Die schreckliche nette Familie Durst

Wie der reiche Sohn aus einer New Yorker Immobilien-Dynastie auf Abwege geriet.

Der 71-jährige Robert Durst galt seit Jahren als Verdächtiger in mehreren Mordfällen. Seine erste Frau, seine Freundin und seinen Nachbarn soll er umgebracht haben.

Die Ermittlungen verliefen im Sand. Erst als Durst aus Eitelkeit einer TV-Dokumentation über sein bizarres Leben zustimmte, legte er aus Versehen ein Geständnis ab. "Na klar, ich habe sie alle umgebracht", sprach er zu sich selbst auf der Toilette. Das Mikro war eingeschaltet. Vor einer Woche wurde er in New Orleans verhaftet.

Seine erste Frau Kathleen ist 1982 spurlos verschwunden. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Mord Nummer zwei galt seiner engen Vertrauten, Susan Berman, einer Krimiautorin und Tochter eines Mafiapaten, die ihn immer in Schutz genommen hatte. Aber als die Staatsanwälte im Jahr 2000 die Ermittlungen gegen Robert Durst wieder aufnahmen, wurde Susan Berman erschossen in ihrem Haus in Beverly Hills aufgefunden.

Opfer wollte reden

Vermutlich hatte die Frau auspacken wollen. Sie wusste offensichtlich mehr über das Verschwinden der Ehefrau. Und außerdem war sie in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Robert zahlte ihr 50.000 Dollar. Möglicherweise wollte sie ihn weiter erpressen.

Der Fall Berman könnte Robert Durst jetzt zum Verhängnis werden. Denn im Prozess um die Ermordung seines Nachbarn wurde er freigesprochen und kann nicht mehr angeklagt werden. Doch in der Causa Berman könnte ihn ein Schriftgutachten überführen. Am Tag ihrer Ermordung schickte Durst der Polizei einen anonymen Hinweis auf eine Leiche in "Beverley" Hills. In einem Brief an Berman schrieb er Beverly Hills ebenfalls mit einem "e "zu viel.

Familie aus Galizien

Robert Durst ist das schwarze Schaf seiner Familie. Die Dursts stammen aus Galizien. Joseph Durst, Roberts Großvater, kam 1902 in New York an, angeblich mit nur drei Dollar in der Tasche. Aber er war ein toller Schneider und ein noch gerissenerer Geschäftsmann. Bereits nach zehn Jahren, 1912, besaß Joseph Durst die Bekleidungsfabrik Durst & Rubin. Mit seinen Profiten kaufte er 1915 sein erstes Gebäude, The Century Building an der 34. Straße, 1926 gehörte ihm der Tempel Emanu-El an der 5th Avenue, die damals größte Synagoge der USA.

Auch während der Weltwirtschaftskrise kaufte Durst ein Hochhaus nach dem anderen. Die Liste ist schier endlos. Erst 1974 übergab der Altösterreicher sein Imperium an seinen Sohn Seymour, einen verwitweten Vater von vier Kindern, dessen ältester Sohn Robert gerade Schlagzeilen macht.

Immer wieder wird die schwierige Familiensituation des mörderischen Millionärs ins Treffen geführt. Es ist die Geschichte von armen, reichen Kindern.

Robert verlor seine Mutter mit sieben Jahren, sie stürzte sich 1950 von einem Hochhaus. Robert war der Erstgeborene. Doch sein jüngerer Bruder Douglas war für den Großvater und Vater der begabtere und wurde ihm vorgezogen. Zwischen Douglas und Robert bestand eine so heftige Rivalität, dass sie schon als Kinder von einem Psychologen behandelt wurden. Als Douglas 1992 das Familienimperium übernahm, prozessierte Robert, bekam eine Apanage von zwei Millionen Dollar pro Jahr und wurde schließlich mit 65 Millionen ausgezahlt.

Sein Bruder Douglas, der am neuen World Trade Center beteiligt ist, erklärte Anfang der Woche: "Ich habe überhaupt keinen Zweifel daran, dass – wenn er die Möglichkeit hätte – er mich umbringen würde."

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