Ski Heil! Sicher auf der Piste

Ski Heil! Sicher auf der Piste
Jeden Winter verletzen sich 56.000 Sportler auf heimischen Pisten. Neue Ski-Modelle sollen schwere Unfälle reduzieren.

Endlich ist er da, der Schnee – zumindest in den Bergen. Zwar reicht das, was in den vergangenen Tagen vom Himmel fiel, meist noch nicht aus, um schon die Skier anzuschnallen, aber wenigstens ist es jetzt kalt genug, um die Schneekanonen zu starten. Nächste Woche soll die Saison dann starten, heißt es aus großen Tourismusregionen wie Saalbach oder Gastein.

Wintersport ist gesund, sagen die Ärzte. Ski fahren verringert die Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen und Alzheimer. Es reduziert zu hohe Cholesterinwerte innerhalb einer Ski-Woche um 30 Prozent. Und vor allem macht es Spaß. Wintersport ist gefährlich, manchmal sogar tödlich, sagt die Statistik.

Weniger Opfer

Im Winter 2011/2012 starben auf Österreichs Pisten 28 Menschen – das ist ein Rückgang von fast 20 Prozent im Vergleich zur Saison 2010/2011. Experten führen das auf die gute Schneelage im Winter 2012 zurück: Dadurch waren genügend Sturzräume vorhanden.

Dennoch verletzen sich jedes Jahr durchschnittlich 44.000 Skifahrer und 12.000 Snowboarder so schwer, dass sie im Spital behandelt werden müssen. „Die häufigsten Gründe sind Selbstüberschätzung und mangelnde körperliche Fitness“, sagt Martin Pfanner vom Kuratorium für Verkehrssicherheit. Nur sechs Prozent alle Unfälle sind auf Kollisionen zurückzuführen, ca. 90 Prozent sind selbst verschuldet.

Davon kann auch die Bergrettung berichten. In den vergangenen Jahren habe die Suche nach vermissten Skifahrern zugenommen, die sich im alpinen Gelände verfahren oder zu viel Hochprozentiges zu sich genommen hatten. „Es ist unglaublich, wie leichtsinnig die Leute oft sind“, sagt Maria Riedler von der Bergrettung. „Vor allem viele Jungen denken, sie sind unverletzbar. Die fahren in Gräben, ohne zu wissen, wie sie wieder rauskommen.“

Fast jeder zweite Verletzte sei jünger als 30 Jahre, berichtet Primar Herbert Resch, Vorstand der Salzburger Universitätsklinik für Unfallchirurgie. Bei Kindern habe sich die Zahl der Ski-Unfälle zuletzt sogar verdoppelt.

Auch bei Werner Aufmesser, der eine Krankenanstalt in Radstadt und Obertauern führt, liegen immer öfter jugendliche Unfallopfer auf dem OP-Tisch. „Die Verletzungen sind im Lauf der Jahre von unten nach oben gewandert“, sagt er – vom Knöchel über den Unterschenkel bis zum Kniegelenk.

Häufigste Skiverletzung sei derzeit der Kreuzbandriss; dahinter folgen laut einer Studie Hand bzw. Handgelenk und Schulter. Wegen der oft harten Kunstschnee-Pisten müssten immer öfter Schulter- und Oberarmbrüche behandelt werden. „Schwere Kopfverletzungen gehen tendenziell zurück, weil viele Wintersportler Helme tragen“, sagt Unfallchirurg Heinrich Thöni vom Krankenhaus Zell am See, wo im Winter 3000 Frischverletzte pro Monat behandelt werden. Mittlerweile haben 80 Prozent der Kinder einen Helm auf, bei den Erwachsenen sind es 61,6 Prozent. Zusätzliche Rückenprotektoren verwenden 6,4 Prozent.

Auch bei den Skiern geht der Trend in Richtung mehr Sicherheit. Die extrem taillierten, aggressiven Carver mit einem Radius von elf bis 13 Meter, die noch vor zwei, drei Jahren verkauft wurden, sind out; jetzige Carver haben einen Radius bis zu 19 Meter.

Zusätzlich greifen immer mehr Skifahrer zu Rocker-Ski, die an den Enden leicht aufgebogen sind. „Die Rocker-Technologie hat die breite Masse erreicht“, sagt Günther Hammerer von Hervis. Rocker-Ski gelten als besonders „fehlerverzeihend“, sie gleiten leichter um die Kurve und verringern die Gefahr des Verkantens. Hammerer: „Die Sturzgefahr wird dadurch deutlich reduziert.“

Fangen Sie am besten schon sechs Wochen vor einem Urlaub mit regelmäßiger Skigymnastik an (z. B. Kniebeugen, Abfahrtshocke, Wedelhüpfen). „Optimal sind Übungen, die Kraft, Koordination, Kondition und Gleichgewicht schulen“, sagt Oberarzt Jan Bauer vom Salzburger LKH. Schon drei Mal pro Woche eine halbe Stunde Bewegung würden reichen.

„Wenn Kinder wachsen, muss die Ski-Bindung jedes Jahr neu eingestellt und die Länge der Skier kontrolliert werden“, betont Kinderchirurg Bauer.

Informieren Sie sich vor einer Skitour über Wetter, Lawinensituation und das Gelände, in dem Sie unterwegs sind.

Egal, ob auf der Piste oder im freien Gelände: Das Handy gehört ins Gepäck.

Fahren Sie nicht alleine. Geben Sie Dritten Bescheid, wohin Sie fahren.

Machen Sie vor jedem Losfahren ein paar Übungen – auch nach einem warmen Hüttenbesuch.

Verzichten Sie auf Alkohol.

Tragen Sie einen Sturzhelm.

Pausen machen: Die meisten Skifahrer verletzen sich zwischen 15 und 16 Uhr, wenn die Kraft nachlässt.

Versicherung: Ein mehrstündiger Rettungseinsatz samt Hubschrauber kostet ab 10.000 Euro. Für 22 Euro pro Jahr kann man z. B. bei der Österreichischen Bergrettung eine Versicherung abschließen, die weltweit Bergekosten übernimmt.

Der Obmann des österreichischen Sportartikelhandels, Fritz Aichinger, über die Lift- und Ausrüstungspreise und den Wucher auf der Hütte.

KURIER: Die Ski-Ausrüstung ist in den vergangenen zehn Jahren teurer geworden, warum?
Fritz Aichinger: Das Angebot ist breiter und die Materialien wie auch die Qualität sind besser geworden.

Speziell bei der Ski-Bekleidung ziehen die Preise nach oben. Es gibt Anoraks um über 1000 Euro.
Der Kunde will auf der Piste schick sein, er verlangt nach guten Materialen. Allerdings ist man mit 500 Euro auch schon bei einer durchschnittlichen Ausrüstung dabei.

Warum geht ein Familienurlaub im Schnee so derart ins Geld?
Jede Ski-Region bietet mehr Pistenkilometer als etwa vor zehn Jahren. Die modernen Lifte kosten genauso Geld wie die Pistensicherheit. Und jeder will präparierte Hänge. Diese Investitionen schlagen sich in den Kartenpreisen natürlich nieder.

Wenn aber Eltern mit zwei Kindern auf einer Hütte 50 Euro für Getränke und einen Happen bezahlen, grenzt das an Wucher.
Die Gastronomie ist seit der Euro-Einführung tatsächlich extrem teuer geworden. Manche Preise empfinde ich als schamlos. Jausnen Sie am besten das mitgebrachte Wurstsemmerl.

Weniger das Skifahren als vielmehr das ausgelassene Feiern stand im Mittelpunkt der großen Skiopenings an diesem Wochenende. So ging die Saisoneröffnung in Schladming am Freitag mit rund 14.000 Gästen und einem Konzert der „Swedish House Mafia“ über die Bühne. Die Pisten waren jedoch nur eingeschränkt nutzbar.

Die großen Skigebiete in Österreich haben ihre Saisonstarts auf 7. Dezember, teilweise 15. Dezember verschoben. Lech am Arlberg will am 6. Dezember – zumindest eingeschränkt – loslegen. Für das Winteropening „Snow Mobile“ in Saalbach-Hinterglemm (6. bis 9. Dezember) wurde ein Schneedepot angelegt. Derzeit ist Pistenvergnügen nur in den Gletschergebieten möglich.

Am Sonntag soll es in Vorarlberg und im Süden Österreichs schneien, aber maximal bis zu 15 Zentimeter. „Ab Dienstag zeigt sich eine Front, die eventuell mehr Schnee für den Westen bringt“, führt Meteorologe Peter Pilati von UBIMET aus. Zumindest könnten die Temperaturen so tief werden, dass es zum Beschneien der Pisten reicht.

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