Schafe zu giftig für Bewohner

Seit 8. Dezember erhalten Isa Priebernigs Schafe unbelastetes Futter, die HCB-Werte sind für sie und ihre kontaminierte Familie dennoch zu hoch
Görtschitztaler sollen Fleisch aus Supermarkt holen / Betroffene in Rage.

"Ich darf das Fleisch meiner eigenen Tiere wegen zu hoher HCB-Werte nicht verzehren, aber ich darf es an jeden meiner Bio-Kunden verkaufen. Damit hat der Umweltskandal eine neue Dimension erreicht." Biobäuerin Isa Priebernig aus Eberstein im Görtschitztal versteht die Welt nicht mehr: Das Land Kärnten hat ihren Hof mit Ende Juni wieder freigegeben und, wie berichtet, im Tal die allgemeine Untersuchungspflicht für Schlachttiere aufgehoben.

Priebernig war es, die dennoch in Kooperation mit Global 2000 eines ihrer Schafe testen ließ: Das Ergebnis lag um das Neunfache über jenem HCB-Richtwert, der laut Umweltbundesamt und Med-Uni Wien den belasteten Görtschitztalern zugemutet werden darf, aber unter dem gesetzlichen Grenzwert für den Rest der Bevölkerung liegt. Ein ebenfalls getestetes Lamm wies nur geringe HCB-Spuren auf.

Hohe Belastung

"Wenn ich das Schaf nicht zufällig beproben lasse, erfahre ich nie, dass wir im Tal dieses Fleisch gar nicht essen dürfen. Wir sind eine sechsköpfige Familie, vier Menschen fallen in die höchste HCB-Belastungsgruppe", sagt Priebernig. "Nachdem das Land 400 Tierhalter über die Aufhebung der HCB-Untersuchungspflicht für Schlachtvieh informiert hat, glauben viele, dass die Belastung gesunken ist. Aber für die Görtschitztaler selbst ist sie noch immer zu hoch. Man will uns nur vorgaukeln, dass alles in Ordnung ist."

Auf ihrem Hof wurde der Futtertausch am 8. Dezember vollzogen. "Nach 180 Tagen sei das HCB in den Tieren abgebaut, hieß es. Jetzt – nach neun Monaten – haben wir das Ergebnis."

Von Gesundheitslandesrätin Beate Prettner fordert Priebernig nun eine Verzehrwarnung im Görtschitztal und die Wiedereinführung der Untersuchungspflicht. "Die Verzehrwarnung ist aufrecht – für die Görtschitztaler", überrascht Prettner. Priebernig: "Dann muss sie das an jeden Haushalt schicken, denn im Tal weiß und beachtet das niemand."

Monitoring-System

Außerdem habe man nun für jene 149 Betriebe, die laut Beprobungen im Sommer die Richtwerte noch nicht erreicht hätten, mithilfe eines angekauften HCB-Testgeräts ein Monitoring-System eingerichtet, betont Prettner weiter. "Dort werden im Fall einer Schlachtung Proben entnommen. 49 Analysen sind im Laufen, Ergebnisse stehen noch aus. Damit wollen wir erreichen, dass das Fleisch auch für die Görtschitztaler selbst empfohlen werden kann. In der Zwischenzeit kann ich nur raten, dass die Menschen in der Region ihr Fleisch aus dem Supermarkt beziehen – auch wenn ich für diese Aussage geprügelt werde."

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