Afrikas Gletscher schmelzen

Die Eiskappe auf dem Kilimandscharo ist auf ein Zehntel geschrumpft.

Weltweit schmelzen die Gletscher – in den Alpen, im Himalaja, in Nord- und Südamerika. Auch der weltberühmte Schnee des Kilimandscharo ist in Gefahr: Jahr für Jahr verliert er an Volumen. Die Eiskappe des 5895 Meter hohen Berges in Ostafrika ist mittlerweile auf ein Zehntel ihrer einstigen Größe geschrumpft. Und nicht nur der höchste Berg des Kontinents ist betroffen – der Blick auf Afrikas Gletscher könnte bald der Vergangenheit angehören.

Die Schneegebiete werden von Jahr zu Jahr kleiner. Es sei möglich, dass sie ganz verschwinden, sagt Keith Alverson vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). Am Mount Kenia etwa sind bereits acht der ursprünglich 18 Gletscher verschwunden. Eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigt, dass der Lewis-Gletscher, der größte noch verbliebene, seit 1934 etwa 90 Prozent seines Volumens eingebüßt hat.

Noch zehn Jahre?

Als deutsche Forscher 1880 die Eiskappe des Kilimandscharo vermaßen, war sie 20 Quadratkilometer groß. 2009 waren auf Afrikas höchstem Berg (5895 Meter) nur noch weniger als zwei Quadratkilometer Eis. Man könne nicht genau voraussagen, wann das Eis ganz verschwunden sein werde, sagt Alverson. Es könnte schon in zehn Jahren soweit sein.

Nach Angaben des Weltklimarats IPCC schmelzen derzeit in allen Weltregionen Gletscher ab, besonders schnell unter anderem in den USA, Westkanada und Mitteleuropa. Zudem nehme die Geschwindigkeit der Gletscherschmelze insgesamt zu.

Es gibt zwei Theorien für das Verschwinden der Gletscher in Ostafrika: Entweder schmelzen sie direkt aufgrund der steigenden Temperaturen, oder die Verdunstung steigt wegen sich ändernder Wetter- und Niederschlagszyklen. "Aber in jedem Fall hat es mit dem vom Menschen verursachten Klimawandel zu tun", erklärt Keith Alverson. "Das ist nicht nur eine natürliche Schwankung."

Das Verschwinden der Gletscher wirkt sich auf die Ökosysteme und die Landwirtschaft in den Tälern aus, die auf das Wasser der jährlichen Schneeschmelze angewiesen sind. Wenn die Gletscher schmelzen, werde es zunächst mehr Wasser und in der Folge auch mehr Landwirtschaft geben, erläutert Keith Alverson. "Aber wenn das Wasser weg ist und sie nur noch vom Regen abhängen, wird das unberechenbarer." Die Berge versorgen auch einige von Afrikas bekanntesten Naturschutzgebieten mit Wasser.

UN-Klimagipfel

Nur eine drastische Reduktion der weltweiten Kohlendioxidemissionen könne die Gletscher retten, meinen Umweltschützer. Auch beim UN-Klimagipfel in New York am 23. September werden die Gletscher wieder Gesprächsthema sein.

Die Gletscherschmelze könnte in Afrika selbst wohl allenfalls gebremst werden: Eine Möglichkeit wäre, Emissionen von schwarzem Rauch – verursacht durch Autoabgase oder das Verbrennen von Kohle – zu reduzieren. Die Rußpartikel lagern sich auf den Gletschern ab und beschleunigen die Schmelze. Gletscher mit Plastikplanen abzudecken, wie dies in Europa mancherorts gemacht wird, ist zu teuer für Kenia oder Tansania.

Zahlreiche Menschen in den ostafrikanischen Bergregionen leben vom Gletscher-Tourismus: Allein der Mount Kenia wird jährlich von etwa 30.000 Menschen besucht. Auch der Kilimandscharo in Tansania und das Ruwenzori-Gebirge in Uganda sind seit Jahrhunderten Anziehungspunkte für Touristen.

Bergführer Nikunj Shah, der den 5199 Meter hohen Mount Kenia bereits 52 Mal bestiegen hat, berichtet, dass Schnee in den Stiefeln im Gegensatz zu früher kein Problem mehr darstelle – und das sei nicht der besseren Ausrüstung zu verdanken: "Früher waren die Bergsteiger jenseits des letzten Lagers nur noch im Schnee unterwegs. Heute geht man nicht mehr im Schnee, sondern auf dem Felskamm."

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