Albinismus: Amnesty prangert Menschenjagd in Malawi an

Bis zu 10.000 Menschen in Malawi leben mit mit Albinismus.
In Malawi herrscht der Aberglaube, dass Körperteile von Menschen mit Albinismus Glück und Wohlstand brächten. Amnesty International spricht von einer "noch nie da gewesenen Welle von brutalen Angriffen".

In Malawi sind einem Bericht von Amnesty International zufolge seit November 2014 mindestens 18 Menschen mit Albinismus getötet worden - nach Angaben der Polizei sogar 65. Der Amnesty-Direktor für das südliche Afrika, Deprose Muchena, sprach am Dienstag in der Hauptstadt Lilongwe von einer "noch nie da gewesenen Welle von brutalen Angriffen". Der örtlichen Polizei warf die Organisation Untätigkeit vor.

"Glück und Wohlstand"

Fünf Menschen mit Albinismus werden dem Bericht zufolge noch vermisst. In Malawi herrscht der Aberglaube, dass Körperteile von Menschen mit Albinismus Glück und Wohlstand brächten.

Albinismus: Amnesty prangert Menschenjagd in Malawi an
(FILES) This file photo taken on April 17, 2015 shows Mainasi Issa, a 23-year-old Malawian albino woman, carrying her tow-year-old daughter Djiamila Jafali as she poses outside her hut in the traditional authority area of Nkole, Machinga district. A Malawi court has banned witchdoctors from operating in the impoverished southern African country following a spate of albino killings linked to witchcraft, according to a court ruling seen on June 2, 2016. / AFP PHOTO / Gianluigi GUERCIA

Die Tötungen führten zu einem Klima der Angst unter den schutzlosen Betroffenen, sagte Muchena. Malawis Behörden habe sie "kläglich im Stich gelassen" und kriminellen Banden ausgeliefert. Die Organisation wirft den Behörden auch Vertuschung weiterer Fälle vor.

"Menschen sagen mir ins Gesicht, dass sie mich verkaufen wollen", wird ein 37-Jähriger in dem Bericht zitiert. "Ein Mal sagte mir jemand, dass ich sechs Millionen Malawi-Kwacha (rund 7.500 Euro) wert sei."

Amnesty zufolge leben bis zu 10.000 der insgesamt 16 Millionen Menschen in Malawi mit Albinismus. Bei Betroffenen ist die Bildung des Pigments Melanin gestört, ihre Haut ist besonders hell.

Malawi geht gegen Medizinmänner vor

Nach der Ermordung mehrerer Albinos in Malawi geht die Justiz des südostafrikanischen Landes unterdessen gegen selbst ernannte Medizinmänner vor, wie vergangene Woche bekannt wurde. Ein am Mittwochabend am Hohen Gericht in Mzuzu ergangenes Urteil untersagt ihnen sowie den "traditionellen Heilern, Hexern und Wahrsagern", ihre Tätigkeit auszuüben. Damit sollten die Angriffe und Tötungen von Albinos verhindert werden, heißt es in dem Urteil.

Der Richterspruch verbietet auch Werbeanzeigen von sogenannten Wunderheilern in Zeitungen. Die Justiz in der Stadt im Norden Malawis befand über die Klage dreier Kunden von Medizinmännern, die sich darüber beschwerten, dass deren Versprechen nicht eintraten und sie bei ihren Ritualen Leichenteile von Albinos verwendeten.

Mehrere zehntausend Euro für eine Leiche

Die Menschen, die aufgrund eines Pigmentmangels weiße Haut und weiße Haare haben, gelten in Teilen Afrikas als Glücksbringer und Vorboten von Reichtum. Körperteile werden für umgerechnet Hunderte Euro verkauft, eine ganze Leiche für mehrere zehntausend Euro.

Die UNO hatte im April vor einer "systematischen Auslöschung" der Albinos in Malawi gewarnt. Derzeit leben geschätzt 10.000 Albinos in dem Land.

Albinismus: Amnesty prangert Menschenjagd in Malawi an
(FILES) This file photo taken on June 27, 2015 shows Malawian Albino chidren playing toghether during the International Albinism Awareness Event in Mulanje district. Albinos in Malawi are being targeted in an "unprecedented wave of brutal attacks", Amnesty International said on June 7, 2016 in a report that blames police for failing to tackle a scourge fuelled by ritual practices. At least 18 people with albinism -- a hereditary condition that causes an absence of pigmentation in the skin -- have been killed across Malawi since November 2014. / AFP PHOTO / erico waga
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