Wie es im Fall Pachmann weitergeht

Wie es im Fall Pachmann weitergeht
Die angeblichen Nachfahren des Kronprinzen Rudolf wollen weiterforschen.

Natürlich sind die Brüder Rainer Pachmann und Franz Stephan Salvator Hübsch enttäuscht, dass ihr DNA-Vergleich, den der KURIER mit einem Mitglied der Familie Habsburg durchführen ließ, negativ ausfiel. Doch sie wollen weiterforschen, um den Nachweis zu erbringen, dass sie dem ehemaligen Kaiserhaus angehören. Zu viele Indizien liegen vor, die – wie sie meinen – ihre Herkunft nach Kronprinz Rudolf und Kaiser Franz Joseph belegen.

Immerhin haben ihrem Vater Theodor Pachmann zwei österreichische Gerichte – wie im KURIER am Sonntag berichtet – diesbezüglich recht gegeben. Doch gab es damals, 1965 und 1976, noch nicht die Möglichkeit, der Herkunft durch DNA-Analysen auf die Spur zu kommen.

Vermögen verloren

Sowohl Theodor Pachmann als auch ihr Großvater Carl Rudolf, der der Sohn Kronprinz Rudolfs mit der Erzherzogin Maria Antonia von Toskana gewesen sein soll, haben ihr ganzes Leben darum gekämpft, als Angehörige des Hauses Habsburg anerkannt zu werden. „So weit werde ich nicht gehen“, sagt Rainer Pachmann, der 63-jährige Inhaber eines Hörgeräte-Geschäfts in Wien. „Mein Vater und mein Großvater haben sich durch diese Prozesse kaputt gemacht. Beide haben ihr Leben in den Dienst der Klärung ihrer Familiengeschichte gestellt. Mein Vater hat nur deshalb Rechtswissenschaften studiert, um die Sache vor Gericht durchkämpfen zu können. Beide waren ursprünglich wohlhabend – ich vermute, dass ihr Vermögen aus einer Apanage des Kaiserhauses stammte – haben aber zur Finanzierung der Gerichtsverfahren alles verloren.“

Rainer Pachmann will sich im Gegensatz zu seinen Ahnen nicht in die Causa verrennen und doch – wie auch sein Halbbruder Franz Stephan Salvator Hübsch – seiner wahren Abstammung auf den Grund gehen.

Zumal es neben den positiven Gerichtsurteilen weitere Aussagen und Dokumente gibt, die ihre kaiserliche Herkunft, wie sie meinen, glaubhaft erscheinen lassen.

Treffen

So erinnerte sich ihr Großvater Carl Rudolf Pachmann an ein Treffen mit Kronprinz Rudolf. Er war fünf Jahre alt, als er von einem Kammerdiener durch einen Seiteneingang zu seinem angeblichen Vater nach Schön-brunn gebracht wurde. Der Kronprinz hätte ihn gestreichelt, auf den Arm genommen, einige Worte an ihn gerichtet und ihm Geschenke gegeben, darunter das von ihm verfasste Buch „Orientreise“, das er mit der Widmung „Meinem Sohne“ versah. Zu einem geplanten zweiten Treffen kam es nicht mehr, weil der Thronfolger kurz danach, am 30. Jänner 1889, in Mayerling verstarb.

Wie es im Fall Pachmann weitergeht
Rainer Pachmann mit seinem Vater Dr. Theodor Pachmann und seiner Mutter 1965/Foto privat (frei)

Notar

Marie Pachmann, bei der Carl Rudolf, genannt Robert, aufgewachsen ist, ließ 1925 notariell beglaubigen, „dass Robert das Kind des Kronprinzen Rudolf“ sei.

Historiker

Aufhorchen ließ auch ein Interview, in dem der langjährige Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs und angesehene Historiker Professor Oskar Mitis im Jahre 1948 – zweifellos nach Studium ihm zugänglicher Dokumente – erklärte, „dass die Geheimehe Kronprinz Rudolfs mit Maria Antonia von Toskana Tatsache ist und dass die Unterschiebung des Kronprinzensohnes bei der Familie Pachmann stattgefunden hat“.

Zeugenaussage

Des Weiteren erklärte Marie Pachmanns Tochter Ida, die im Haushalt ihrer leiblichen Eltern viele Jahre mit Carl Rudolf gelebt hat, 1964 im Landesgericht Wien unter Zeugenpflicht, dass Carl Rudolf „nicht der Sohn meiner Eltern war“.

DNA-Vergleich

Demgegenüber steht der vor wenigen Tagen durch die Sachverständige für forensische Molekularbiologie Dr. Christa Nussbaumer durchgeführte DNA-Vergleich mit einem Angehörigen des Hauses Habsburg: Demnach könne „eine Verwandtschaft väterlicherseits zwischen den Halbbrüdern Pachmann und Hübsch mit Herrn Dr. Georg Hohenberg ausgeschlossen werden.“

Dieser Verwandtschaftsanalyse zufolge sprachen die österreichischen Gerichte in Wien und Salzburg, die den Vater der Herren Pachmann und Hübsch als Nachfahren Kronprinz Rudolfs anerkannt haben, Fehlurteile.

Wie es im Fall Pachmann weitergeht

Sollten die Brüder irgendwann dennoch recht bekommen, würden sie übrigens finanzielle Ansprüche anmelden. „Es gibt ein großes privates Habsburger-Vermögen“, sagt Rainer Pachmann. „Für den Fall, dass ich nachweisen könnte, der Linie nach Kaiser Franz Joseph anzugehören, würde ich einen Anteil der Besitzungen einfordern – ihn jedoch großteils karitativen Zwecken widmen.“

Was aber sind die Konsequenzen des negativen Vergleichs der DNA-Daten Georg Hohenbergs mit Rainer Pachmanns und Franz Hübschs?

„Mein Vater und mein Großvater“, ist Rainer Pachmann sicher, „haben sich diese Geschichte nicht ausgedacht, es gibt zu viele Hinweise darauf, dass es die Liebesbeziehung zwischen Kronprinz Rudolf und Maria Antonia von Toskana gab.“ Es wäre natürlich möglich, dass Carl Rudolf Pachmann tatsächlich aus dieser Beziehung stammt – aber die Vaterschaft in einer späteren Generation zweifelhaft ist. Franz Stephan Salvator Hübsch ist aufgrund der Dokumente, der Zeugenaussagen und der Gerichtsurteile „überzeugt, ein Urenkel des Kronprinzen Rudolf zu sein“. Ebenso wie Rainer Pachmann, der ein Ergebnis erst dann anerkennen will, „wenn es einen DNA-Vergleich zwischen Kronprinz Rudolf und mir gibt.“

Den zu erzielen wird nicht ganz einfach sein, zumal die Kapuziner, in deren Gruft der Thronfolger begraben ist, solche Untersuchungen bisher nie zuließen.

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