Waldarbeiten: Jedes Jahr rund 1.500 Verletzte

Nur einer von fünf trägt bei Forstarbeiten einen Helm.
Die meisten Forstunfälle passieren im November. Mehr als 20 Tote jährlich. Zwei von drei Betroffenen sind Männer über 50.

Mehr als 20 Menschen sterben jedes Jahr bei Wald-und Forstarbeiten. Über 80 Prozent des österreichischen Waldes sind im Privatbesitz und werden kleinflächig bewirtschaftet. Alleine bei privat durchgeführten Waldarbeiten werden jährlich mehr als 1.500 Menschen so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen, so die Zahlen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV).

Unachtsam

Die Zahl der schweren Wald- und Forstunfälle im Privatbereich ist damit laut KFV doppelt so hoch wie jene der gewerblichen. Beinahe jeder fünfte Waldarbeitsunfall passiert im November. Im privaten Bereich sind Unachtsamkeit (39 Prozent) und Fehleinschätzung (22 Prozent) die häufigsten Ursachen.

Und auch im Umgang mit der Motorsäge zeigen sich Unterschiede zwischen privaten und beruflichen Waldarbeitern: Bei ersteren sind etwa neun Prozent der Verletzungen auf die Motorsäge zurückzuführen, im beruflichen Segment dagegen nur rund sechs Prozent. "Ein Großteil der Unfälle, die im privaten Segment passieren, könnten leicht verhindert werden", sagte Othmar Thann, Direktor des KFV. So führen beispielsweise mangelnde Konzentration und Ermüdung zu Unfällen, vor allem am Nachmittag, berichtete Wolfgang Jirikowski, Dienststellenleiter der BFW-Forstliche Ausbildungsstätte Ort. Als Auslöser nannte Jirikowski unter anderem Ausrutschen und Verknöcheln, aber auch herabfallende Äste, "oftmals auch Minuten nach der Fällung".

Männer über 50

Rund 35 Prozent der Unfälle im privaten Bereich passieren am Samstag. Männer machen 95 Prozent der Verletzten aus, zwei von drei Betroffenen sind mindestens 50 Jahre alt. Bei Arbeitsunfällen im Bereich der Waldarbeit ist die Hälfte der Betroffenen 50 Jahre oder älter, so die Zahlen des KFV. Die häufigsten Verletzungen beim privaten Waldarbeiten sind mit rund der Hälfte der Fälle Frakturen, meistens betroffen sind Finger, Fußgelenk bzw. Knöchel und Unterschenkel, erläuterte Thann.

Kaum einer trägt einen Helm

"Besonders ernüchternd ist die Bilanz bei der Helmtragequote: Etwa vier von fünf Personen verzichten bei privaten Waldarbeiten auf das Tragen eines Schutzhelmes", sagte Thann. "Moderne Schutzausrüstung, gutes Werkzeug sowie eine individuelle Schulung durch erfahrenes Fachpersonal sind zentrale Voraussetzungen für eine sichere und effiziente Waldarbeit", sagte Jirikowski. "Im bäuerlichen Bereich hat sich insbesondere bei der jungen Generation schon Profi-Kleidung durchgesetzt", ergänzte Forstlehrer Siegfried Sperrer. Zu dieser Ausrüstung gehören neben Helm, Handschuhen und Sicherheitsschuhen auch Schnittschutzhosen. Bei diesen ist eine Schicht aus lose verwebten, reißfesten Fäden eingearbeitet. Wenn jemand mit der Kettensäge abrutscht, zerschneidet diese den Oberstoff. Die Fäden wickeln sich um das Antriebsrad der Säge und blockieren diese in Sekundenbruchteilen, erklärte Sperrer.

Kurse

In der Forstlichen Ausbildungsstätte in Gmunden werden praxisorientierte Kurse angeboten. In Oberösterreich müssen beispielsweise neue Waldbesitzer binnen drei Jahren forstliche Grundkenntnisse bei der dafür behördlich zuständigen Grundverkehrskommission nachweisen. "Wir haben den Wunsch, dass das in anderen Bundesländern auch so gehandhabt wird wie in Oberösterreich", sagte Thann.

Wie ein Baum richtig und sicher umgeschnitten wird, demonstrierte Sperrer am Dienstag in der Ausbildungsstätte vor Journalisten. "Im Nahbereich, den ersten drei Metern, passieren die meisten tödlichen Unfälle", sagte Sperrer, ehe er die 20 Meter lange Schwarzerle fällte.

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