Alternativer Nobelpreis ehrt Einsatz für Kriegsopfer

Einer der Geehrten: Gino Strada
Ebenfalls ausgezeichnet: Die Marshallinseln für ihr Anti-Atom-Engagement.

Der Alternative Nobelpreis 2015 zeichnet den mutigen Einsatz für Kriegsopfer und die Rechte von Homosexuellen in Afrika aus. Der italienische Arzt Gino Strada bekommt den Preis, weil er seit zwei Jahrzehnten an den Krisenherden der Welt Opfer von Krieg und Verfolgung medizinisch versorgt. In der Flüchtlingskrise hilft seine Organisation Emergency sowohl in Italien als auch im Irak. Außerdem arbeite Strada gegen die Ursachen von Krieg an, erklärte die Right Livelihood Award Stiftung am Donnerstag in Stockholm.

Einsatz für Homosexuelle

Die mit je rund 106.000 Euro dotierte Auszeichnung ging zudem an die kanadische Inuit-Aktivistin Sheila Watt-Cloutier und die Menschenrechtsaktivistin Kasha Jacqueline Nabagesera, die „trotz unerträglicher Einschüchterung und Gewalt“ in ihrer Heimat Uganda für die Rechte von Homo-, Inter- und Transsexuellen kämpft.

Anti-Atom-Engagement

Das Volk der Marshallinseln und ihr Außenminister Tony de Brum bekamen einen Ehrenpreis für ihr Beharren auf die atomare Abrüstung. Die Preise werden am 30. November im schwedischen Reichstag verliehen.

Die Alternativen Nobelpreise (Right Livelihood Awards) wurden vor 35 Jahren vom Onkel des Geschäftsführers, dem Philanthropen und Vordenker Jakob von Uexküll, ins Leben gerufen. Im Vorjahr hatte die Verleihung an den US-Aufdecker und ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden für Aufregung gesorgt, weil die Information einen Tag vorher an das Stockholmer Außenministerium durchgesickert war. Die traditionelle Bekanntgabe der Preisträger im dortigen Pressezentrum wurde daraufhin gestrichen. Inoffiziellen Informationen zufolge kam die Order direkt vom damaligen Außenminister Carl Bildt.

Alternativer Nobelpreis ehrt Einsatz für Kriegsopfer
epa04958344 A undated handout image made available 01 October 2015 by the Right Livelihood Award Foundation in Stockholm, Sweden, showing Tony de Brum (L) with UNFCCC Spokesperson Nick Nuttall at UN Climate conference in Bonn 2014. The Right Livelihood Award Foundation announced 01 October 2015 Tony de Brum & the People of the Marshall Islands are one of four Right Livelihood Award laureates in recognition of their vision and courage to take legal action against the nuclear powers for failing to honour their disarmament obligations under the Nuclear Non-Proliferation Treaty. EPA/RIGHT LIVELIHOOD AWARD / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
TONY DE BRUM hat sein Leben der Unabhängigkeit, Sicherheit und Zukunftsfähigkeit der Marshallinseln gewidmet. Er hat der Vision seiner Landsleute von einer atomwaffenfreien Welt international zu Geltung verholfen. Nachdem er als Jugendlicher die amerikanischen Atomtests auf den Marshallinseln selbst erlebt hatte, hat de Brum 2014 als Außenminister den noch nie da gewesenen Schritt unternommen, Klagen gegen alle neun Atomwaffenstaaten vor dem Internationalen Gerichtshof (IStGH/ICC) einzureichen, da sie ihren Abrüstungspflichten im Rahmen des Atomwaffensperrvertrages nicht nachkommen. Als Architekt der Majuro-Deklaration von 2013 war Tony de Brum auch maßgeblich daran beteiligt, dass sich die pazifischen Inselstaaten zu konkreten Klimaschutzmaßnahmen verpflichtet haben.
Alternativer Nobelpreis ehrt Einsatz für Kriegsopfer
epa04958327 A undated handout image made available 01 October 2015 by the Right Livelihood Award Foundation in Stockholm, Sweden, showing Sheila Watt Cloutier. The Right Livelihood Award Foundation announced 01 October 2015 Sheila Watt Cloutier is one of four Right Livelihood Award laureates. EPA/STEPHEN LOWE / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
SHEILA WATT-CLOUTIERist eine erfolgreiche Vorkämpferin für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der arktischen Inuit. Als gewählte Vertreterin ihres Volkes sorgte sie dafür, das Bildungssystem der Provinz Nunavik in Nord-Quebec besser an das Leben und die Bedürfnisse der Inuit anzupassen. Sie war eine einflussreiche Kraft hinter der Verabschiedung der Stockholm-Konvention für das Verbot langlebiger organischer Schadstoffe, die sich in der arktischen Nahrungskette besonders stark anreichern. Und sie hat durch ihren Einsatz maßgeblich den Diskurs über den Klimawandel beeinflusst, indem sie der internationalen Gemeinschaft vor Augen führte, wie ungehemmte Treibhausgasemissionen die kollektiven Menschenrechte der Inuit verletzen.
Alternativer Nobelpreis ehrt Einsatz für Kriegsopfer
epa04958334 A undated handout image made available 01 October 2015 by the Right Livelihood Award Foundation in Stockholm, Sweden, showing Kasha Jaqueline Nabagesera. The Right Livelihood Award Foundation announced 01 October 2015 Kasha Jaqueline Nabagesera from Uganda is one of four Right Livelihood Award laureates for her courage and persistence, despite violence and intimidation, in working for the right of LGBTI people to a life free from prejudice and persecution. EPA/TOBIAS BOLEY / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
Ihr Einsatz für die Rechte lesbischer, schwuler, bisexueller, transsexueller und intersexueller (LGBTI) Menschen in Uganda machtKASHA JACQUELINE NABAGESERA zu einer der mutigsten Menschenrechtsaktivistinnen in Afrika. In einem aggressiven und repressiven Umfeld prangert Nabagesera Menschenrechtsverletzungen offen an und nutzt erfolgreich das Justizsystem, um die Rechte von LGBTI voranzubringen. Unter Gefahr für das eigene Leben geht sie gegen diskriminierende Gesetze vor und schafft es mit ihrer kreativen und richtungsweisenden Arbeit, Mythen und Stereotype über LGBTI in Uganda und weltweit abzubauen.
Alternativer Nobelpreis ehrt Einsatz für Kriegsopfer
epa04958346 A undated handout image made available 01 October 2015 by the Right Livelihood Award Foundation in Stockholm, Sweden, showing Gino Strada with Emergency logo on background. The Right Livelihood Award Foundation announced 01 October 2015 Gino Strada and the EMERGENCY organization are one of four Right Livelihood Award Foundation laureates for his great humanity and skill in providing outstanding medical and surgical services to the victims of conflict and injustice, while fearlessly addressing the causes of war. EPA/EMERGENCY / CLAUDIO TESTA / HANDOUT HANDOUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES
GINO STRADA ist ein italienischer Chirurg, der mit der Organisation EMERGENCY seit zwei Jahrzehnten für hochwertige medizinische und chirurgische Versorgung für die Opfer von Kriegen und Verfolgung arbeitet. Von Afghanistan bis zum Sudan betreibt EMERGENCY über 60 Krankenhäuser, Kliniken und Erste-Hilfe-Stationen, oftmals in Zusammenarbeit mit den Regierungen vor Ort. Dabei sorgt die Organisation dafür, dass die aufgebauten Strukturen und medizinischen Kenntnisse auch nach Ende der Notsituation im Lande bleiben und sich dort weiter entwickeln. Strada und EMERGENCY haben sich auch mit Nachdruck gegen die Krieg und menschlichem Leid zugrunde liegenden Ursachen eingesetzt und sich unüberhörbar gegen die militärische Beteiligung Italiens an den Kriegen in Afghanistan und im Irak ausgesprochen. Sie spielten eine führende Rolle in der Kampagne gegen die Verbreitung von Landminen, die 1997 in Italien in einem Verbot der Produktion und Nutzung von Landminen mündete.

Kommentare