Wofür die Österreicher spenden

60 Euro spendet ein Durchschnittsösterreicher pro Jahr. Mit diesem Wert bewegt man sich im internationalen Mittelfeld.
Spendenvolumen neuerlich gestiegen - doch immer weniger Österreicher greifen für andere in die Börse.

Auch wenn die im Spendenbericht 2013 aufgeführten 510 Millionen Euro eine leichte (plus 2 Prozent) Steigerung bedeuten, nur Grund zum Jubeln sah man beim Fundraising Verband Austria (FVA) heute, Dienstag, nicht. Denn die Zahl der Spender nimmt ab und auch im internationalen Vergleich kann sich Österreich keineswegs rühmen, "Spendenweltmeister" zu sein.

63 Prozent der Österreicher greifen aktuell für andere in die Geldbörse. "Das bedeutet einen sukzessiven Rückgang", führte Bernhard Hofer, Geschäftsführer von Public Opinion, bei einer Pressekonferenz in Wien aus. Allerdings wird dies durch vermehrte Großzügigkeit ausgeglichen: Zahlte ein Spender im Vorjahr durchschnittlich 92 Euro, waren es heuer 110, wobei die Daten des Taifuns auf den Philippinen hier noch nicht enthalten sind. "Die Österreicher sehen die Not der anderen", erklärte sich FVA-Geschäftsführer Günther Lutschinger diese Entwicklung.

Allerdings kann sich Österreich mit 60 gespendeten Euro pro Jahr und Kopf keineswegs als "Spendenweltmeister" bezeichnen. Mit diesem Wert bewegt man sich im internationalen Mittelfeld, während die Schweizer doppelt so viel spenden und die Amerikaner mit sage und schreibe 744 Euro die wahren Champions sind.

Großspender fehlen

Ein Grund dafür mag sein, dass es hierzulande an Großspendern fehlt, wie Monica Culen von den Rote Nasen Clowndoctors ausführte. Sie wünscht sich, dass Stiftungen in Österreich endlich gemeinnützig aktiv sein können. Lutschinger wiederum begrüßte, dass die vor fünf Jahren ermöglichte Absetzbarkeit von Spenden durchaus Wirkung gezeigt habe. Gleichzeitig verlangte er von der Politik, diese auf Tierschutz, Kultur und Bildung zu erweitern.

Gerade beim Tierschutz könnte dies durchaus etwas bewirken: Denn nach Kindern (28 Prozent) sind diese Lebewesen bei 22 Prozent das beliebteste Spendenthema. An dritter Stelle finden sich mit je 13 Prozent Spenden zur Bekämpfung des Hunger in der Welt sowie für Obdachlose und sozial Benachteiligte.

Solidarität mit Notleidenden sowie Sympathie gegenüber der bedachten Organisation sind die stärksten Motive. Sehr gut kommen Projekte an, die den Fokus auf die Hilfe zur Selbsthilfe legen. Und ganz wichtig ist den Spendern die Sicherheit, dass die Hilfe auch wirklich ankommt.

Dies kann auch Michael Opriesnig, der Vorstandsvorsitzende von Nachbar in Not, garantieren. Er musste auf ein durchaus bewegtes Jahr zurückblicken: Zunächst das Hochwasser in Österreich, dann der Dauerbrenner Syrien und zuletzt der Taifun auf den Philippinen.

Für letzteren sind bis dato 2,1 Millionen auf dem Konto von Nachbar in Not eingezahlt worden; viel, und zugleich wenig angesichts 14 Millionen Menschen, die direkt betroffen sind und einer Million beschädigter oder zerstörter Häuser. Und obwohl Spendenaufrufe für Kriegsgebiete in Österreich nicht allzu erfolgreich sind, wurden für Syrien bereits 4,5 Millionen gesammelt - ebenso viele Personen befinden sich laut Opriesnig auf der Flucht.

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