"Wie Hitler sich im Grabe umdrehen würde"

Für einen Teil von Gerda Eislers Familie wurden bereits Stolpersteine verlegt
Erstmals werden in Graz Stolpersteine für Schüler verlegt, die von den Nazis vertrieben wurden.

95 Stolpersteine liegen bereits in Graz. Eingebettet in den Asphalt vor Häusern quer durch die Stadt sollen sie an jene Menschen erinnern, die dort wohnten, ehe sie von den Nazis vertrieben wurden.

Heute, Dienstag, kommen 27 weitere dazu. Erstmals werden die kleinen Mahnmale vor einer Schule angebracht: Sie erinnern an 27 jüdische Schüler, die das Oeverseegymnasium nach dem sogenannten "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland verlassen mussten.

Unter diesen Schülern war auch Kurt Eisler. 1939 schafften es die Eislers, mit dem "Lisl-Transport" über Wien nach Palästina zu flüchten. 300 Juden konnten sich auf diesem illegalen Weg in Sicherheit bringen.

"Wie Hitler sich im Grabe umdrehen würde"
Ehepaar Eisler

In Palästina heiratete Kurt 1949 Gerda, die Witwe seines Bruders. Auch Gerda, gebürtige Engel, stammt aus Graz. Gerda Eisler ist mittlerweile 90 Jahre alt und lebt seit 1969 in Deutschland, ihr Mann Kurt starb 2003. Ihre Erinnerungen sind eben auch als Buch erschienen, herausgegeben vom Geschichtsverein "CLIO".

Für ihren Großvater sowie für ihre Eltern Heinrich und Rosa wurden bereits Stolpersteine verlegt. Gerda und ihr Mann Kurt waren 2000 bei der Einweihung der wieder errichteten Synagoge in Graz. Gerda erinnert sich, dass der damalige Bürgermeister Alfred Stingl, SPÖ, seine Gäste auf den Balkon des Rathauses führte. "Da standen wir, eine große Gruppe vertriebener Grazer Juden, die in ihre Heimat zurückgekehrt war", schreibt sie. "Dabei stellte ich mir vor, wie Hitler sich im Grabe umdrehen würde, könnte er diese Szene beobachten. Dass mir so etwas im Leben passiert, hätte ich mir nie erträumt."

BUCHTIPP: Gerda Eisler, "Alles, woran ich glaube, ist der Zufall", Verlag CLIO, 18 Euro

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