Erdbeben in Italien: Opferzahl auf 278 gestiegen

Der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi, meinte, nach dem jüngsten Nachbeben müsse die Kleinstadt am Apennin ganz abgerissen werden.

278 Tote und 387 Verletzte ist die bisherige Bilanz des schweren Erdbebens in Mittelitalien. 238 Menschen konnten lebend geborgen werden, teilte der Zivilschutz in der Kleinstadt Amatrice, Epizentrum des Erdbebens, am Freitag mit. Allein in dem am stärksten betroffenen Ort Amatrice in der Region Latium stieg die Zahl von 207 auf 218, wie der Sender RaiNews24 unter Berufung auf offizielle Stellen berichtete. Insgesamt starben nach diesen Angaben in Latium 229 Menschen, in der Region Marken 49.

Wegen neuerlichen schweren Erdstößen wurde am Freitag der Zugang zu Amatrice komplett abgeriegelt. Lediglich Rettungsmannschaften hatten Zugang zur Trümmerstadt.

Versuche der Plünderung

Der letzte Erdstoß mit Magnitude 4.8 beschädigte eine Brücke, die nach Amatrice führt, schwer. Dieser einzige direkte Zugang zur Bergortschaft am Apennin - und daher für die Rettungsaktion von strategischer Relevanz - wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen, während die Erde am Freitagvormittag weiterhin bebte. Derweil gab es auch erste Versuche der Plünderung. In Amatrice wurde ein Mann festgenommen, der in ein Haus eindringen wollte, teilte die Polizei mit.

"Die Rettungsaktion hat bestens funktioniert. Wir werden dafür sorgen, dass Amatrice neu aufgebaut wird. Niemand soll gezwungen werden, seine Heimat zu verlassen", sagte der italienische Innenminister Angelino Alfano, der am Freitag Arquata del Tronto besuchte, eine der vom Erdbeben am Mittwoch am stärksten betroffenen Gemeinden.

Notstand für einen Tag und nationale Trauer

Nach der Erdbebenkatastrophe in Italien hat die Regierung in Rom den Notstand und einen Tag der nationalen Trauer ausgerufen. Zugleich sollen an diesem Samstag alle Flaggen an öffentlichen Gebäuden im Gedenken an die Hunderten Opfer landesweit auf Halbmast gesetzt werden.

In Ascoli Piceno wurde Staatspräsident Sergio Mattarella zu einer Trauerfeier für die Toten der Region Marken erwartet. Zuvor wollte er den stark verwüsteten Ort Amatrice in Latium besuchen, wo es ebenfalls eine Trauerfeier für die Opfer geben soll - wo und wann, war zunächst unklar.

Die Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi versprach einen schnellen Wiederaufbau und eine bessere Erdbebenvorsorge. "Wir haben die moralische Pflicht gegenüber den Frauen und Männern dieser Gemeinden", sagte Renzi nach einer Krisensitzung des Ministerrats am Donnerstagabend. "Der Wiederaufbau dieser Dörfer ist die Priorität der Regierung und des Landes."

Zudem rief der Ministerrat den Notstand aus und sagte Hilfsgelder von 50 Millionen Euro zu. Auch die Erdbebenvorsorge müsse verbessert werden. "Das muss unsere Hausaufgabe für die Zukunft sein", so Renzi.

Regeln nicht umgesetzt

Der Erdbebenschutz wurde auch nach dem schweren Erdbeben von L'Aquila mit 309 Toten vor sieben Jahren verbessert, die Regeln wurden jedoch oft nicht umgesetzt. Viele der alten Häuser waren am Mittwoch innerhalb von Sekunden in sich zusammengebrochen. Wie viele Menschen noch verschüttet oder vermisst sind, war weiter unklar.

Auch mehr als 50 Stunden nach der Katastrophe suchten Retter am Freitag in Amatrice weiter nach Überlebenden. Feuerwehrsprecher Luca Cari sagte, noch bestehe die Aussicht, Überlebende unter den Mauerbergen zu finden. "Noch sind wir in der Phase der Hoffnung", sagte der dem Sender RAI. Unter meterhohen Schuttbergen in mehreren stark betroffenen Orten der mittelitalienischen Regionen Marken und Latium wurden allerdings auch weitere Tote vermutet.

Bei dem Erdbeben mit einer Stärke von mehr als 6 waren in der Nacht auf Mittwoch tausende Menschen obdachlos geworden. Besonders betroffen sind die Orte Amatrice und Accumoli in der Region Latium und Pescara del Tronto in den Marken.

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