Windräder: "Die Steirer lachen uns aus"

Auf dem Plöckenpass steht Kärntens einziges Windrad
Firma schlitterte wegen Behördenslaloms in die Pleite, Betroffene orten Kampf gegen Windmühlen.

Eine Windpark-Firma meldet Insolvenz an, ohne auch nur ein einziges Windrad errichtet zu haben. Unmöglich? In Kärnten ist genau das passiert, denn hier warten auf Projektwerber die strengsten Auflagen und größten bürokratischen Hürden.

50 Windpark-Projekte liegen in den Schubladen, Investoren wollen laut Wirtschaftskammer Kärnten (WKK) 150 Millionen Euro bereitstellen, während sich ein einziges Windrad tatsächlich dreht – am Plöckenpass, versteckt zwischen 500 Meter hohen Felswänden. Denn die Verordnung sieht vor, dass ein Windrad aus 25 Kilometern nicht sichtbar sein darf.

Der Pionier

Das Einzelstück gehört Wilfried Klauss. Und auch Kärntens zweites Windrad wird er errichten: knapp neben Nummer eins. "Ich lasse gerade das Fundament ausheben. Man muss auf dem behördlichen Hürdenweg Ausdauer haben", sagt er. Zehn Jahre lang hat er für sein zweites 800-Kilowatt-Kraftwerk gegen Einsprüche von Interessensgemeinschaften gekämpft, 1,2 Millionen Euro investiert. "In 13 Jahren wird sich das Rad amortisieren", ist Klauss überzeugt.

Walter Prutej von der Firma Greenfuture ist mit seinem Windpark-Projekt gescheitert und musste Insolvenz anmelden. Die Passiva betragen 690.000 Euro, die Aktiva 133.000 €. Seit 2013 versuche er, Bewilligungen für einen Park auf der Petzen zu erhalten, die meisten seien nicht rechtskräftig entschieden. "Die Überschuldung ist auf die langen Behördenwege zurückzuführen", sagt Prutej.

Štefan Merkač, Fachreferent von Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne), gibt Prutej bedingt recht: "Für kleinere Projekte ohne Umweltverträglichkeitsprüfung sind die Bezirkshauptmannschaften zuständig. So haben Bürgerinitiativen und Verbände viele Möglichkeiten zur Beeinspruchung", sagt er und rät zu Großprojekten, für die wegen der UVP nur das Land zuständig sei. Angesprochen auf langwierige Verfahren empfiehlt sein Chef, Rolf Holub, Betreibern sogar Amtshaftungsklagen.

"Wenn ich die BH klage, bin ich auf verlorenem Posten", entgegnet Franz Dorner. Er will seit sechs Jahren auf der Koralm sechs Windräder errichten, hat eine Million Euro investiert. Die Behörde erkannte, dass Dorner zu wenig Ersatzflächen für dort lebende Fasane zur Verfügung stellen kann. Nun plant er neu. "Meinem Bruder wurde in nur eineinhalb Kilometern Entfernung in der Steiermark ein ähnliches Projekt bewillig. Die Steirer lachen uns Kärntner aus", weiß Dorner.

Viel zu Lachen hatte in seinem Behördenslalom auch Werner Feuerabend nicht. Seit dreieinhalb Jahren versucht er, ein Projekt mit acht Windrädern auf der Kuchalm in Metnitz umzusetzen. "Der Naturschutzbeirat, die Vogelschützer und angebliche Gutachter bereiten uns Probleme. Wir haben bereits 1,1 Millionen Euro investiert, aber der entscheidende Bescheid fehlt", sagt Feuerabend.

Kritik an Öko-Beamten

In Kärnten würden Firmen pleite gehen, weil "wild gewordene Öko-Beamte" und "halblustige Politiker" sie ins Leere laufen lassen, prangert WKK-Präsident Jürgen Mandl an. Konkret sprach Mandl Holub an, von dem er "umgehend Aufklärung verlangt, warum in Kärnten Unternehmer gefrotzelt werden, während in Rest-Österreich gleichartige Projekte in Betrieb gehen."

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