Alligator-Schildkröte "Lotti" bleibt verschollen

epa02105770 Chinese men watch an Alligator Snapping Turtle for sale along a street strolling outside a cage in Beijing, China, 06 April 2010. Alligator Snapping Turtles are the largest freshwater turtles in North America, and are also listed as an endangered species by the IUCN (International Union for the Conservation of Nature). Previously seen in China mainly as a restaurant delicacy, more and more Chinese families are slowly warming up to the idea of keeping turtles as pets. An endangered Alligator Snapping Turtle can be bought in Beijing for 20,000 Chinese yuan (2,180 euro). EPA/DIEGO AZUBEL
In einem bayerischen Badesee versteckt sich eine bissige Schildkröte, die ein Kind verletzt hat.

In einem Badesee in der bayerischen Gemeinde Irsee hat eine Alligator-Schildkröte einen Buben in den Fuß gebissen und ihm die Achillessehne durchtrennt. Die Feuerwehr hat am Sonntag die Suche nach dem bissigen Reptil fortgesetzt, sogar das Wasser des Sees wurde abgelassen. Doch das Tier ließ sich bis zum Abend nicht blicken.

Achillessehne durchtrennt

Der achtjährige Bub war am vergangenen Montag von der Schildkröte gebissen worden, dabei wurde ihm die Achillessehne gleich zweimal durchtrennt. Zunächst war die Wasserwacht bei ihrer Ersten Hilfe von einer Schnittverletzung durch eine Glasscherbe ausgegangen, wie Bürgermeister Andreas Lieb berichtete. Allerdings fielen gleich die starke Blutung und die besonders heftigen Schmerzen auf.

Der Bub wurde dann von seiner Mutter ins Krankenhaus gebracht und dort am Fuß operiert. Kurz nach der Operation meldete sich der Arzt im Rathaus und wies darauf hin, dass die Verletzung des Jungen nur von einem Biss stammen könne - er selbst könne sich aber nicht erklären, welches Tier so zubeißen könne. Experten versicherten dem Bürgermeister, dass die Verletzung auf keinen Fall von einem einheimischen Fisch stammen könne. Daraufhin schickte Lieb mit Einwilligung der Mutter des Buben Bilder von der Wunde an das Zoologische Institut in München. Nach längerer Prüfung wurde dort am vergangenen Donnerstag bestätigt, dass die Verletzung wohl von einer Alligator-Schildkröte herrührt. Unklar ist noch, ob es sich um eine Schnapp- oder um eine Geierschildkröte handelt. Unmittelbar nach Eingang des Faxes aus München ließ Lieb den Badeweiher aus Sicherheitsgründen sperren.

See wird trocken gelegt

Alligator-Schildkröte "Lotti" bleibt verschollen
An einem Baum am Oggenrieder Weiher in Irsee bei Kaufbeuren (Bayern) hängt am 11.08.2013 ein von einer Gruppe Mädchen gemachtes Plakat mit der Aufschrift "Achtung hier wohnt Lotti vorsicht bissig!" Eine Alligator-Schildkröte sorgt im bayerischen Allgäu für Aufregung. Das Tier hat an dem See einen Jungen gebissen. Nun ist der See gesperrt, das Wasser wird abgelassen. Foto: Andreas Gebert/dpa
Seit Samstag wurde kontinuierlich Wasser aus dem See in einen Bach abgelassen. Am frühen Sonntagabend wurde der See dann abgefischt. Rund 500 Fische wurden laut Lieb in einen zwei Kilometer entfernten Teich gebracht. Nach dem Abfischen wurde noch am Sonntag das Restwasser des Sees abgelassen, um die Schildkröte auf alle Fälle zu erwischen. Bleibe das Tier auch ohne Nahrung und Wasser unauffindbar, werde man den Oggenrieder Weiher bis zum Frühjahr ohne Wasser lassen, sagte Lieb. Man könne zwar nicht ausschließen, dass die Schildkröte an ein anderes Gewässer wandere - „aber den Allgäuer Winter überlebt sie nicht“.
Lieb hat auch einen Finderlohn von 1000 Euro ausgelobt - und zugleich die Anwohner davor gewarnt, die Schildkröte eigenmächtig fangen zu wollen. Teenager gaben dem Reptil inzwischen einen Namen. „Lotti“ heißt die Schildkröte, wie auf Pappschildern am Seeufer zu lesen ist.

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APA/DIEGO AZUBEL
CHINA ALLIGATOR SNAPPING TURTLE
epa02105769 An Alligator Snapping Turtle is seen outside a cage in Beijing, China, 06 April 2010. Alligator Snapping Turtles are the largest freshwater turtles in North America, and are also listed as an endangered species by the IUCN (International Union for the Conservation of Nature). Previously seen in China mainly as a restaurant delicacy, more and more Chinese families are slowly warming up to the idea of keeping turtles as pets. An endangered Alligator Snapping Turtle can be bought in Beijing for 20,000 Chinese yuan (2,180 euro). EPA/DIEGO AZUBEL
Gefährliche Gattungen

Die im Süßwasser lebenden amerikanischen Alligator-Schildkröten kommen in den Gattungen Schnapp- und Geierschildkröte vor. Die Schnappschildkröte (Chelydra serpentina) jagt in Seen von Kanada bis ins südamerikanische Ecuador nach Wasservögeln, Fischen und Reptilien. Die ausgewachsen rund 15 Kilogramm schweren und bis zu 50 Zentimeter langen angriffslustigen Tiere können durch ihre Bisse auch Menschen gefährlich werden. Kopf, Rückenpanzer und Schwanz sind mit hornigen Höckern und stacheligen Schuppen besetzt.

Die im Südosten der USA beheimatete Geierschildkröte (Macroclemys temminckii) lauert im Bodenschlamm von Seen mit aufgerissenem Maul auf Fische und andere Beutetiere. Mit dem wie ein Geierschnabel hakenförmig gebogenen Kiefer können sie kräftig zuschnappen. Die Tiere mit einem bis zu 75 Zentimeter langen Rückenpanzer werden bis zu hundert Kilogramm schwer.

Einfuhr, Verkauf und Nachzucht dieser Reptilien ist verboten. Trotzdem tauchen immer wieder auch in Bayern verschiedene gefährliche Schildkröten auf. Aufgrund der Bissabdrücke am Fuß des Buben dürfte das Tier in Irsee nach Schätzungen mindestens 40 Zentimeter groß und 14 Kilogramm schwer sein. Wie es in den Weiher kam, ist noch unklar. Vermutlich wurde es von seinem Besitzer ausgesetzt.

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