Berlusconi-Vertrauter soll für Baufirmen interveniert haben
Gianni Letta repräsentierte stets die vertrauenswürdige Seite der Regierung von Ex-Premier Silvio Berlusconi. Der langjährige Ex-Staatssekretär war bisher nie in Skandale verwickelt. Nun wird der frühere enge Berlusconi-Vertraute im Zuge der Ermittlungen um den Korruptionsskandal um das Bauprojekt Mose, zur Eindämmung der Hochwassergefahr in Venedig, schwer belastet.
Der 79-jährige Letta streitet ab, dass er für befreundete Baufirmen bei Giovanni Mazzacurati interveniert habe, wie die Zeitung La Repubblica, die sich auf eine Zeugenaussage beruft, berichtet. Mazzarcurati, bis 2013 Chef des Consortium Venezia Nuova (CVN), war laut der Staatsanwaltschaft von Venedig federführend in dem Bestechungsskandal. Dem ehemaligen Manager wird Korruption und Geldwäsche vorgeworfen.
"Schleichhandel"
16 Aktenordner
Die Staatsanwaltschaft von Venedig ermittelt seit drei Jahren wegen der umstrittenen Praxis der Auftragsvergabe bei dem Mega-Projekt. Das Belastungsmaterial umfasst 16 Aktenordner und 110.000 Protokoll-Seiten. Dabei kam auch eine schwarze Kasse ans Licht, die mit Bestechungsgeldern und Zahlungen aus gefälschten Rechnungen gefüllt wurde. Rund 20 Millionen Euro seien auf diese Weise veruntreut und auf ausländische Konten transferiert worden, hieß es. Von dem Geld seien Parteien finanziert worden. Unter anderem wurde der Wahlkampf von Venedigs suspendiertem Bürgermeister Giorgio Orsoni, der sich wegen Korruptionsverdacht in Hausarrest befindet, gesponsert.
Aufgebrachte Bewohner Venedigs protestierten vor dem Rathaus Ca' Farsetti und forderten den Rücktritt der gesamten Stadtverwaltung. Sie schwenkten Transparente mit Sprüchen wie "Weg mit der Mafia im Rathaus", "Basta Diebe!" und "Alle ins Gefängnis".
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