Prozess gegen Kapitän beginnt

Prozess gegen Kapitän beginnt
Bei dem Unglück starben 32 Menschen. Schettino drohen bis zu 20 Jahre Haft.

In der toskanischen Stadt Grosseto beginnt am kommenden Dienstag der mit Spannung erwartete Prozess gegen Francesco Schettino, den Kapitän der Costa Concordia. Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf Grund gelaufen und teilweise gesunken. Bei dem Unglück starben 32 Menschen. Schettino muss sich unter anderem wegen Tötung und Körperverletzung sowie Havarie und das Verlassen des Schiffes noch während der Evakuierung verantworten. Laut Oberstaatsanwalt Francesco Verusio drohen ihm bis zu 20 Jahren Haft.

Zu erwarten ist, dass die Hauptverhandlung unmittelbar nach dem Beginn vertagt wird. Grund dafür ist ein Streik der italienischen Rechtsanwälte, die damit ihren Widerstand gegen eine Justizreform der Regierung Letta zum Ausdruck bringen wollen. Die nächste Verhandlung wird nach Angaben italienischer Medien wahrscheinlich am 17. Juli stattfinden.

Wegen des Streiks der Anwälte wird es voraussichtlich auch zur Vertagung eines weiteren Verhandlung in der Causa Costa Concordia kommen, die für Montag angesetzt ist. Untersuchungsrichter Pietro Molino muss entscheiden, ob fünf weitere Beschuldigte - zwei Offiziere, der Steuermann, der "Costa"-Krisendirektor und der Hotelmanager des Schiffes – ohne Hauptverfahren verurteilt werden können.

Ergänzende Beweisaufnahme

Schettinos Verteidiger Francesco Pepe fordert für den Prozess gegen den Kapitän eine ergänzenden Beweisaufnahme, in der es um Probleme mit den Schotten des Schiffs und dem Notgenerator geht. Außerdem wirft Pepe dem Steuermann Fehler kurz vor der Havarie Fehler vor. "Man muss noch einige technische Aspekte klären", sagte der Rechtsanwalt. Er verlangt für seinen Mandanten einen Freispruch vom Vorwurf, das Schiff verlassen zu haben, als sich noch tausende Menschen an Bord befanden.

Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 77 Österreicher auf der Costa Concordia. Die Reederei Costa Crociere, Betreiber des Kreuzfahrtschiffs, hat ihre Mitverantwortung anerkannt, da mehrere Angestellte des Unternehmens für das Unglück verantwortlich gemacht werden. Costa Crociere gehört zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival.

Inzwischen verzögert sich die Bergung des Schiffes vor der Insel Giglio. Das Wrack wird erst Ende des Sommers aufgerichtet und voraussichtlich im Mai oder Juni 2014 weggeschleppt, berichtete der italienische Zivilschutzchef Franco Gabrielli bei einem Treffen mit Bewohnern der Insel Giglio. Damit soll die Sommersaison auf der Insel nicht beeinträchtigt werden, sagte Gabrielli. Nach der Aufrichtung des Wracks werden die Experten den Zustand der gesunkenen Seite des Schiffs überprüfen können, der auf dem felsigen Boden liegt.

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