Sri Lanka: Explosionen nach Fund von Sprengstoffwesten

Kirchen und Hotels wurden während der Anschläge zerstört. Hunderte Menschen kamen ums Leben.
Schießerei und Festnahmen im Osten des Landes. Polizei warnt vor weiteren Anschlägen.

Nach den Anschlägen vom Ostersonntag gibt es in Sri Lanka neue Warnungen vor möglichen Angriffen auf Gotteshäuser. Die Polizei teilte am Freitag auf Twitter mit, dass Islamisten Geheimdienstinformationen zufolge Moscheen der Sufisten angreifen wollten. Der Sufismus ist eine Strömung im Islam mit mystischen Traditionen und Riten.

Feind wegen Toleranz

Radikale Islamisten betrachten Sufisten wegen ihrer Toleranz auch anderen Religionen gegenüber als Feinde. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Moscheen wurden laut Polizei erhöht.

Unterdessen haben Polizei und Armee in einem Wohnhaus mehrere Sprengstoffwesten sowie Materialien zur Herstellung von Bomben gefunden. Nach der Razzia am Freitagabend (Ortszeit) im Ort Sammanthurai im Osten des Inselstaates gab es dort zudem drei Explosionen und eine Schießerei, wie die Polizei mitteilte. Die Details waren zunächst unklar. 

Sieben junge Muslime seien festgenommen worden, hieß es von der Polizei. Fernsehbilder zeigten eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat, die auch in dem Haus gefunden worden sein soll. Dies bestätigte die Polizei zunächst nicht. Der Ort befindet sich nicht weit von der Stadt Batticaloa, wo am Ostersonntag eine Kirche angegriffen worden war.
 

Polizeichef hört auf

Der Polizeichef des Landes legte zuvor seinen Posten nieder. Pujith Jayasundara habe angesichts von Fehlleistungen im Vorfeld der Anschläge vom Ostersonntag beim amtierenden Verteidigungsminister seinen Rücktritt eingereicht, sagte Staatschef Maithripala Sirisena am Freitag vor Journalisten. Er werde "bald" einen neuen Polizeichef ernennen, fügte der Präsident hinzu. Sirisenas Vorschlag muss dann noch vom Verfassungsrat bestätigt werden.

Die Polizei gab an, Verhöre von festgenommenen Verdächtigen hätten ergeben, dass die Attentäter im Ausland Waffentraining erhalten hätten. Unter den Festgenommenen seien der zweite Befehlshaber der einheimischen Terrorgruppe sowie der Bombenbauer.

Der mutmaßliche Drahtzieher, Islamistenanführer Zahran Hashim, sei beim Anschlag im Luxushotel "Shangri-La" in Colombo gestorben, teilte Sirisena unter Berufung auf Geheimdienste am Freitag mit. Hashim habe das Selbstmordattentat dort mit einem weiteren Attentäter verübt, dessen Namen Sirisena mit Ilham angab.

Die Erkenntnisse kommen dem Präsidenten zufolge vom Militärgeheimdienst und beruhen teils auf Bildern von Überwachungskameras am Tatort. Nach den Anschlägen vom Ostersonntag war Hashims Verbleib zunächst unklar gewesen, die Sicherheitsbehörden des südasiatischen Inselstaates fahndeten unter Hochdruck nach dem Islamisten.

Hashim galt als der Anführer der Islamistengruppe National Thowheeth Jama'ath (NTJ), die für die Anschläge verantwortlich gemacht wird. Er stand offenbar im Zentrum eines Bekennervideos der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS). Vor den Anschlägen in Sri Lanka war Hashim, der etwa 40 Jahre alt gewesen sein soll, weitgehend unbekannt. In Online-Medien hatte er allerdings tausende Anhänger, er veröffentlichte hetzerische Predigten auf YouTube und Facebook. Örtlichen Medien zufolge gründete Hashim die NTJ im Jahr 2014.

Bei den Selbstmordanschlägen am Ostersonntag in drei Kirchen und drei Hotels waren nach Behördenangaben 253 Menschen getötet und 149 weitere verletzt worden. Zuvor war von 359 Toten und 485 Verletzten die Rede gewesen. Ein geplantes viertes Attentat in einem Hotel schlug fehl. Die Regierung in Colombo macht die NTJ für die Anschläge verantwortlich, geht aber davon aus, dass sie ausländische Unterstützung gehabt haben muss.

Die US-Botschaft in Sri Lanka warnte am Donnerstag vor möglichen weiteren Anschlägen auf Gotteshäuser. Diese sollten von Freitag bis Sonntag gemieden werden, twitterte die Botschaft am Donnerstag unter Berufung auf die srilankischen Behörden.

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