CO2-Handel geht die Luft aus

CO2-Handel geht die Luft aus
Die Welt-Klimapolitik steht am Abgrund: Der Klimagipfel in Durban droht zu scheitern, der Emissionshandel zur Farce zu werden.

Während die Vertreter von 190 Nationen im südafrikanischen Durban um ein Welt-Klimaschutzabkommen ringen, spielt sich beim Emissionshandel in Europa ein zusätzliches Klima-Drama ab: Die Preise für die Kohlendioxid-Zertifikate sind auf den tiefsten Stand seit Oktober 2008 gefallen.

Nur knapp acht Euro kostet die Tonne CO2 an der Leipziger Energiebörse. Der Spitzenwert seit Einführung des EU-Emissionshandels im Jahr 2005 wurde 2006 mit knapp 30 Euro erreicht. Mit diesem Emissionshandel, der für rund 11.000 Großkonzerne und Energieversorger in den EU-27 (davon 200 in Österreich) gilt, soll der Ausstoß Klima schädigender Emissionen gedrückt werden. Denn die Unternehmen brauchen für jede Tonne CO2, die sie ausstoßen, ein Zertifikat. "Wenn aber der Preis dieser Zertifikate längerfristig unter zehn Euro sinkt, fällt der Lenkungseffekt weg", sagt Heiko Siemann, Leiter des Emissionshandels bei der UniCredit. Investitionen in Klimaschutzprojekte würden sich bei diesem Preisniveau nicht rechnen.

Wirtschaftskrise

CO2-Handel geht die Luft aus

Auslöser für den Absturz der Preise ist die schlechte Konjunktur. Die Unternehmen produzieren weniger und verschmutzen daher auch die Luft weniger. Viele Firmen haben zu viele Emissionsrechte bekommen, von 2008 bis 2012 wurden sie von den nationalen Regierungen gratis ausgegeben. Ab 2013 müssen die Unternehmen dafür zahlen. "Eine Reihe von Firmen hat aber genug Zertifikate bis 2015", sagt Siemann.

Wenn die Nachfrage nach Emissionsrechten gering ist, wird auch der Preis nicht steigen. Der Analyst Per Lekander von der Schweizer Großbank UBS glaubt gar, dass der Preis für Emissionszertifikate auf drei Euro je Tonne abstürzen könnte. Die Unternehmen könnten ihre überflüssigen Zertifikate nämlich verkaufen, um zu Geld  zu kommen.

Siemann ist da weniger pessimistisch. Er hält es für möglich, dass die EU unter der dänischen Präsidentschaft (ab Jänner 2012) eine Erhöhung ihres Klimaziels beschließt: statt minus 20 Prozent CO2-Ausstoß bis 2020 minus 25 Prozent. Das sollte den Emissionsrechte-Preis in Richtung 15 Euro je Tonne treiben.

 

 

Tränen in Durban

Wie prekär die Situation in Durban ist, zeigt ein Gefühlsausbruch von Christiana Figueres am Wochenende. "Die Zukunft der Menschheit steht auf dem Spiel. Es gibt keinen Plan B, so wie es auch keinen Planeten B gibt", sagte die UN-Klimachefin bei einer Veranstaltung unter Tränen.

Die Verhandlungen hin zu einem weltweit verpflichtenden Klimaschutzabkommen sind mehr als festgefahren. Um den größten Klimaverschmutzer China mit ins Boot zu holen, verlangt dieser vom Westen die Fortführung des Kioto-Protokolls und Unterstützung in Milliardenhöhe für Klimamaßnahmen in armen Ländern. Doch einige Kioto-Länder - Russland, Japan - winken bereits ab. Kanada will gar vorzeitig aus der Kioto-Verpflichtung aussteigen. Die USA lehnen ein Klimaabkommen vor 2020 ohnedies kategorisch ab.

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