Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben

Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben
Das Epizentrum lag in einer beliebten Touristenregion - viele historische Gebäude wurden zerstört.

Bei einem schweren Erdbeben auf den Philippinen sind am Dienstag knapp 100 Menschen ums Leben gekommen. Es seien bisher 99 Todesopfer gezählt worden, teilten die Behörden am Abend (Ortszeit) mit. Das Beben der Stärke 7,1 hatte am frühen Morgen eine auch von vielen Touristen besuchte Region im Zentrum des Landes erschüttert. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt, vielerorts brach die Stromversorgung zusammen.

Urlauberparadies in Trümmern

Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben
Karte Philippinen, Lokalisierung Grafik 1234-13-Philippinen.ai, Format 42 x 80 mm
Die Mehrzahl der Todesopfer wurden auf der bei Urlaubern beliebten Insel Bohol geborgen, wo das Epizentrum des Bebens lag. Auf den benachbarten Inseln Cebu und Siquijor wurden 16 Leichen gefunden. Die Behörden rechneten jedoch mit weiteren Toten. Ausländische Touristen waren ersten Berichten zufolge nicht unter den Opfern.

Das gesamte Ausmaß der Zerstörung war zunächst nicht abzusehen, da die Zufahrtswege zu den am schlimmsten betroffenen Gebieten auf Bohol blockiert waren und die Stromversorgung teilweise unterbrochen war. Nach Angaben der Behörden hielten sich wegen eines Feiertags weniger Menschen als sonst in öffentlichen Gebäuden auf.

Historische Gebäude zerstört

Einwohner und Touristen auf den Inseln Bohol und Cebu berichteten von erheblichen Schäden an modernen Gebäuden und historischen Bauten. So stürzten nach Aussage eines Augenzeugen Teile einer im 17. Jahrhundert errichteten Kirche auf Bohol ein.

Eine Hauptattraktion der Insel sind neben den Stränden die sogenannten Chocolate Hills, kegelförmige Hügel, die während der Trockenzeit eine braune Farbe annehmen. Der größte Hotelkomplex in der Gegend wurde durch das Erdbeben ebenfalls stark beschädigt, wie der Chef der lokalen Touristenpolizei sagte. Es sei aber niemand verletzt worden.

Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben

A general view of the damage on the historic Basil
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PHILIPPINES EARTHQUAKE
Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben

A resident inspects a building collapsed during an
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PHILIPPINES EARTHQUAKE
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A view of vehicles that were damaged by falling de
Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben

Police investigators inspect a collapsed building
Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben

A resident walks past a building that collapsed du
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PHILIPPINES EARTHQUAKE
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PHILIPPINES EARTHQUAKE
Knapp 100 Tote bei schwerem Erdbeben

PHILIPPINES EARTHQUAKE

Feuer nach Beben

Die Insel Cebu ist mit ihren 2,5 Millionen Einwohnern das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum der Region. Ein Universitätsgebäude, eine Schule, zwei Einkaufszentren, mehrere Märkte und zahlreiche kleinere Häuser wurden dort beschädigt. Die älteste christliche Kirche der Philippinen in der Inselhauptstadt Cebu City wurde nach Angaben eines Regierungssprechers ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen. Laut Medienberichten mussten Patienten eines Krankenhauses in Sicherheit gebracht werden, nachdem ein Feuer in dem Gebäude ausgebrochen war.

Massenpanik

Drei der Menschen, die auf Cebu starben, wurden bei einer Massenpanik in einer Sporthalle getötet, wie der Chef des lokalen Katastrophenschutzes sagte. Viele Bedürftige hatten sich dort versammelt, um Hilfszahlungen der Regierung entgegenzunehmen.

Nach dem heftigen Erdstoß am Morgen wurden auf den Philippinen mindestens vier Nachbeben mit einer Stärke von mehr als 5,0 gemessen. Die Inselgruppe liegt auf dem pazifischen Feuerring, an dem tektonische Erdplatten aneinanderstoßen. Dies führt zu häufigen Erdbeben und Vulkanausbrüchen.

Die Philippinen bestehen aus mehr als 7.000 Inseln. In der Region reiben drei verschiedene Erdplatten aneinander. Es passieren häufig Erdbeben. Die Folgenschwersten der jüngeren Zeit waren 1976 das Beben der Stärke 7,6 im Golf von Moro im Süden des Landes. Dabei kamen 7.000 Menschen um. Ein gleichstarkes Beben 1990 in Luzon im Norden forderte 2.400 Menschenleben.

Das vierjährige Mädchen hatte in der Panik, die sich nach dem Erdbeben auf den Philippinen breitmachte, keine Chance. In Todesangst stürmten die Menschen in der Ortschaft Pinamungajan auf der Insel Cebu aus der Wohlfahrtsbehörde, wo die Kleine mit ihrer Mutter Schlange stand, auf das Kind achtete niemand. "Die Mutter verlor sie aus den Augen und sie wurde zerquetscht", berichtete Wohlfahrtsministerin Corazon Soliman.

Brigitte Lux ist eine deutsche Auswanderin, die keine 50 Kilometer vom Epizentrum des Bebens auf der Insel Bohol entfernt lebt. "So schlimm haben wir es hier noch nie erlebt, ein Riesenschock", sagte die 63-Jährige der Nachrichtenagentur dpa. Kleinere Erschütterungen ist die Frau aus Ludwigshafen seit ihrem Umzug auf die Philippinen 2006 gewohnt. "Das Beben wollte gar nicht aufhören."

Lux kommt aus Ludwigshafen. Sie lebt seit 2006 auf der Insel Panglao. Sie stürzte um kurz nach 8.00 Uhr in den Garten. "Seid ihr ok?", rief sie den Nachbarn zu. Alles in Ordnung. "Wir sind glimpflich davon gekommen", sagte sie. Bei Freunden stürzte der Fernseher aus dem Regal, bei anderen klirrten die Gläser im Schrank.

Keine 30 Kilometer weiter nördlich sind die Schäden aber erschreckend. Die San-Pedro-Kirche von Loboc - eine Ruine. Seit 1638 stand sie in der Nähe der heutigen Provinzhauptstadt Tagbilaran. Taifune und Überschwemmungen hat sie überstanden. Von der Fassade mit den drei markanten Torbögen ist nur noch ein Schutthaufen übrig.

Die Kirche Mariä Unbefleckte Empfängnis in Baclayon war eine der ältesten mit Grundmauern aus dem späten 16. Jahrhundert. Auch sie ist weitgehend zerstört. "Das letzte größere Beben war hier 1700", sagte Trixie Angeles von der Denkmalschutzbehörde schockiert. "So schwere Schäden an historischen Gebäuden hat es noch nie gegeben."

Cebu-Stadt liegt auf einer Nachbarinsel, 60 Kilometer entfernt. Auch hier liegen die Nerven blank. "Ich werde kein Auge zumachen", sagte Einwohnerin Lynlyn Empleo der dpa. Sie stillte gerade ihr Baby, als sich plötzlich Tische und Stühle bewegten und ihre Porzellanfiguren aus dem Regal kippten. "Wenn ich die Augen schließe, kann ich es immer noch spüren. Das Haus schwankte und wurde geschüttelt, alles gleichzeitig."

Manny Franciso war gerade zum Urlaub in Mabolo auf Cebu angekommen. Der Karikaturist ist einiges an Erdbeben gewohnt - aber nicht so etwas. "Erschreckend", sagte er. "Man sieht das Dach vibrieren und hat das Gefühl, die ganze Erde hebt sich."

Ein Beben der Stärke 7,2, so etwas habe es in der Region noch nie gegeben, sagte Bürgermeister Michael Rama im Radio. "Es wird wohl niemand heute Nacht schlafen können." Gouverneur Edgardo Chatto organisiert Notunterkünfte für die, die nicht in ihre Häuser zurück können oder wollen. "Die vielen Nachbeben, wir gehen nicht zurück", sagte Antonio Seismundo, ein Fahrer aus Lila. "Keine Panik, keine Sorge", beschwichtigte der Gouverneur im Rundfunk immer wieder.

(Girlie Linao und Christiane Oelrich/dpa)

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