Deutscher Bürgermeister bei Messerangriff schwer verletzt

(Symbolbild)
Der CDU-Politiker will sich im Laufe des Tages selbst äußern. Ein politisches Motiv wird vermutet.

Der Bürgermeister der westdeutschen Stadt Altena, Andreas Hollstein (CDU), ist bei einem Messerangriff schwer verletzt worden. Die Behörden halten ein politisches Motiv für wahrscheinlich, die genauen Hintergründe waren aber noch unklar. Altena (Nordrhein-Westfalen) wurde deutschlandweit bekannt, weil es mehr Flüchtlinge aufnimmt, als es nach dem Verteilschlüssel aufnehmen müsste. Die Staatsanwaltschaft in Hagen kündigte weitere Informationen für den Dienstagvormittag an.

Hollstein war am Montagabend in einem Dönerladen mit einem Messer angegriffen worden. Der Politiker sei mit einem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden, habe es aber noch am Abend wieder verlassen können, berichteten örtliche Medien in der Nacht.

Opfer eines Klimas von Hass und Hetze

Der verletzte Bürgermeister der westdeutschen Kleinstadt Altena sieht sich als Opfer eines Klimas von Hass und Hetze. "Dieser Mensch ist für mich durch Brunnenvergiftung (..) zum Werkzeug geworden", sagte der bei der Attacke am Vorabend verletzte Andreas Hollstein am Dienstag mit Blick auf den Täter. Jeder Politiker, der sich auch für Flüchtlinge einsetze, erlebe in den sozialen Medien Hass und Bedrohung. Hollstein war am Montagabend in einem Döner-Imbiss von einem Mann mit einem Messer verletzt worden. Der ihm unbekannte Mann habe ihn von der Seite angeschaut und gefragt: "Sind Sie der Bürgermeister?" Der Täter habe dann kommentarlos ein Messer gezogen und vor der Tat gesagt: "Sie lassen mich verdursten und holen 200 Flüchtlinge nach Altena."

Nur mit Hilfe der Betreiber des Imbisses habe er den Täter abwehren können, der schließlich von der herbeigerufenen Polizei festgenommen wurde. "Ich habe um mein Leben gefürchtet", sagte der CDU-Politiker. Er gehe davon aus, dass dieser vorsätzlich gehandelt habe: "Ich glaube, dass das Messer in der Tasche für mich gedacht war." Der Mann sei "steuerungsfähig" gewesen, er habe aber auch eine Alkoholfahne wahrgenommen. Nach dem Angriff habe er nun sogar Mails von Menschen erhalten, die die Tat auf ihn für richtig hielten. Er wolle seine Arbeit aber fortsetzen, betonte der 54-Jährige: "Ich stehe mit meiner Persönlichkeit und meinem Selbstverständnis gegen Hass ein."

Täter "dingfest" gemacht

"Die Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass es einen politischen Hintergrund bei diesem Anschlag gibt", sagte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der mutmaßliche Täter, der laut Laschet dingfest gemacht wurde, habe Bemerkungen über die Flüchtlingspolitik gemacht, die diesen Rückschluss zuließen.

Der Fall erinnert an den Angriff auf Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Sie war im Oktober 2015 einen Tag vor ihrer Wahl von einem Rechtsextremisten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden.

Merkel entsetzt

Kanzlerin Angela Merkel äußerte sich bestürzt: "Ich bin entsetzt über den Messerangriff auf Bürgermeister Andreas Hollstein - und sehr erleichtert, dass er schon wieder bei seiner Familie sein kann", twitterte Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag im Namen der Kanzlerin.

Kommentare