Millionen Schüler kämpfen um Studienplätze an Elite-Unis

Hengshui, Provinz Hebei: Maturanten vor dem Beginn der Prüfungen. Die Lehrer schwenken Fahnen.
Gaokao, die gefürchtete Abschlussprüfung, versetzt das ganze Land in Hysterie.

Ein Land im Ausnahmezustand: Am Pfingstwochenende fanden in China wieder die gefürchteten Abschlussprüfungen statt. Jedes Jahr stellen sich Millionen Schüler dem sogenannten Gaokao (Große Prüfung), der chinesischen Matura. Wenige Punkte können bereits den Unterschied ausmachen zwischen einer der begehrten Elite-Universitäten in Peking und Schanghai – oder einer Mittelklasse-Hochschule.

Und nicht jeder Schüler schafft es überhaupt an eine Uni: Dieses Jahr traten fast 9,4 Millionen Schüler zum Gaokao an. Es gibt aber nur knapp sieben Millionen Studienplätze.

Kein Wunder, dass das ganze Land schon vor den Prüfungstagen von einer kollektiven Hysterie erfasst wird. Maturanten sind unansprechbar, Eltern beten in Tempeln um gutes Gelingen – und vielen Familien ist nichts zu teuer, um die Stimmung der gestressten Prüflinge zu verbessern.

Straßensperren

An den Matura-Tagen werden sogar Straßen gesperrt. In Peking, wo heuer mehr als 70.000 Schüler am Examen teilnahmen, wurden 12 Straßen für den normalen Verkehr blockiert. Nur Eltern, die ihre Kinder zu den Prüfungen chauffierten, durften diese Routen benutzen. Und generell wird der Verkehr in zahlreichen Großstädten in der Nähe von Schulen umgeleitet, damit die Prüflinge nicht gestört werden. In der Stadt Foshan im Süden des Landes wurden sogar die bei älteren Menschen besonders beliebten öffentlichen Tanzveranstaltungen für die Dauer der Prüfungen untersagt, damit die Konzentration der Maturanten nicht beeinträchtigt wird.

Die Zettel mit den Prüfungsfragen werden in gepanzerten Fahrzeugen angeliefert und von bewaffneten Sicherheitsleuten bewacht. Gaokao gilt als härteste Matura der Welt; der Druck auf die Schüler ist immens. "China hat vermutlich den stärksten Wettbewerb um Studienplätze", sagte der Bildungsforscher Lao Kaisheng von der Normal University in Peking. Seit dem Ende der Kulturrevolution (1966–1976), als die Universitäten des Landes geschlossen waren, findet die Prüfung jedes Jahr im Sommer statt.

Viele Absolventen zieht es dann ins Ausland: Die Zahl der chinesischen Studierenden im Ausland steigt seit Jahren rasant an. Vor allem die USA sind beliebt. Laut Medien studierten im vergangenen Jahr etwa 236.000 Chinesen in den USA – um rund 40 Prozent mehr als im Vorjahr.

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