Der große Versöhner: Der Dalai Lama wird 80 Jahre alt

Seine Mission ist der Frieden. Dafür reist der Dalai Lama unermüdlich um die Welt.

Um drei Uhr Früh aufstehen, Gebete und Meditation als Hauptbestandteil der Tätigkeiten, Essen nur zwischen Sonnenaufgang und der Mittagsstunde: Das gehört zu einem typischen Tag im Leben des Dalai Lama. Seine Lebensaufgabe: Harmonie stiften. Am Sonntag feiert das geistliche Oberhaupt der Tibeter seinen 80. Geburtstag.
Der Dalai Lama, Sinnbild des gewaltlosen Widerstandes der Tibeter gegen China, will die Welt vereinen. Dafür reist er herum wie ein junger Globetrotter. Der Terminplan des Friedensnobelpreisträgers ist voll.

Brennende Themen

Überall nimmt er sich der brennendsten Themen unserer Zeit an: Religionskonflikte, Klimawandel, Flüchtlingspolitik, Wirtschaftskrise, Armutsbekämpfung. Worum es auch geht, immer wieder ruft er zu Mitgefühl, Liebe, Toleranz und Vergebung auf. So wurde er weltweit zu einem der beliebtesten Menschen unserer Zeit.

Der 14. Dalai Lama wurde 1935 als Lhamo Dhondup geboren. Er war der Sohn einfacher Bauern. Als Zweijähriger wurde er als Reinkarnation des Dalai Lama erkannt und erhielt seinen Mönchsnamen Tenzin Gyatso. Schon als 15-Jähriger übernahm er nach dem Einmarsch der chinesischen Truppen die religiöse und politische Führung der Tibeter. Neun Jahre lang versuchte er mit der chinesischen Regierung zu verhandeln. Ein Volksaufstand 1959 wurde von China blutig niedergeschlagen. Der Dalai Lama sah sich zur Flucht nach Indien gezwungen. Er ließ sich in Dharamshala am Fuß des Himalaja nieder. Zehntausende Tibeter folgten ihm. Nun strömen Gäste aus aller Welt in den Pilgerort, um am Geburtstag mit dem bekanntesten buddhistischen Mönch zu beten.

Bisher reiste der Dalai Lama in 67 Länder, aber nie zurück nach Tibet. Die politische Verantwortung für sein Volk hat er längst abgegeben. Seit 2011 ist er im politischen Ruhestand. Seither wird die Verwaltung der rund 128.000 Exil-Tibeter von einem Sikyong, einem Premierminister, geführt.

Internationale Menschenrechtsorganisationen kritisieren schon seit Langem, dass die chinesischen Behörden die sechs Millionen Buddhisten in Tibet kulturell und religiös unterdrücken. Er wolle bleiben, so lange das Leid fühlender Wesen auf der Welt bleibe – wenn auch nicht im gleichen Körper, sondern als der gleiche Geist, sagt der Dalai Lama. Und er hoffe, dass die Welt bei seiner nächsten Reinkarnation friedlicher sei.

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