Was „Reformpartnerschaft“ und „frankschämen“ verbindet

Vergangene (Un-)Worte: Seit 1999 wird darüber abgestimmt.
Seit 1999 wird nach dem Wort des Jahres gesucht. Die Idee dazu hatte ein Sprachforscher.

Chüün. Wer jenseits der 20, 25 Jahre ist, wird eventuell nicht wissen, wie das laut gesagt wird, deshalb der Hinweis: Das englische Chillen, aber ausgesprochen auf gut österreichisch. Damit erklärt sich auch die Bedeutung eines der Kandidaten für das Jugendwort des Jahres: herumhängen, ausruhen, entspannen.

Bis 2. Dezember läuft die Wahl noch, am 5. Dezember gibt die Jury um den Grazer Germanisten und Uni-Professor Rudolf Muhr die Gewinner bekannt. Seit 1999 sucht Muhr nach nach Wort und Unwort sowie Spruch des Jahres, 2010 kam das Jugendwort dazu. „Mich hat’s immer geärgert, dass die Zeitungen in Österreich am Jahresende das deutsche Wort des Jahres veröffentlicht haben. Aber das kennt das ja hier bis auf wenige keiner.“

Hinter jedem Begriff stecke ein Thema, eine Problematik, worüber das ganze Jahr diskutiert worden sei. Dabei werde auch er oft überrascht, welche Vorschläge die meisten Stimmen bekämen. 2012 etwa war die Rettungsgasse das Wort des Jahres, Unschuldsvermuteter das Unwort. „Mir war Rettungsgasse kein Begriff“, gesteht Muhr ein. „Aber all denen, die im Stau stehen.“

Heuer stehen unter anderem frankschämen und Rekordhitze auf der Wort-Liste, Begegnungszone und Reformpartnerschaft auf der Unwort-Liste. Aus Zuschriften trifft die Jury eine Vorauswahl, nachdem in Zeitungsdatenbanken überprüft wurde, ob die Vorschläge in medialen und damit öffentlichen Sprachgebrauch Eingang gefunden haben.

Signifikante Ereignisse

Viele Worte stammten aus dem politischen Umfeld, die Unworte leider oft auch mit rassistischem Hintergrund, bedauert der Forscher. „Es geht um Wörter, die signifikant für das Jahr sind. Jedes einzelne Wort erinnert an ein Ereignis.“

Der Streifzug durch die Ergebnisse der vergangenen Jahre gleicht einem durch die jüngste politische Geschichte. 1999 waren die Sondierungsgespräche das Wort des Jahres, Schübling Unwort. 2000 folgten Sanktionen und soziale Treffsicherheit, 2002 Teuro und Nullerinnerung, 2008 Lebensmensch und Gewinnwarnung. Im Jahr darauf machte Analogkäse auf der Pizza Schlagzeilen und schaffte es zum Unwort, während Audimaxismus Wort des Jahres wurde: Das spielt auf die Besetzung des größten Hörsaales der Uni Wien an.

15.000 Stimmen wurden heuer bereits abgegeben. „Aber viel mehr Menschen lesen das Ergebnis und sind informiert. Das halte ich ja für einen Teil des Projektes, dass Menschen über den Sprachgebrauch sprechen“, hofft Muhr. „Es soll zum Nachdenken anregen.“

www.oewort.at

Die Kandidaten für das Wort des Jahres 2013

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