Zopf ab: Haare für kranke Kinder

Glückliches Mädchen mit gespendeten Haaren
Der Verein "Die Haarspender" will Betroffenen nach Haarverlust mit maßgefertigten Perücken helfen.

Gerit war fünf, als sie plötzlich strähnenweise ihr Haar verlor: Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata). Ursache: unbekannt. Heilung? Unklar. Mit acht wurde ihr Zustand noch einmal schlimmer: Von ihrem blonden Haar blieb bald nur mehr der Pony. Nun kann sich die junge Niederösterreicherin wieder freuen. Sie bekommt nämlich eine neue Perücke – aus echten Haaren. Gespendet von ihren Freundinnen und organisiert über den neuen Wiener Verein "Die Haarspender".

"Wenn jemand keine Haare hat, da denkt man: der muss krank sein. Und gerade Kinder werden oft gehänselt", erzählt Gründer Holger Thomas Möller. Im Juli hat er seine Initiative geründet. Er möchte bedürftigen Kindern zwischen vier und 17 Jahren, die nach einer Chemotherapie oder wegen Alopecia areata an Haarausfall leiden, zu einer neuen Haarpracht verhelfen. Denn Echthaarperücken sind teuer: Zwischen 1500 und 3000 Euro kostet eine. Die Krankenkasse schieße nur 380 Euro zu. "Natürlich gibt es Perücken ab 69 Euro, aber das glänzt wie Puppenhaar." Zuletzt unterstützte Möller, der selber 17 Jahre lang Frisör war, ehe ihn eine Chemikalien-Unverträglichkeit zum Aufhören zwang, das ähnliche Projekt "Haarfee". Doch er wollte mehr tun. Perücken könne es nicht genug geben.

Zopf ab: Haare für kranke Kinder
Holger Thomas Möller, Gründer & Vereinsobmann "Die Haarspender", Perücken für kranke Kinder, Chemotherapie, Alopecia areata

"Ich habe in meiner Familie viele Krebsfälle. Ich habe gemerkt, was Haarverlust bedeutet", erzählt er. Gleichzeitig würden beim Frisör so viele Haare weggeschmissen. Derzeit würden dank Spenden bereits vier Perücken produziert, 15 möchte er heuer noch vergeben. Eine der ersten, die eine erhält, wird Gerit sein. Auch dank Clarissa Teuschl. Die 18-Jährige ließ sich den Kopf rasieren, um dem Mädchen zu helfen.

Nicht schämen "Ich war erst voll unsicher", erzählt sie. Doch helfen wollte sie schon länger. Als sie auf den Verein aufmerksam wurde, war ihre Entscheidung klar. "Gerit fehlen ihre Haare. Dass sie sie nicht flechten und keine Spangerln verwenden kann – was Mädchen halt so machen", erzählt sie. Ihren Schritt bereut sie nicht. Obwohl: "Es war erst ein Schock. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder weinen soll." Mittlerweile ist sie genauso gespannt auf die Perücke wie Gerit: "Ich habe es auch gemacht, damit sie weiß, dass man sich für eine Glatze nicht schämen muss."

Möller hat lange nach dem richtigen Partner für die Herstellung gesucht und wurde erst in Asien fündig. 25 Tage dauere die Herstellung einer Perücke, berichtet er. Drei bis fünf Zöpfe werden dafür benötigt. Viel Haar, das er auch durch die ersten Partner-Frisöre erhält.

Iris Freiberger aus Persenbeug etwa. Auch in ihrem Salon wurden Zöpfe für Gerit gespendet. Die Aktion findet sie wichtig; "Gerade Familien kranker Kinder haben nicht viel Geld. Und in der Volks- und Hauptschule sind Kinder hart. Haare machen einfach viel aus", sagt sie. Seit Sommer hat sie schon zwölf Zöpfe gesammelt.

Noch befindet sich der Verein im Aufbau. Mehr Kooperationen sind geplant; auch Mitstreiter sind erwünscht. "Aus Solidarität würde ich jedem empfehlen, zu spenden", sagt Clarissa Teuschl. Wichtig sei, die Probleme der Kinder im Bewusstsein zu verankern.www.diehaarspender.at

Kommentare