Ecclestone sieht sich als Opfer einer schweren Erpressung

Bernie Ecclestone, 83, sitzt bis September auf der Anklagebank.
Der Formel-1-Boss hat in seinem Bestechungsprozess alle Vorwürfe bestritten.

Auf die Frage des Richters, ob er verheiratet oder geschieden sei, antwortete Bernie Ecclestone gut gelaunt: "Beides. Ich erinnere mich gerne an den Scheidungsteil." Seine Ex-Frau Slavica, die Mutter seiner Töchter Tamara und Petra, bekommt einen jährlichen Unterhalt von 100 Millionen Euro. In dritter Ehe ist er jetzt mit der Anwältin Fabiana Flosi verheiratet.

Der ehemalige Risikovorstand der Bayerischen Landesbank Gerhard Gribkowsky bekam einmal 44 Millionen Dollar von Ecclestone und wurde dafür wegen Bestechlichkeit zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt. Ecclestone behauptet, dass er nicht bestochen habe, sondern Opfer einer Erpressung gewesen sei. Er habe Angst gehabt, dass ihn der Banker bei den britischen Steuerbehörden anzeige. "Das hätte mich mehr als zwei Milliarden Pfund kosten können", ließ der 83-jährige Sportmanager seine Anwälte aus einer Erklärung verlesen, die fast so dick war wie ein Telefonbuch.

Die Anwälte wechselten sich beim Lesen im Zwei-Stunden-Takt ab. Ecclestone wollte das Schriftstück auch wegen eines Sehfehlers nicht selbst vortragen, verfolgte die Verlesung aber konzentriert. Der Prozess wird auf Deutsch geführt, Ecclestone, von Dolmetschern unterstützt, hatte eine englische Version zum Mitlesen. Er scherzte: "Ich bin zuversichtlich. Die Sonne scheint."

Vor acht Jahren wollte die Bayern LB ihren Teil der Vermarktungsrechte an der Formel 1 (eine Sicherstellung nach der Kirch-Pleite) verkaufen. Laut Anklage soll Ecclestone den damaligen Bayern LB Vorstand dafür bezahlt haben, damit dieser dem von ihm favorisierten Investor CVC den Vorzug gebe. CVC zahlte schließlich 830 Millionen Dollar an die Bank für einen 47-prozentigen Anteil. Die Staatsanwaltschaft stellte für die Bayern LB einen Schaden von 66 Millionen Euro fest, weil Ecclestone und der verurteilte Banker Millionen aus den Kassen der Bank abgezweigt hätten. Außerdem musste die Bank 25 Millionen vom Kaufpreis an Ecclestones Familienstiftung Bambino abtreten.

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