Baby stirbt im Kugelhagel

Die sechs Monate alte Jonylah Watkins wird von fünf Kugeln getroffen.

Chicago beklagt das wohl jüngste Opfer eines Bandenkrieges. In der Nacht auf Dienstag verstarb die nur sechs Monate alte Jonylah Watkins an den Folgen von fünf Treffern aus einer Schusswaffe. Ihr Vater, ein in Chicago polizeibekanntes Gangmitglied, wechselte Jonylah gerade in seinem Van die Windeln, als sich ein Unbekannter zu Fuß näherte und das Feuer eröffnete. "Kein Kind, sicher aber kein Kleinkind, sollte jemals Opfer von Gang-Gewalt werden", mahnte Polizei-Superintendent Garry McCarthy am Dienstagabend auf einer Pressekonferenz.

"Das Baby war mit seinem Vater im Auto, als jemand von hinten auf Vater und Tochter schoss. Momentan ist noch niemand in Gewahrsam", erklärte Polizeisprecher Mike Sullivan. Zuvor hatten die Ärzte über 17 Stunden um das Leben des kleinen Mädchens gekämpft. "Ihr Körper konnte die Anzahl und die Schwere der Verletzungen ganz einfach nicht überleben", gab der behandelnde Arzt, Mark Slidell, gegenüber der Chicago Tribune zu Protokoll.

Während seine Tochter starb, überlebte der Vater schwerverletzt - ob er mit der Polizei bei der Aufklärung der Tat kooperieren wird ist nicht bekannt. Joylahs 20-jährige Mutter war zum Tatzeitpunkt bei der Arbeit, war allerdings vor einem knappen Jahr bereits selbst Opfer einer Schussattacke gewesen.

Wachsende Gegensätze

Chicago ist eine Stadt der Extreme. Während auf der einen Seite die belebte und moderne City floriert, driften immer mehr Bewohner und immer mehr Gegenden in bittere Armut ab. Auch das "Woodlawn"-Viertel wo der Mord stattfand, ist mit Schießereien und Todesopfern nicht unvertraut. "In dieser Gegend wird ständig jemand erschossen. Wir sind hier sehr eng miteinander, wir wissen wer sie sind. Hier stehen Morde auf der Tagesordnung", so ein Verwandter des Opfers gegenüberABC.

Die "Windy City" geriet in der jüngeren Vergangenheit wegen der Gewalt in ihren Straßen vermehrt in die nationalen Schlagzeilen. Alleine im Jahr 2013 wurden bereits knapp 60 Morde und über 250 Auseinandersetzungen mit Schusswaffen gezählt - ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um fast 25 Prozent.

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