Unter Al-Sisis Regime ist in Ägypten Schluss mit lustig

Auch Bauchtanz ist im Visier der Behörden
Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl verschärfen Behörden die Angriffe gegen Unterhaltung erneut.

Humor und Unterhaltung haben in Ägypten einen Stellenwert wie in keinem anderen arabischen Land. Nicht umsonst exportieren die "Söhne des Witzes" – wie sich die Ägypter im Volksmund selbst nennen – ihre heiteren Produkte wie Komödien oder Sitcoms in den gesamten Nahen Osten. Doch der ägyptische Witz hat es unter dem zunehmend autoritär regierenden Präsidenten Al-Sisi immer schwerer. Ende März finden in dem Land Präsidentschaftswahlen statt. Der General hat zwar längst dafür gesorgt, dass er der einzige ernst zu nehmende Kandidat ist, trotzdem ziehen seine Zensurbehörden die Schrauben noch einmal an.

Zu viel Sex

Eine der populärsten Unterhaltungssendungen des Landes wurde jetzt verboten: Die ägyptische Version der US-Comedy-Show "Saturday Night Live". In dem Programm, erklärte die Medien-Aufsichtsbehörde, seien ständig sexuelle Ausdrücke, Sätze und Gesten vorgekommen und außerdem "ethische und professionelle Standards" verletzt worden. Dadurch habe man gegen das Moralgesetz verstoßen – und das wird derzeit in Ägypten besonders strikt exekutiert.

Kürzlich wurde eine Fernsehmoderatorin zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil sie in ihrer Sendung über außereheliche Schwangerschaften gesprochen hatte. Wenig später traf es eine Popsängerin namens Shyma, die immerhin zwei Jahre ausfasste, weil sie sich in einem Video in Unterwäsche gezeigt hatte. Popgruppen wurden auf der Bühne verhaftet, weil sie die Regenbogenflagge geschwenkt hatten, selbst Bauchtänzerinnen traf es.

Seit der Revolution 2011 hat auch der politische Humor einen Boom in Ägypten erlebt, der nun unter Al-Sisi wieder abgewürgt wird. Eine der Galionsfiguren dieses Witzes, der Arzt Bassam Youssef, ist inzwischen in die USA geflüchtet, weil er um seine Familie Angst hatte.

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