Der erwartete Streit fand noch nicht statt

Kardinal Schönborn warnt vor der Gefahr von Spaltungen bei der Bischofssynode. Es bestehe die Versuchung, Gruppierungen aufzubauen, als wären diese politische Parteien.

Seit einer Woche wird bei der Familiensynode, die noch bis 25. Oktober im Vatikan stattfindet, heftig zum Thema Familie und den Herausforderungen für die katholische Kirche aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln diskutiert. 300 Bischöfe und Kardinäle aus der ganzen Welt nehmen auf Wunsch von Papst Franziskus daran teil. In den Debatten prallen die strikte Glaubenslehre und die Realität der Seelsorge in den Pfarren aufeinander.

Erfahrungen in der Familie

Der erwartete Streit fand noch nicht statt
Austrian Cardinal Christoph Schonborn arrives to attend the opening mass for the synod of bishops on the family led by Pope Francis in St. Peter's Basilica at the Vatican October 4, 2015. REUTERS/Alessandro Bianchi
Beeindruckt zeigte sich Kardinal Christoph Schönborn im Gespräch mit Radio Vatikan von den vielen privaten Erzählungen der Bischöfe über ihre Erfahrungen in der Familie. "Da gibt es die wunderbare Erfahrung des Glaubens, der Eltern, der Großeltern, in denen man aufwachsen konnte. Da gibt es aber auch Erfahrungen von Flucht, von Migration, von Scheidungen, von schmerzlichen Konflikten in der Familie. Da gibt es die Erfahrung der sogenannten erweiterten Familie. Alles das wird viel lebendiger, wenn es nicht die Theorie über Familie ist, sondern unsere eigenen Erfahrungen sind. Wir sprechen darüber, was wir selber erlebt haben", erzählte Schönborn, der die deutsche Sprachgruppe "Germanicus" bei der Synode leitet. Schönborn wies auch auf die negativen Auswirkungen hin, die jede Scheidung bei Kindern verursache. Die Familie sei so tief in der Menschheit verwurzelt, betont Schönborn: "Wenn es ein kulturübergreifendes Thema gibt, dann ist das sicher die Familie."

Unter den teilnehmenden Kardinälen, Bischöfen und Laien aus Deutschland und Österreich verliefen die Debatten bisher laut Schönborn "sehr ruhig und friedlich". Es seien weder "die Fetzen geflogen, noch wurde heftig gestritten." Dennoch ist es kein Geheimnis, dass es Diskussionen und Spannungen gibt.

Mehr Widerstand ist für nächste Woche zu erwarten. Denn da geht es an den Kern der Sache: Im Zentrum der Gespräche stehen die Kirchendoktrin und die pastorale Anwendung in den Pfarren– und dazwischen liegen bekanntlich Welten.

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