbstmordattentäterin der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK den Anschlag mit mindestens 37 Toten verübt habe. Anadolu meldete weiter, bei Anti-Terror-Operationen gegen die PKK in Istanbul und weiteren türkischen Städten seien am Montag mindestens 79 Verdächtige festgenommen worden. Darunter seien neun Minderjährige. 15 der Festgenommenen würden beschuldigt, Propaganda für die PKK betrieben und Staatsbedienstete beleidigt zu haben. Bei den Razzien seien auch Waffen beschlagnahmt worden.

Bisher hat sich niemand zu dem Anschlag von Ankara bekannt. Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe "konkrete Informationen über die Terrororganisation, die diesen feigen Angriff ausgeführt hat". Er nannte aber keine Einzelheiten. Die Luftwaffe flog nach dem Anschlag Angriffe auf Stellungen der PKK im Nordirak.

Explosion im Zentrum

Die Explosion ereignete sich in der Nähe des zentralen Kizilay-Platzes, in der Nähe des Güven-Parks, an einer Bushaltestelle: Gegen 18.45 Uhr Ortszeit (17.45 MEZ) wurde der Kizilay-Platz von einer starken Explosion erschüttert. Mehrere Fahrzeuge, darunter auch Busse, gerieten in Brand oder wurden beschädigt. Auch benachbarte Geschäfte wurden beschädigt. Es brach Panik aus. Krankenwagen brachten die Verletzten in zehn verschiedene Krankenhäuser. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand. Am Kizilay-Platz gibt es zahlreiche Geschäfte. Er liegt außerdem nicht weit vom Botschaftsviertel der türkischen Hauptstadt entfernt.

Die US-Botschaft hatte Amerikaner erst am Freitag vor einem drohenden Anschlag in einem nahe gelegenen Viertel in Ankara gewarnt. Die Botschaft hatte dazu aufgerufen, die Gegend zu meiden. Die türkische Regierung verhängte am Sonntagabend eine Nachrichtensperre über den Anschlag, die aber nicht offizielle Verlautbarungen betrifft.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan teilte mit, die Terroranschläge der jüngsten Zeit zielten auf die "Integrität unseres Landes" ab. Er kündigte an, den Kampf gegen den Terrorismus fortzuführen. Auch die pro-kurdische Partei HDP verurteilte die Tat. Erdogan wirft der HDP Verbindungen zur PKK vor.

Selbstmordanschläge im Jänner und Februar

Erst vor knapp einem Monat hatte in Ankara ein Selbstmordattentäter einer militanten kurdischen Gruppe 29 Menschen mit in den Tod gerissen. Er hatte sich am 17. Februar in einem Auto neben Bussen mit Armeeangehörigen in die Luft gesprengt. Zu der Tat hatte sich die aus der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hervorgegangene Splittergruppe Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) bekannt. Bereits seit dem Sommer gilt in der Türkei wegen einer Reihe tödlicher Anschläge die höchste Alarmstufe.

Am 12. Jänner hatte sich in Istanbul ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, zwölf deutsche Touristen kamen ums Leben. Diese Tat wurde der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugeschrieben.

In der Türkei kommt es immer wieder zu Anschlägen. Zuletzt bekannte sich eine Splittergruppe der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK zu einem Anschlag auf einen Militärkonvoi in Ankara am 17. Februar mit 29 Toten.

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