Waffenschmuggler-Clan entführt britische Touristen

Zwei Touristen sind in Ras Sidr, einem Badeort am Roten Meer, als Geiseln genommen worden.

Bisher blieben die Touristengebiete auf der Sinai-Halbinsel von Revolution und Chaos in Ägypten unberührt. Doch auch dort droht sich die Sicherheitslage zu verschärfen. Zwei britische Touristen sind in Ras Sidr, einem Badeort am Roten Meer, als Geiseln genommen worden. Es handelt sich um einen Direktor der Ölfirma ExxonMobile und seine Frau. Die beiden – unterwegs im Privatauto von Kairo zum Badeort Sharm el-Sheikh – hatten bei einer Bank in der Stadt angehalten, um Geld zu wechseln, als sie überfallen wurden. Stunden später wurden die beiden unversehrt freigelassen. Lokale Stammesführer hatten im Auftrag der Polizei die Übergabe der beiden vermittelt.

Häftling kommt frei

Die Entführer sind Mitglieder eines Beduinen-Clans, der sein Geld mit Waffenschmuggel verdient. Diese stammen meist aus Libyen und werden in die Palästinensergebiete geschmuggelt. Die Beduinen verlangten die Freilassung von zwei Clan-Mitgliedern, die derzeit in Alexandria im Gefängnis sitzen – wegen Waffenschmuggels. Einer der beiden soll nun, so die Zusage der Polizei, in Austausch für die beiden Touristen frei kommen.

Seit dem Ausbruch der ägyptischen Revolution 2011 hat sich auch am Sinai die Sicherheitslage deutlich verschlechtert. Die Beduinenstämme, die unter der Diktatur Hosni Mubaraks politisch unterdrückt waren, agieren seit der Revolution weitgehend ungehindert von Militär oder Polizei. Die Regierung in Kairo gilt für sie, die ja keine Araber sind, ohnehin nur als fremde Macht, die sich um die lokale Bevölkerung nicht kümmert. Deren Autorität schwindet aber zunehmend. In Folge sollen sich auch islamistische Kämpfer zunehmend auf dem Sinai festgesetzt haben. Israel befürchtet, dass die Halbinsel zum Rückzugsgebiet für Kämpfer, die sich der Al-Kaida zugehörig fühlen, entwickeln könnte.

Die Folge sind Stammeskämpfe, aber auch Konflikte zwischen lokalen Banden. Sharm el Sheikh, das Hauptziel für europäische Touristen auf dem Sinai gilt durch die massive Präsenz der Polizei weiterhin als sicher. Ras Sidr dagegen liegt weiter nördlich und wird meist von ägyptischen Urlaubern frequentiert.

Der Überfall wird als schwerer Schlag gegen die ohnehin angeschlagene Tourismus-Industrie des Landes gewertet, galten doch die Badeorte am Roten Meer bisher als absolut sicher. Abgeraten wurde nur von Ausflügen und Expeditionen in das Innere der Halbinsel, sowie von nächtlichen Fahrten auf Landstraßen.

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