16-jährige Brasilianerin schildert Gruppenvergewaltigung: "Fühle mich wie Müll"
Junge Brasilianerin wurde in Favela brutal vergewaltigt. Ermittler nach Gruppenvergewaltigung von 16-Jähriger in Rio abgesetzt.
30.05.16, 12:45
"Ich dusche fünfmal am Tag und weine sehr viel. Ich fühle mich wie Müll." Die 16-jährige Brasilianerin, die vor wenigen Tagen in einer Favela in Rio de JaneiroOpfer einer Gruppenvergewaltigung wurde, meldet sich nun in der brasilianischen Tageszeitung O Globo zu Wort.
Der Fall sorgt weit über die Landesgrenzen Brasiliens hinaus für Empörung: Mutmaßlich 33 Männer vergewaltigten die Frau und stellten danach ein Video der Tat ins Internet. Darauf ist eine junge Frau zu sehen, wie sie nackt, blutend und offenbar bewusstlos auf einem Bett liegt. Eine männliche Stimme brüstet sich in dem Video damit, dass die 16-Jährige "von mehr als 30 Typen vergewaltigt" worden sei.
Nach Angaben ihrer Familie war die 16-Jährige vor einer Woche in eine Falle gelockt, unter Drogen gesetzt und dann missbraucht worden. Es soll sich um einen Racheakt eines Ex-Freundes gehandelt haben.
"Aber es ist nicht die Frau, die schuld ist"
Der deutsche Nachrichtensendern-tv zitiert aus dem Interview: "Ich erinnere mich an alles, was sie gesagt haben: "Du magst es doch auch, du bist ein verdammtes Luder", berichtet das Mädchen darin. "DieMenschen denken, ich bin schuld, weil ich eine kurzes Kleid an hatte und dort hingegangen bin. Aber es ist nicht die Frau, die schuld ist. Ich denke, es passiert auch gerade an einem anderen Ort, mit einer anderen Frau."
Gewalt der Männer ein massives Problem
In Rio de Janeiro, wo im Sommer die Olympischen Spiele stattfinden, und in Sao Paulo protestierten zahlreiche Frauen für ihre Rechte und hielten Schilder mit Aufschriften wie "Nein heißt Nein" und "Mein Körper gehört nicht euch" in den Händen. Sexuelle Gewalt ist in Brasilien ein landesweites Problem. Im Jahr 2014 verzeichnete die brasilianische Polizei nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation alle elf Minuten einen sexuellen Übergriff. Nur ein Bruchteil der Taten wird angezeigt.
Brasiliens Übergangspräsident Michel Temer erklärte, es sei "absurd, dass wir im 21. Jahrhundert mit solchen barbarischen Straftaten leben sollen". Er versprach neue Maßnahmen, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern. Justizminister Alexandre de Moraes kündigte an, die Verantwortlichen des "abscheulichen Verbrechens" würden ausfindig gemacht und bestraft. Die Polizei ermittelt.
Ermittler abgesetzt
Indes ist nach der schockierenden Gruppenvergewaltigung der zuständige Ermittler am Sonntag von seinen Aufgaben entbunden und ersetzt worden. Die Polizei begründeten die Maßnahme in einer Erklärung mit dem "Opferschutz" und damit, dass künftig Zweifel an der Unparteilichkeit der polizeilichen Ermittlungen vermieden werden sollten.
"Frauenfeindlichkeit" und "Chauvinismus"
Die Anwältin der 16-Jährigen hatte die Absetzung des Ermittlungsleiters Alessandro Thiers am Samstag gefordert, nachdem ihre Mandantin dem Kommissar "Frauenfeindlichkeit" und "Chauvinismus" vorgeworfen hatte. Der Chefermittler hatte am Freitag mit umstrittenen Äußerungen Kritik auf sich gezogen. Unter anderem hatte er die Frage aufgeworfen, ob die Gruppenvergewaltigung möglicherweise "mit Einwilligung" des Opfers erfolgt sein könnte, ob sie "unter Drogen" gestanden habe und ob sich alles wirklich so zugetragen habe, wie von der jungen Frau geschildert.
Außerdem soll Thiers laut der Anwältin in einer Vernehmung das Opfer gefragt haben, ob sie häufiger "aus Gewohnheit an Orgien teilnehme". Die Ermittlungen werden nun künftig von einer Ermittlerin für minderjährige Gewaltopfer, Cristiana Bento, geleitet.
Handyaufnahmen der Tat waren am Mittwoch im Internet aufgetaucht und hatten weltweit für Entsetzen gesorgt.
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