Wolf auf der Flucht: Leckereien lassen "Fritzi" kalt

Vier Fallen wurden bereits aufgestellt, um den Ausreißer wieder einzufangen.
Ausgebüxter Wolf kam nicht nahe genug für einen Schuss aus dem Narkosegewehr.

Hendeln, so weit man schaut. "Für den Fritzi ist das ein herrliches Leben hier. Das ist ja wie ein Lottosechser für ihn", schmunzelt Sonja Gollenz, hängt aber dennoch ein großes Stück Fleisch in die Kastenfalle in der Hoffnung, dass der Ausreißer Appetit auf Rind statt Huhn bekommt.

Doch den jungen Grauwolf kümmerte in der Nacht auf Dienstag weder das eine noch das andere. Er wurde zwar in Glein, einer Katastralgemeinde von St. Margarethen bei Knittelfeld, bei seinem bevorzugten Futterplatz gesichtet. Doch als ob er den Braten gerochen hätte, kam "Fritzi" diesmal den Hühnern eines großen Legehennenbetriebs nicht nahe genug: Auf dem Dach des Stalls lauerte der pensionierte Tierarzt Josef Kain die ganze Nacht mit seinem Narkosegewehr. "Aber das hat nur eine Reichweite von 20 bis 30 Metern", beschreibt Kain. "Fritzi" tappte aber viel weiter entfernt zwischen Waldrand und Hühnerwiese hin und her. Tags zuvor hat er dort, wo die Kastenfalle aufgestellt wurde und Kain wartete, noch ein paar Hühner gerissen.

Geruchsfalle

Wolf auf der Flucht: Leckereien lassen "Fritzi" kalt
Fritzi unterwegs
Das mag der Grund sein, warum "Fritzi" Montagnacht lebende wie tote Leckerbissen so gelassen ignoriert hat, überlegt Sonja Gollenz vom Tierpark "Wilder Berg" in Mautern: "Ein Wolf frisst nicht jeden Tag. Ein frisst sich einmal voll und dann dauert das wieder ein paar Tage, bis er wieder hungrig wird." Man hoffte dennoch, "Fritzi" anlocken zu können und zwar mit dem "Einserschmäh" eines sehr vertrauten Geruchs: Gollenz legte zusätzlich zum Fleisch auch Wolfskot in die Falle – den von "Julia" nämlich, "Fritzis" Schwester.

Sie ist nach wie vor im obersteirischen Tierpark in jenem Gehege, aus dem ihr Bruder vor rund zwei Wochen entkam - der KURIER hat berichtet. Während eines heftigen Gewitters mit starkem Regen wurde das Gehege unterspült. "Fritzi" erst ein Jahr jung, 30 Kilo schwer und damit noch lange nicht ausgewachsen nützte ein Loch, um hinauszuschlüpfen.

Seither ist der Grauwolf erstmals in Freiheit unterwegs, er kam erst wenige Tage vor seinem Ausbruch aus einem bayerischen Zoo nach Mautern. Der obersteirische Tierpark ist gute 35 Kilometer Luftlinie von St. Margarethen bei Knittelfeld entfernt. Für einen Wolf sei das aber keine Distanz, überlegt Bürgermeister Erwin Hinterdorfer. "Wölfe schaffen 70 Kilometer pro Tag." "Fritzi" streunt aber konsequent in der Gemeinde umher. "Er ist im Umkreis von drei Kilometern unterwegs und kommt immer wieder an die selben Stellen zurück."

Gefilmt

Wolf auf der Flucht: Leckereien lassen "Fritzi" kalt
Ein Grauwolf namens „Fritzi“ aus dem obersteirischen Tierpark „Wilder Berg Mautern“ ist entwischt
Vier Kastenfallen sind mittlerweile aufgestellt, sie befinden sich in der Nähe von "Fritzis" Lieblingsbeute, den Freiland-Legehennen eines großen obersteirischen Betriebes. Dem Juniorchef der Firma gelang es auch, den Wolf mehrmals zu filmen. Wildkameras sollen jetzt "Fritzis" Weg genau aufzeichnen; sobald der bekannt ist, können auch Schlingfallen aufgelegt werden.

So lange "Fritzi" keine Gefahr für Menschen darstelle, gebe es keine Abschusserlaubnis, stellt Bürgermeister Hinterdorfer klar. "Oberstes Ziel ist es, ihn einzufangen." In der Gemeinde selbst halte sich die Aufregung in Grenzen, sei man doch durchaus an die Nachbarschaft von Wölfen gewöhnt. "Wir haben auch ein wild lebendes Pärchen in der Gegend. Aber die kommen nie so weit herunter wie Fritzi."

Dafür kommen wegen "Fritzi" ganz andere Besucher in den sonst so beschaulichen Ort mit rund 2700 Einwohnern Journalisten. "Ich hab’ noch nie so viele Interviews gegeben wie jetzt", sagt der Kommunalpolitiker.

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