104-jähriger Professor will Freitod: Ärzte prüfen Urteilsfähigkeit

104-jähriger Professor will Freitod: Ärzte prüfen Urteilsfähigkeit
Der australische Botaniker Dave Goodall will in der Schweiz sein Leben beenden. Der Fall erregt weltweit Aufsehen.

Der lebensmüde australische Botaniker David Goodall (104) wird von zwei Ärzten auf seine Urteilsfähigkeit untersucht, bevor er in der Schweiz eine Freitodbegleitung erhalten kann. "Nur, wenn zwei Ärzte überzeugt sind, dass er 100-prozentig klar in seinem Wunsch ist, findet die Begleitung statt", sagte Erika Preisig, Ärztin und Gründerin des Vereins Lifecircle am Samstag.

Lifecircle will Goodall in der Schweiz betreuen. Der Verein hat im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 73 Menschen in den Tod begleitet. Die Ärztin Preisig hält sich im Ausland auf, sie wäre an den Maßnahmen bei Goodall nicht beteiligt.

Goodall war von Australien nach Frankreich zu Verwandten geflogen und will kommende Woche in der Nähe von Basel sein Leben beenden. Seine Lebensqualität sei nach einem Sturz und Sehschwierigkeiten nicht mehr akzeptabel, sagt er. Weil er diese Entscheidung in Fernsehinterviews vertritt, hat der Fall weltweit Aufmerksamkeit erregt.

Jeder, der älter als 85 ist, soll ohne Rechtfertigung sterben dürfen.

von Erika Preisig, Gründerin des Vereins Lifecircle

Preisig setzt sich für eine Legalisierung der Sterbehilfe in aller Welt ein. "Ich bin der Meinung: Jeder, der älter als 85 ist, soll ohne Rechtfertigung sterben dürfen", sagte sie. "Herr Goodall und andere sollten das Recht haben zu wünschen, dass sie nicht völlig pflegebedürftig weiterleben müssen."

Gegner der Sterbehilfe

Gegner der Sterbehilfe argumentieren, Verwandte könnten diese aus Kostengründen missbrauchen, andere Wege der Leidensminderung zugunsten der "bequemeren" Lösung verworfen werden. Die Schweizer Bischöfe lehnten die Sterbehilfe 2002 in einem Pastoralschreiben ab. Ein Freitod schalte "die Spannung, die das Unberechenbare des gewissen, aber nie genau festzulegenden Todes in jedes Leben hineinbringt", aus.

Viele medizinische Interventionen bei Hochbetagten seien nur noch eine Lebensverlängerung aber keine -verbesserung, sagte dagegen Preisig. "Je besser die Medizin, desto schwerer wird das Sterben." Oftmals zögerten medizinische Interventionen am Lebensende das Sterben hinaus. "Gott hätte manchen schon lange nach Hause nehmen wollen."

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